„Zu früh, um zu sagen: Wir haben den kommenden Meister gesehen!“
Concordia düpiert Curslack nach allen Regeln der Kunst
Ronny Buchholz (r.) mit der Lufthoheit gegen Patrik Papke. Insgesamt behielten seine Mitspieler in nahezu jedem Duell die Oberhand. Foto: noveski.com
Dementsprechend angefressen war SVCN-Trainer Torsten Henke auch auf der anschließenden PK und sparte nicht mit Kritik: „Der Sieg ist auch in der Höhe verdient. Nach dem 0:6 musste man sogar befürchten, dass es noch weitaus schlimmer wird. Letztlich ist das Ergebnis schon schlimm genug, eine richtige Klatsche. Wir haben im Kollektiv komplett versagt! Concordia war uns in allen Belangen, auf jeder Position, deutlich überlegen. Es war eine Vorführung – gerade in Sachen Tempo, Umschaltspiel, Zweikampfverhalten und Aggressivität. Ich könnte die Liste noch viel weiter fortführen. Wir haben davor fünfmal nicht verloren und fünf Gegentore kassiert. Heute bekommen wir in einem Spiel sechs Stück. Es war fast so, dass jeder Schuss ein Treffer war. Aber es war insgesamt schon eklatant, was wir auch in der Luft bei hohen Bällen für Schwierigkeiten hatten. Ich habe einen absoluten Klassenunterschied gesehen! Für den Einen oder Anderen war es eine Lehrstunde – das ist auch mal ganz positiv. Wir müssen das jetzt schnell abhaken und die Köpfe wieder hochnehmen.“ Diesen Worten ist nicht viel hinzuzufügen.
Bambur „is back“ – Toreschießen leicht gemacht
Zum Spiel: Nach 28 relativ ereignislosen Minuten kam der „Concordia-Express“ so richtig ins Rollen, war nicht mehr zu bremsen und nutzte die unglaublich haarsträubenden Fehler der Gäste gnadenlos aus. Geogios Cholevas gewann den entscheidenden Zweikampf im Mittelfeld gegen Jan Landau. Benjamin Bambur und Yannick Siemsen „doppelpassten“ sich auf halblinks durch die Hintermannschaft. Erstgenannter legte quer, Alexandar Mucunski schob ein! Sobald die Hausherren mal an Tempo und Fahrt aufnahmen, waren die Henke-Kicker hoffnungslos überfordert. Timo Stegmann mit einem scheinbar etwas zu lang gezogenen Freistoß aus dem rechten Halbfeld, der aber noch gefährlich wurde, da Ronny Buchholz seinen Gegenspieler auf Höhe der Grundlinie deutlich übersprang. Im Rücken der Abwehr lauerte Bazier Sharifi, der per Linksschuss vollstreckte (37.)! Nun fiel Curslack komplett auseinander – auch, weil Witalij Wilhelm in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor, Sharifi und Bambur sich das Spielgerät blind hin und her spielten, ehe der Torschützenkönig der Vorsaison aus 15 Metern rechts an Gianluca Babuschkin vorbei in die Maschen einschoss (43.)!
Die Partie war bereits nach 45 Minuten entschieden. Henke reagierte mit einem Doppelwechsel, wollte mit Patrik Papke und Florian Klein die Defensive stärken. Doch das misslang gründlich! Ein Pass reichte aus, um den gesamten Abwehrverbund ganz alt aussehen zu lassen. Diesmal war es Maurizio d’Urso, der den auf links durchstartenden Bambur in Szene setzte. Und was dieser mit dem Leder anstellte, war einfach nur pure Extraklasse! Der ehemalige Victorianer narrte zunächst noch den völlig indisponierten Daniel Wulff und schweißte dann aus 16 Metern staubtrocken ins kurze Eck ein (52.)! Die einzige Chance, die Bambur hatte – denn ansonsten war dieses Mal keiner seiner Mitspieler mit aufgerückt. Keine 240 Sekunden darauf ging es munter weiter, weil Curslack kaum hinterherkam. Sharifi fand erneut Bambur, dessen scharfe Hereingabe vom linken Flügel von Kevin Zschimmer ins linke untere Toreck gegrätscht wurde (56.)! Mittlerweile war es das, was Henke bereits klar zum Ausdruck brachte: Eine einzige Vorführung! Zu Ende war diese allerdings noch nicht. Denn nun gesellte sich auch noch das Pech zum Unvermögen der Gäste dazu. Ein Eckball von Zschimmer kam über einige Umwege zum eingewechselten Lennart Müller, dessen Schuss vom linken Strafraumeck sogar doppelt abgefälscht wurde – und mit Hilfe des Innenpfostens links unten einschlug (64.)! Nun war das halbe Dutzend voll! Dabei konnte sich der Primus den Luxus erlauben, Spieler wie eben Müller oder aber Theodoros Ganitis sowie Enrik Nrecaj auf die Bank zu setzen. Flügelflitzer Abdel Abou Khalil stand verletzungsbedingt gar nicht erst im Aufgebot.
„Concordia wird sicherlich um Platz eins mitspielen!“
In den Schlussminuten „menschelte“ es das erste Mal bei den Wandsbekern: 81 Zeigerumdrehungen waren vorüber, als sich Babuschkin gegen den freistehend Bambur, der von einem unfassbaren Rückpass Radic‘ profitierte, als Sieger herauskristallisierte. Genauso wie kurz darauf, als er Bamburs Schuss aus halbrechter Position entschärfen konnte. Den allerersten und innerhalb der gesamten 90 Minuten auch einzigen Torschuss des SVCN gab André Monteiro Branco in Minute 68 (!) ab, als er von halbrechts nach innen zog und knapp rechts am Pfosten vorbei zielte. „Natürlich haben wir uns das ein bisschen anders vorgestellt. Spätestens nach dem 0:3 war das Spiel entschieden. Deshalb haben wir in der Pause auch nochmal angesprochen, dass wir einen Fehler auf keinen Fall machen dürfen: hinten aufmachen und Concordia damit Platz und Räume geben, damit sie ihre Qualität voll ausspielen können. Aber da haben wir uns einfach nicht gut verhalten“, befand Henke. Sein Gegenüber fand für die zuvor noch ohne Niederlage auf Platz drei rangierenden Mannen vom Deich trotz des klaren Ergebnisses noch einige lobende Worte: „Wir wussten um die Stärke des Gegners, der einen sehr guten Spielaufbau hat, worauf wir uns die Woche über sehr intensiv vorbereitet haben.“ Angesichts der erneuten Machtdemonstration war die Frage an Henke, ob man heute bereits gegen den kommenden Hamburger Meister gespielt habe, nicht unberechtigt. „Welchen Spieltag haben wir heute? Sicherlich gehört Concordia mit zum Favoritenkreis und wird auch um Platz eins mitspielen. Aber ich denke, dass während einer Saison so viel passieren kann. Sich zum jetzigen Zeitpunkt hier hinzustellen, und zu sagen, dass wir den kommenden Hamburger Meister gesehen haben, wäre sicher verfrüht – auch wenn es für uns eine Vorführung war!“
Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel!
Wettbewerbe
Mannschaften
Personen
- Abou Khalil, Abdel
- Babuschkin, Gianluca
- Bambur, Benjamin
- Buchholz, Ronny
- Cholevas, Georgios
- Degener, Christian
- Ganitis, Theodoros
- Klein, Florian
- Landau, Jan
- Monteiro Branco, André
- Mucunski, Alexandar
- Müller, Lennart
- Nrecaj, Enrik
- Papke, Patrik
- Radic, Stjepan
- Sharifi, Bazier
- Siemsen, Yannick
- Stegmann, Timo
- Wilhelm, Witalij
- Wulff, Daniel
- Zschimmer, Kevin
- d’Urso, Maurizio