Trotz Doppelpack: „St. Pauli bleibt ein besonderer Verein für mich!“

LSK jubelt dank Isitan beim Kiez-Nachwuchs

11. September 2016, 19:52 Uhr

Während Michael Ambrosius (r.) nach seinem Fauxpas am liebsten im Erdboden versunken wäre, jubelte Torschütze Gökay Isitan (M.) aus Respekt vor seinem Ex-Club nicht. Foto: noveski.com

In der Jugend spielte Gökay Isitan für den FC St. Pauli, ehe der Wechsel zum „ungeliebten“ Nachbarn vom HSV folgte. Nun kehrte er – nach einigen weiteren Stationen in Deutschland und der Türkei – als Spieler des Lüneburger SK zu den Braun-Weißen zurück. Zumindest als Gegner. „St. Pauli ist und bleibt ein besonderer Verein für mich!“, sagte Isitan nach der Partie seines LSK bei der U23 der Kiezkicker, und verriet außerdem: „Bevor ich zum LSK gekommen bin, habe ich mich hier ein paar Monate lang fitgehalten. Das heißt: ich kenne die Jungs und verstehe mich mit denen auch privat ganz gut. Von daher war es kein normales Spiel.“

Lukas Pägelow (r.) versucht, Dennis Rosin das Runde abzuluchsen. Foto: noveski.com

Nach 90 gespielten Minuten vor 449 Zuschauern an der Hoheluft sollte der gebürtige Hamburger den Unterschied ausmachen – und zwar zugunsten seines neuen Clubs gegen die „Ex-Liebe“! Dabei sah es zunächst nicht wirklich danach aus, als würden die Gäste aus Lüneburg am Ende die Oberhand behalten. Zwar hatte George Kelbel nach 13 Zeigerumdrehungen die große Führungschance, als er sich im Eins-gegen-Eins dem sankt paulianischen Rückhalt Svend Brodersen geschlagen geben musste – doch schon zuvor und auch danach bestimmten die Hausherren das Geschehen. „Ich fand St. Pauli spielerisch sehr stark, sie haben uns das Leben schwer gemacht“, befand Isitan. Nach nicht einmal 240 Sekunden ließ Marcell Sobotta nach Litkas Querpass von links den ersten „Hundertprozenter“ ungenutzt, ehe Jan-Marc Schneider die mit Abstand dickste Gelegenheit der ersten Spielhälfte ebenfalls nicht in einen Torerfolg ummünzen konnte. Nach vorzüglicher Kombination über Litka, Rosin und Ambrosius hatte der Kapitän aus allerkürzester Distanz freie Bahn – aber LSK-Keeper Ole Springer reagierte mit einem unglaublichen Reflex im rechten unteren Toreck (28.)!

Dicker Patzer führt zum Rückstand – Isitan bedankt sich

Jan-Marc Schneider(l.) versiebt aus kürzester Distanz die Riesenchance zur Führung. Foto: noveski.com

Mehr oder weniger aus dem Nichts bogen die Ostermann-Kicker, bei denen Neuzugang und Ex-Profi Mustafa Kucukovic als einziger Feldspieler im Kader nicht zum Einsatz kam, zehn Minuten vor der Pause auf die Siegerstraße ab – wenn auch unter gütiger Mithilfe der „Kiezkickerchen“: Kelbel probierte es von der rechten Seite mit einem langen Diagonalball, doch der Versuch misslang gründlich – dachte man zumindest! Denn bei seiner Klärungsaktion semmelte Michael Ambrosius ganz böse über den Ball und irritierte damit auch seinen Torsteher Svend Brodersen. Urplötzlich hatte Isitan freie Schussbahn und schob ins verwaiste Gehäuse ein – 0:1!

Das Geschenk von Ambrosius (r.) nimmt Isitan (M.) danken an. Foto: noveski.com

Nach Wiederanpfiff hielt sich das Niveau des Spiels arg in Grenzen. Kelbel verpasste nach Pauer-Zuspiel die Vorentscheidung (53.). Auf der Gegenseite ging von den Philipkowski-Rackerern kaum noch Gefahr aus. Verteidiger Jacob Rasmussen stieg nach einem Litka-Eckball zwar in die zweite Etage, konnte seinen Kopfball aber nicht entscheidend platzieren (62.). Da war es schon fast bezeichnend, als den „Boys in Brown“ in der Schlussphase nach einem Foulspiel an Maurice Litka ein Freistoß in sehr aussichtsreicher Position zugesprochen wurde – der Gefoulte diesen aber ins Nirvana beförderte (78.). Wenig später die Vorentscheidung: Der LSK führte einen ruhenden Ball von links kurz aus. Kevin Pino Tellez flankte mustergültig aus dem Halbfeld und fand den Kopf von Tomek Pauer, der das Spielgerät über den Scheitel rutschen und mit Hilfe des Innenpfostens im rechten Eck einschlagen ließ (82.)! Nur drei Minuten darauf wurden die Gastgeber nach einem eigenen Eckstoß gnadenlos ausgekontert. Tellez aus dem Zentrum auf den rechts durchstartenden Isitan, der eiskalt ins lange Eck vollendete (85.)!

„Wenn wir weiter so spielen, holen wir unsere Punkte!“

Jan-Marc Schneider (r.) vergab die Riesenchance zur Führung für seine Kiezkicker. Foto: noveski.com

„Wir haben sehr gut dagegengehalten, stark verteidigt und unsere Konter am Ende gut ausgespielt“, fasste der Doppeltorschütze das Geschehen zusammen. Mit nunmehr 19 Zählern auf der Habenseite ist der LSK aktuell ärgster Meppen-Verfolger. Isitan: „Natürlich haben wir einen sehr guten Saisonstart hingelegt, aber es ist noch viel zu früh, um irgendeine Prognose abzugeben.“ Das Erfolgsrezept? „Wir haben vor der Saison alle Zaubertränke bekommen“, scherzt der Mittelfeldakteur, der – wie seine Teamkameraden auch – im Anschluss an die Begegnung vom Präsidenten im Siegerkreis „eine Überraschung“ versprochen bekam. Erfolgscoach Elard Ostermann konstatierte: „Ganz fassungslos bin ich nicht, aber schon ein wenig überrascht. Die Bilanz ist natürlich überragend!“ Sein Gegenüber, Joachim Philipkowski, gab zu Protokoll: „Wir sind natürlich extrem enttäuscht. Vor allem in der ersten Halbzeit haben wir ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Leider führt dann ein riesen Bock zum 0:1. Aber man hat gesehen, warum der Gegner in der Tabelle ganz oben ist: Sie stehen sehr kompakt und sicher.“ Abschließend erklärte er: „Es wird schwer, die Jungs jetzt aufzubauen. Aus den letzten vier Spielen haben wir nur einen Punkt geholt, aber immer sehr gut gespielt. Wir müssen jetzt anfangen, den Bock umzustoßen – und wenn wir weiter so Fußball spielen, dann werden wir auch noch unsere Punkte holen!“

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