„Will in meinen letzten Jahren nur noch Spaß haben!“

Dersim-Torjäger Kacan im Interview über seine Leidenszeit

31. August 2016, 10:36 Uhr

Endlich wieder in Aktion: Dersimspor-Angreifer Deniz Kacan (l.). Foto: noveski.com

Er war auf dem Sprung zum Profi, träumte von der ganz großen Profi-Karriere – doch immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück: Im Jahr 2002 hatte Deniz Kacan sein Ziel erreicht. Der damals 18-Jährige bekam einen Vertrag beim FC St. Pauli und hoffte auf den Durchbruch. Dieser blieb ihm jedoch verwehrt. Über Manisaspor, Werder Bremen II, Eintracht Trier und Altona 93 zog es ihn zurück in die Türkei, wo einige weitere Stationen folgten. Nach seiner Rückkehr im Oktober 2012 an die AJK, wo er zwei weitere Jahre kickte, begann die große Leidenszeit.

Gesundheitliche Probleme warfen ihn nicht zuletzt in dieser Zeit immer wieder zurück. Bei Nordmark Flensburg und dem FC Türkiye konnte er aufgrund dessen kaum spielen. Von Rheuma, Arthrose oder gar Gischt war die Rede. Die Ärzte rätselten um den Gesundheitszustand Kacans – die Laufbahn schien beendet. Im Sommer des vergangenen holte Dersimspor den Torjäger in die Landesliga. Ein Wechsel, der die Frage aufwarf: Wird Deniz Kacan überhaupt noch einmal Fußball spielen können? Die schlimmsten Befürchtungen schienen sich zu bewahrheiten. In der Spielzeit 2015/16 blieb er ohne Einsatz. Umso überraschender: Am 6. August des Jahres – nach über anderthalbjähriger Pause – kehrte Kacan im Gastspiel der Harburger beim Meiendorfer SV (2:4) auf den Rasen zurück. „Ehrlich gesagt habe ich nicht mehr damit gerechnet, dass er nochmal zurückkommt“, gestand selbst sein Trainer Theodore Fici nach besagtem Spiel. „Er trainiert jetzt seit zwei Wochen mit. Eigentlich ist er noch nicht so weit – aber man weiß um seine Klasse und sieht, dass er auch mit halber Laufleistung und ohne Wettkampfpraxis besser ist als viele andere.“ Und es sollte noch besser kommen: Zwei Wochen später siegte Dersim bei Hamm United mit 2:1. Doppelter Torschütze: Deniz Kacan! Grund genug für uns, um sich mal mit dem heute 32-Jährigen über die Anfänge und seine Verletzungsmisere zu unterhalten…

Tauscht endlich wieder Trainingsjacke gegen Trikot: Deniz Kacan. Foto: noveski.com

FussiFreunde: Deniz, Du hast ja mal bei sehr großen Klubs wie dem FC St. Pauli oder auch Werder Bremen gespielt. Wie kam es dazu, dass der ganz große Durchbruch nicht zustande kam und inwiefern trauern Sie diesem „Profi-Traum“ noch nach?

Kacan: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht jeden Tag daran denke: was wäre, wenn ich es doch geschafft hätte. Aber da spielen viele Faktoren mit rein. Zum einen wurde ich falsch beraten, was für meine Karriere definitiv ein Rückschritt war. Dann habe ich mich auch einfach zu sehr auf mein Talent als Fußballer verlassen. Man muss aber hart arbeiten für den Traum und das habe ich manchmal vernachlässigt.“

FussiFreunde: Hinzu kamen sicherlich die vielen Verletzungen. Wie schwer war die Leidenszeit und welcher gesundheitliche Rückschlag war – rückblickend betrachtet – der einschneidendste?

Kacan: „Die Leidenszeit war wirklich sehr schwer für mich! Meine schwerwiegendste Verletzung war in Trier. Da hatte ich ein Überbein am Knöchel und meine Sehne am Fuß war entzündet. Ich habe aber versucht, immer weiter dran zu bleiben und zu spielen, aber das ging dann irgendwann nicht mehr. Die Schmerzen waren zu groß. Hinzu kam, dass ich immer wieder mit Muskelfaserrissen, die mich zurückgeworfen haben, zu kämpfen hatte. Das ist einfach Pech!“

FussiFreunde: Haben Sie überhaupt damit gerechnet, noch einmal Fußballspielen zu können?

Kacan: „Fußball geht ja irgendwie immer. Mir geht es jetzt nur noch darum, dass ich einfach nochmal Spaß haben will!“

FussiFreunde: Wie fühlen Sie sich jetzt bei Dersimspor in der sechsten Liga?

Kacan: „Ich fühle mich hier sehr wohl an alter Wirkungsstätte. Hier sehe ich meine alten Freunde und habe von Zuhause aus auch noch einen kurzen Weg zum Platz. Das passt alles sehr gut. Ich will hier jetzt noch die letzten zwei bis drei Jahre einfach nur Fußballspielen und Spaß haben!“