Sachs: „Wir müssen nach vorne schauen!“

Aufbäumen bei Altona 93

09. Juni 2016, 11:57 Uhr

Die Fassungslosigkeit stand Spielern und Offiziellen unmittelbar nach Schlusspfiff ins Gesicht geschrieben. Foto: KBS-Picture.de

Nicht nur mit einem Fuß, sondern mit mehr oder minder neun Zehen befand sich Altona 93 bereits in der Regionalliga. Doch dann platzte der Traum wie eine Seifenblase, fand ein jähes und schockierendes Ende. Ein umstrittener Strafstoß in allerletzter Sekunde hier – ein Elfmeter in der Nachspielzeit dort. Während AFC-Gegner Egestorf-Langreder und der SV Eichede (2:1 gegen Bremer SV) in kaum mehr für möglich gehaltene Jubelstürme ausbrachen, stand Spielern und Verantwortlichen von Altona das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Die rund 400 Anhänger feierten ihre Mannschaft für das Geleistete – und doch war das am Ende ein schwacher Trost. „Mir wurde von einem Ordner erzählt, dass es bei Eichede 1:1 steht, woraufhin ich jubelnd auf die Mannschaft zugelaufen bin. Man kann keinen trösten, ich kann es einfach nicht fassen. Es ist unglaublich, einfach unfassbar“, rang 93-Kapitän Jakob Sachs nach Worten. Nicht nur der verhängte Elfer – nach einem vermeintlichen Handspiel – ließ hinterher reichlich Raum für Diskussionsstoff offen. Auch die Ansetzung eines Unparteiischen aus Niedersachsen sorgte für großes Unverständnis und Kopfschütteln – schließlich kämpfte der niedersächsische Vize-Meister in diesem Spiel um den Aufstieg und brauchte unter allen Umständen einen Sieg gegen den Hamburger Vertreter. Dass ein gewisser Karl Rothmund – Präsident des niedersächsischen Fußball-Verbandes – eingetragenes Vereinsmitglied bei Germania Egestorf ist, macht die grundsätzliche Situation für die Mannen von der AJK nicht gerade leichter…

Leerer Blick und glasige Augen bei AFC-Coach Berkan Algan (r.). Foto: KBS-Picture.de

Während Felix Brügmann (Lok Leipzig) und Laurel Aug (VfB Oldenburg) den AFC verlassen werden, bleibt das Gros der Mannschaft zusammen und wird in der kommenden Saison einen neuen Anlauf unternehmen. „Jetzt müssen wir nach vorne schauen, die Pause zur Erholung nutzen und die Verletzten alle wieder an Bord bekommen. Bayern ist gegen Manchester vor einigen Jahren auch tragisch gescheitert und hat es dann im darauffolgenden Jahr geschafft. Ich hoffe, dass wir es auch packen werden“, richtet Sachs den Blick bereits in die Zukunft. Doch zunächst einmal gilt es, die Sommerpause zu nutzen, mental abzuschalten und die Lehren aus der Aufstiegsrunde zu ziehen. „Zum Glück ist die Saison jetzt vorbei. Ich hab die Schnauze auch echt voll“, wittert sich Ronny Buchholz, der in der 90. Spielminute noch den vermeintlichen Aufstieg mit dem Ausgleichstreffer perfekt zu machen schien, wenig später aber zum „Unglücksraben“ beim Egestorfer Strafstoß mutierte, bereits am Strand. Seine abschließende Erkenntnis: „Der liebe Gott ist in diesem Jahr scheinbar kein Altona-Fan!“

Nichtsdestotrotz: Wer hätte nach dem völlig verpatzten Saisonstart – die ersten fünf Ligaspiele wurden allesamt verloren – und der vorherrschenden Unruhe aufgrund des Trainerwechsels ernsthaft noch mit solch einer erfolgreichen Saison gerechnet? Berkan Algan, der den Verein wie kein Zweiter lebt und liebt, hat den Erfolg an die Griegstraße zurückgebracht, einen völlig verunsicherten Haufen wieder aufgerichtet und bis ins Pokal-Endspiel sowie zu einem schweren Brocken für die Konkurrenz in der Aufstiegsrunde geformt. Aus diesem bitteren Karrieremoment wird nicht nur der einstige St. Pauli-Profi gestärkt hervorgehen, auch die Mannschaft wird in der kommenden Saison mit Sicherheit einen neuen Anlauf unternehmen. Und wer weiß – so groß die Trauer aktuell auch ist –, wozu der 7. Juni 2016 im Nachhinein gut war. Vielleicht ja sogar im positiven Sinne…

Der Spielbericht zur Begegnung mit sämtlichen Stimmen

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