„Wir haben BU die Grenzen aufgezeigt!“

Erneuter Schiri-Aufreger in der Schlusssekunde

10. September 2016, 02:41 Uhr

Trotz seines Treffers: Am Ende wusste auch Osdorfs Torben Krause nicht so recht, ober mit dem Punkt beim favorisierten Vize-Meister zufrieden sein soll. Foto: noveski.com

Und wieder einmal kommt man nicht drum herum, über einen Schiedsrichter zu sprechen: Zwischen Vize-Meister HSV Barmbek-Uhlenhorst und Liga-Neuling TuS Osdorf waren bereits 94 Minuten gespielt, als sich Barmbeks Qendrim Bajraktaraj in der gegnerischen Hälfte festlief, Felix Spranger einen langen Befreiungsschlag auspackte – und Torben Krause sowie Melvin Bonewald aus dem Abseits herausliefen. Stattdessen startete Jeremy Wachter aus dem Hinterhalt und kam knapp vor André Tholen – zugegebenermaßen in sehr gemächlichem Tempo aus seinem Tor eilend – an die Kugel. Plötzlich ertönte der Schlusspfiff des Unparteiischen Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt) – während Wachter das Runde im verwaisten Gehäuse unterbrachte. Es wäre das 1:2 aus BU-Sicht gewesen und der erste Oberliga-Sieg für den TuS Osdorf…

Eine der Großchancen in der Anfangsphase der Gäste: Hier scheitert D'Agata (l.) am starken Tholen. Foto: noveski.com

Im Anschluss daran kochten die Emotionen regelrecht über. Einige Osdorfer Zuschauer stürmten auf den Platz, wo sich Wachter und BU-Angreifer Ivan Sa Borges Dju in die Wolle bekamen. Daraufhin kam es zu einer regelrechten Rudelbildung, die kurz vor der Eskalation stand. TuS-Coach Piet Wiehle war Minuten nach dem Ende noch immer mächtig angefressen, entgegnete auf die Frage, wie er die letzte Szene wahrgenommen hat: „Dass der Schiedsrichter nicht wollte, dass wir gewinnen!“ Anschließend fügte er an: „Es ist eine Frechheit, dass wir in der letzten Situation ein klares Tor weggepfiffen bekommen. In so einer Aktion pfeift man nicht ab. Es ist genau dasselbe, als wenn man einen Eckball reinschlägt und der Schiedsrichter während der Hereingabe einfach abpfeift. Jerry kommt nicht aus dem Abseits, ist eher am Ball und schießt ihn ins Tor. Da wurden wir um den Sieg gebracht! Ich will nicht von Woche zu Woche auf die Schiedsrichter schimpfen – aber leider kommt es nicht zum ersten Mal vor. Ich weiß wirklich nicht, was ihn dazu bewogen hat, dort abzupfeifen.“ Wieder einmal waren die Diskussionen riesengroß. Frank Pieper deutete hingegen auf den Schiedsrichter-Assistenten hin, der während des Ballverlustes von Bajraktaraj gegen Spranger seine Fahne in die Höhe reckte. Weshalb, bleibt wohl dessen Geheimnis. Denn ein Foulspiel lag in keinster Art und Weise vor.

„Haben bei weitem nicht das abgerufen haben, wie im Training"

Dimitrij Rikspun (l.) ließ sich nach seinem 1:0 von Qendrim Bajraktaraj feiern. Foto: noveski.com

Aber beginnen wir von vorne. Denn den ersten Aufreger bekamen die gut 436 Besucher an der Dieselstraße bereits nach einer Viertelstunde serviert, als Bajrakataraj nach einem fulminanten Sololauf – diesmal tatsächlich – unsanft von den Beinen geholt wurde und Matthias Ribeau die folgende Freistoß-Hereingabe von Samuel Hosseini per Kopfball-Bogenlampe auf den Querbalken setzte. In der Folge kippte das Geschehen allerdings komplett. Der Liga-Neuling hätte gleich zweimal in Führung gehen müssen: Zunächst scheiterte Wachter nach einem von Barmbeker Seite unglücklich verlängerten Möhring-Abschlag aus elf Metern am stark reagierenden Tholen (18.), ehe der Barmbeker Fänger auch wenig später Sieger blieb. Nach Ballgewinn von Torben Krause und bärenstarkem Wachter-Solo hatte Gianluca D’Agata die Riesengelegenheit, konnte Tholen mit seinem Schlenzer aber ebenfalls nicht bezwingen (21.). „Wir haben uns gut auf den Gegner und deren Spielweise vorbereitet – das hat man in der ersten halben Stunde gesehen. Obwohl wir bei weitem nicht das abgerufen haben, was wir unter der Woche im Training angeboten haben“, befand Pieper, dessen Einschätzung doch ein wenig überraschte.

Facklam vergibt Riese, Laban verletzt raus

Wachters Kopfball in der Schlussphase küsst den rechten Innenpfosten. BU-Keeper Tholen (l.) wäre komplett machtlos gewesen. Foto: noveski.com

Ebenso wie die Führung seiner Schützlinge: Hosseinis Traumpass fand Dimitrij Rikspun, der die sich bietenden Freiheiten zu nutzen wusste, vom linken Strafraumeck nach innen zog und trocken aus 17 Metern ins rechte Toreck einschweißte – 1:0 (30.)! Die „Blomkampler“ wirkten aber keinesfalls geschockt, sondern schlugen umgehend zurück. Yannik Lux mit einem völlig unnötigen Einsteigen gegen Melvin Bonewald links im eigenen Sechzehner. Strafstoß! Torben krause übernahm die Verantwortung und schickte Tholen ins falsche Eck – 1:1 (36.)!

Der zweite Abschnitt startete mit einer Doppelchance für die Hausherren durch Janis Korczanowski, der eine Rikspun-Hereingabe nur um Haaresbreite verpasste (50.), und Hagen Bastian, der nach einem Hosseini-Freistoß scheinbar zu überrascht von den sich bietenden Freiheiten den Ball nicht voll traf (53.). Danach plätscherte das Geschehen weitestgehend vor sich hin, bis Ivan Sa Borges Dju nach einer Rikspun-Flanke und einem Schmidt-Querschläger urplötzlich freie Bahn hatte, Möhring umkurvte – aber noch im entscheidenden Moment von Tim Jobmann am Einschuss gehindert wurde (70.). Die größte Barmbeker Möglichkeit des zweiten Durchgangs vergab jedoch der zueltzt so stark auftrumpfende Fabian Facklam: Erneut war es Rikspun, der das Leder von links scharf vor den Kasten schlug, wo der Mittelfeldakteur völlig freistehend aus fünf Metern drüber schädelte (73.)! Ganz bitter für BU: Der erst kurz zuvor eingewechselte Kristoffer Laban musste nach einem Foulspiel im Mittelfeld von Bonewald nicht nur lange Zeit behandelt werden, sondern schlussendlich auch vorzeitig das Grün verlassen. Da BU sein Wechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, musste man die Schlussphase in Unterzahl bestreiten. Für Laban bleibt indes nur zu hoffen, dass sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bestätigen und er glimpflich davon gekommen ist!

Wenn, dann wohl eher ein Offensivfoul... Die Schlusssequenz und das Duell zwischen Spranger (l.) und Bajraktaraj, woraufhin die Fahne des Assistenten hochging. Foto:noveski.com

Sechs Minuten waren noch auf der Uhr, als Osdorf den Luckypunch hätte setzen können, wenn nicht gar müssen: Bonewald tankte sich über rechts durch und flankte weit auf den zweiten Pfosten, wo Wachter hochstieg und mit ansehen musste, wie sein Kopfball an den rechten Innenpfosten klatschte und von dort in die Hände von André Tholen abprallte, statt auf die Füße des wenige Zentimeter entfernt stehenden Antonio Ude! In Unterzahl rannte der Vize-Meister in den letzten Minuten immer wieder in gefährliche Konter, die zu dem einen oder anderen ruhenden Ball führten. Joker „Toni“ Ude zwang Tholen mit seinem Kopfball nach Krauses Eckstoß zu einer Glanztat (87.). Erneut war der TuS dem Sieg sehr nahe – insbesondere mit der Schlusssequenz. Am Ende stand aber wieder „nur“ ein Punkt, der zwar noch ganz wichtig werden kann – aber wieder war durchaus mehr drin. Das sah auch Wiehle so: „Wie schon in den letzten Wochen: Eigentlich musst du BU heute schlagen! Wir haben so gut wie nichts zugelassen, die einzige Chance führt zum Tor. Davor hatten wir schon zwei Riesen.“ Schließlich führte er vollmundig aus: „BU hat sich vor heimischem Publikum mehr vor uns als wir vor denen in die Hosen geschissen! Eigentlich ist es ärgerlich, dass du nicht als Sieger den Platz verlässt. Wir haben BU die Grenzen aufgezeigt und waren klar die bessere Mannschaft!“

„Müssen nach einer unterdurchschnittlichen Leistung zufrieden sein“

Nach dem Schlusspfiff ging es nochmal ordentlich zur Sache. Foto: noveski.com

Sein Gegenüber stellte ganz nüchtern fest: „Es hat die letzte Konsequenz gefehlt!“ Und weiter: „Den Elfmeter dürfen wir so nicht kriegen. Nichtsdestotrotz verlieren wir danach unnötigerweise ein bisschen den Faden und sind auch in der zweiten Halbzeit nicht da hingekommen, wo wir in der Trainingswoche waren. Aber das Schlimme ist, nicht etwa, weil der Gegner es erzwungen hat, sondern weil wir es nicht abgerufen haben. Und dann muss man eben mit einer unterdurchschnittlichen Leistung mit dem Punkt zufrieden sein.“ Wiehle bilanzierte abschließend: „Wenn mir einer im Vorfeld gesagt hätte, dass wir gegen Buchholz, Dassendorf und BU drei Punkte mitnehmen und keines dieser Spiele verlieren würden, hätte ich wohl sofort eingeschlagen. Aber im Nachhinein muss man sagen, dass wir alle drei Spiele hätten gewinnen können. Deshalb überwiegt aktuell noch der Ärger und ich gehe ein bisschen traurig nach Hause. Aber irgendwann platzt der Knoten!“

Der komplette LIVE-Ticker zum Spiel!

Das 1:1 von Torben Krause im Video


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