Spiel, Satz und Sieg – BU in bester „Steffi-Graf-Manier“!

Pieper-Schützlinge finden beim SC Condor wieder voll in Tritt

04. Mai 2016, 23:44 Uhr

Lasse Keunemann (l.) und Janis Korczanowski (2. v. l.) bejubeln ihr Zusammenspiel und den Torerfolg zum 3:0 kurz vor dem Pausenpfiff

In den letzten Wochen verspielte der HSV Barmbek-Uhlenhorst seine herausragende Ausgangsposition im Meisterschaftskampf der Oberliga und musste nicht nur im direkten Aufeinandertreffen gegen Dassendorf Federn lassen. Beim SC Condor hatten die Pieper-Schützlinge die nächste schwere Herausforderung vor der Brust – denn die „Raubvögel“ sind am heimischen Berner Heerweg nur schwer zu knacken. Umso überraschender war die Deutlichkeit des Endresultats in einem Spiel, das der Titelaspirant nach 20 Minuten Anlaufzeit fast nach Belieben beherrschte. Coach Pieper war dementsprechend happy...

Der Übungsleiter des Pokalsiegers brachte seine Zufriedenheit über den Auftritt seiner Mannen süffisant zum Ausdruck: „Es gibt nichts zu meckern und wäre auch komisch, wenn man bei einer der heimstärksten Mannschaften der Oberliga 5:2 gewinnt und dann auch noch anfängt zu nörgeln. Das wäre so, als wenn Steffi Graf ein Grand-Slam-Finale mit 6:0 und 6:0 in 30 Minuten gewinnt und sagt: mein Aufschlag ist nicht gekommen. Das war größtenteils überragend!“ Bis zum Ehrentreffer der Farmsener in Minute 77 zum zwischenzeitlichen 1:4 wurde es vor dem Tor von André Tholen nur einmal gefährlich: 20 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als Ibrahim Özalp auf halbrechts von Carlos Flores bedient wurde und den Barmbeker Schlussmann mit einem wuchtigen Schuss aufs kurze Eck vor eine echte Herausforderung stellte, die dieser jedoch glänzend meisterte. Wenige Augenblicke darauf setzte ein langer Ball aus der Hintermannschaft die Hausherren-Defensive schon fast schachmatt. Lasse Keunemann, Janis Korczanowski und Mohamed Labiadh kombinierten sich daraufhin in allerbester Manier durch das löchrige Konstrukt des SCC. Letzterer spitzelte die Kugel im Fallen ins linke untere Eck – 0:1 (24.)!

Der Gegentreffer hatte seine Wirkung bei den personell gebeutelten Condoranern nicht verfehlt. Denn plötzlich geriet man gehörig unter Beschuss – wenngleich ein folgenschwerer Bock vom sonst so fehlerfreien Sascha Kleinschmidt für den Genickbruch sorgte: Nach einer Abseitsstellung Korczanowskis wollte der Fänger den folgenden Freistoß im eigenen Sechzehner schnell ausführen, was jedoch gründlich in die Hose ging. Denn Kleinschmidt pikte den vor ihm postierten Keunemann, der den Vorzug vor Ivan Sa Borges Dju erhielt, an, der das Geschenk mit Kusshand annahm und ins verwaiste Gehäuse einschob (32.)! Nun erspielten sich die Barmbeker Chance um Chance – eine davon wurde mit dem Pausenpfiff zur 3:0-Führung genutzt: Wieder war es ein langer Ball, dieses Mal von Sebastian Clausen, der für ein wildes Tohuwabohu in der Condor-Abwehr sorgte – denn Korczanowski sah sich urplötzlich überhaupt keiner Gegenwehr mehr ausgesetzt und überloppte den viel zu zögerlich erst aus, dann wieder in seinen Kasten laufenden Kleinschmidt per Heber aus 22 Metern (45.)!

Die Partie war entscheiden – die Schnitzer der Farmsener Defensive hatten allerdings weiterhin Bestand. Coach Woike reagierte zur Pause, nahm den indisponierten Adam Hamdan runter und brachte den zuletzt verletzungsbedingt fehlenden Isaak Hoeling. Doch auch der sollte es nicht besser machen! Prince Hüttner spielte auf rechts Christian Merkle frei, der Julian Künkel wie einen Schuljungen abschüttelte, stehen ließ und von der Grundlinie auf den ersten Pfosten passte, wo Korczanowski einen Schritt schneller war als Hoeling – 4:0 BU (52.)! In der Folge nahmen die Gäste einen Fuß vom Gaspedal und spulten ihr Pensum souverän ab. Allerdings schlich sich nun auch die eine oder andere Unaufmerksamkeit ein – wie in der bereits erwähnten 77. Spielminute, als ein Mellmann-Eckball an Freund und Feind vorbei segelte und von Carlos Flores mit all dem aufgestauten Frust unters Quergebälk gejagt wurde! Auf den Ehrentreffer folgte jedoch der nächste Schlag – und machte Kleinschmidt eine mehr als nur unglückliche Figur. Der überragende Ex-Condoraner Pascal El Nemr erkämpfte sich im Mittelfeld den Ball, blieb gegen zwei Gegenspieler hartnäckig und spielte einen absoluten Traumpass in die Gasse auf den halblinks durchstartenden Jon Hoeft. Der langzeitverletzte „Capitano“ krönte seine Rückkehr, in dem er den einmal mehr wild aus seinem Tor stürzenden Kleinschmidt auf links umkurvte und aus größer Distanz ins Tor einschoss (80.)! Das 2:5 durch Stefan Klaes, der per Linksschuss aus 15 Metern vollstreckte, war lediglich Ergebniskosmetik (83.), wenngleich diese den Barmbekern im Titelrennen mit Dassendorf noch wehtun könnte. Eine kleine Randnotiz: Sechs Minuten vor Schluss feierte Kristoffer Laban nach seiner schweren Knieverletzung, die er sich am 2. Spieltag beim 2:2 gegen Pinneberg zuzog, sein Comeback und wurde sowohl von Spielern seines jetzigen als auch seines künftigen Teams mit Applaus begrüßt.

„So lange wir dran sind, wollen wir das beibehalten“

Frank Pieper bilanzierte anschließend: „Das war taktisch genau so, wie wir uns das vorgestellt haben und vom Einsatz her das, was wir über weite Strecken der Saison gezeigt haben.“ Die Leistung sei „eine schöne Reaktion der Mannschaft gewesen“, wie er sagte. „Wir haben ganz wenig zugelassen, den Gegner da unter Druck gesetzt, wo wir ihn unter Druck setzen wollten und dann auch gut und richtig erkannt, schnell zu spielen oder eben auch mal einen Angriff abzubrechen, um die Kontrolle zu behalten und nicht überhastet nach vorne zu spielen.“ Sein Gegenüber, Christian Woike, befand unterdessen: „Einen großen Zusammenbruch habe ich so nicht gesehen. Bis zum 0:1 waren wir ganz gut im Spiel, hatten die eine oder andere ansehnliche Stafette drin und kriegen dann ein 0:2, was so natürlich nicht fallen darf. Das war ein typisches Condor-Tor, das nur wir kriegen! Das darf natürlich nicht passieren, ist aber passiert. Danach sind wir eigentlich nur durch lange Bälle in Gefahr geraten. Es ist ein legitimes Mittel, aber natürlich sehr, sehr ärgerlich – und das werfe ich der Mannschaft auch vor, dass wir das nicht verteidigt bekommen haben. Das ist das einerseits im Vorfeld besprochen und andererseits zu einfach. Da sind wir zu schlafmützig, nicht wach und beschäftigen uns mit allem, nur nicht mit der Situation. Nachdem wir dann auch noch mit dem Pausenpfiff das 0:3 bekommen haben, ist doch klar, dass wir nicht rauskommen und gegen den Tabellenzweiten sagen: jetzt schießen wir euch in Grund und Boden. Wir haben zu einem unnötigen Zeitpunkt unnötige Gegentore bekommen. Aber gar keine Frage: Der Sieg ist absolut verdient. Wir waren heute nicht gut, auch nicht auf der Höhe und nicht in der Lage, BU zu gefährden!“

Fast zeitgleich erledigte auch Primus Dassendorf seine Hausaufgaben, gewann mit 3:1 gegen Rugenbergen und bleibt im Tableau weiter vor den Barmbekern, die drei Punkte und 17 Tore hinter den „Wendelweglern“ rangieren. „Jetzt haben wir ein Tor auf Dassendorf gut gemacht, es hätten auch gerne zwei oder drei sein können. Nichtsdestotrotz haben die Jungs gezeigt, dass sie heiß sind, Tore schießen können und die vergangenen Spiele abgehakt haben. So lange wir da noch dran sind, wollen wir zusehen, dass wir das auch so beibehalten!“, lautet die abschließende Kampfansage Piepers...

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