„Wir müssen dem Teufel mal das Bein brechen!“

1:4 trotz starker Leistung: Altona verliert Test gegen St. Paulis U23

14. September 2016, 21:34 Uhr

Milaim Buzhala (l.) köpft zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich ein. Foto: noveski.com

Eine Halbzeit lang war das mehr als nur „aller Ehren wert“, wie AFC-Coach Berkan Algan den Auftritt seiner Schützlinge im Test-Vergleich gegen die U23 des FC St. Pauli selbst zusammenfasste. Zwar stand am Ende eine 1:4-Niederlage zu Buche – doch die ersten 45 Minuten dürften Lust auf mehr gemacht haben. Vier richtig dicke Chancen spielte sich Altona 93 gegen den klassenhöheren Regionalligisten heraus. Allein das Runde wollte nicht ins Eckige! Dafür aber im zweiten Durchgang, als nicht zuletzt der ehemalige Saseler Sirlord Conteh nach seiner Einwechslung mächtig Schwung ins Spiel des Viertligisten reinbrachte.

Prominenter Besuch auf der AJK: Ex-Bayern-Manager Christian Nerlinger (r.) unterhält sich mit St. Paulis Co-Trainer Ferydoon Zandi. Foto: noveski.com

„Speziell in der ersten Halbzeit waren wir wirklich besser – da hat man die Qualität meiner Mannschaft gesehen. Dass 1:4 ist sicher ein bisschen zu hoch. Aber wir machen hier ein Freundschaftsspiel und da laufen 400 Leute herum, das ist schon schön zu sehen“, so Algan hinterher. Tatsächlich waren es 467 Schaulustige auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn, die ihre Mannschaft zunächst im Vorwärtsgang sahen. Pablo Kunter (14.), Braima Baldé, dessen Schuss nach einer herrlichen Kombination über Eliezer Correia Ca, Max Stolzenburg und Nick Brisevac noch leicht abgefälscht wurde und den rechten Pfosten touchierte (29.), sowie Brisevac höchstselbst, als er nach Thiessens langem Ball und super Ballan- und Mitnahme hauchdünn am linken Pfosten vorbei schob (34.), und abermals Baldé, der dieses Mal um Zentimeter an Jan Novotnys Kopfball nach Thiessen-Freistoß vorbei rutschte (37.), hätten für eine Pausenführung des AFC sorgen können, wenn nicht gar müssen!

Der Freistoß von Joel Keller schlägt im Tornetz ein und lässt einen geschlagenen Tobias Grubba zurück. Foto: noveski.com

Stattdessen zeigten die Kiezkicker, wie es geht: ließen der einzige Profi im Aufgebot, Richard Neudecker (20.), und Joel Keller (39.) in der ersten Hälfte noch zwei Chancen aus, machte es Seungwon Lee zehn Zeigerumdrehungen nach der Pause besser, als er nach Neudeckers Hereingabe und Aniteyes Kopfballabwehr aus 22 Metern Maß nahm und ins rechte untere Toreck traf (55.)! Algan wechselte in der Halbzeit komplett durch. Nur Finn Lukas Rettstadt durfte weiterspielen – und zeigte auch gleich warum: seine Linksflanke vom rechten Flügel rutschte auf den zweiten Pfosten durch, wo Milaim Buzhala einlief und ins lange Ecke einschädelte (62.) – 1:1! Die richtige Antwort des Oberligisten, der allerdings postwendend den zweiten Nackenschlag verpasst bekam. Sirlord Conteh, der zuvor schon mit einem tollen Heber nur knapp scheiterte, passte von rechte scharf ins Zentrum. Dort lauerte Ernesto Keisef und vollendete mit seinem starken linken Fuß unter die Latte (63.)! Eine super Co-Produktion nach einem stark vorgetragenen Konter des ehemaligen Saselers und des letztjährigen Leistungsträgers des FC Süderelbe!

Nach dem 2:1-Führungstreffer waren die Gäste am Drücker. Conteh spielte Waldschmidt schwindelig, umkurvte Grubba – traf aber nur das Außennetz (65.). Kurz darauf foulte Aniteye beim Zurücklaufen den Ex-Condoraner Emre Coskun. Den fälligen Freistoß aus 23 Metern halbrechter Position zirkelte der starke Joel Keller rechts unters Gebälk (67.)! Wie schon beim 0:1 aus AFC-Sicht wirkte der Ball zumindest nicht komplett unhaltbar. Der bittere Abend des Tobias Grubba wurde wenige Augenblicke später abgerundet, als er nach einem Zusammenprall mit seinem eigenen Mitspieler Sven Waldschmidt verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Den Schlusspunkt auf dem Rasen setzte der eingewechselte Jan-Marc Schneider nach Flanke von Marian Kunze per Direktabnahme ins rechte Eck (88.)!

Der Ball zappelt im Netz, der Keeper ist bedient: Tobi Grubba musste zu allem Überfluss auch noch verletzt raus. Foto: noveski.com

„Wir haben bewusst eine Menge Leute reingeschmissen, die teilweise aus einer Verletzung kommen und kaum Spielpraxis hatten. In der einen oder anderen Szene haben sie etwas Lehrgeld gezahlt. Insgesamt haben wir es aber sehr gut gemacht, müssen es nur mal schaffen, dem Teufel das Bein zu brechen – und ich glaube, das gelingt uns, wenn der Ball mal ein-, zwei- oder dreimal reingeht“, befand Algan und fand lobende Worte für den Gegner: „In der zweiten Halbzeit war St. Pauli stark. Mit Jan-Marc Schneider haben sie vorne einen Top-Mann und hinten war der Joel Keller richtig gut und sehr dynamisch. Da sind schon einige wirklich exzellente Talente dabei. Das muss man denen hoch anrechnen, dass sie die Fördermittel gut einsetzen.“ Nun möchte Algan mit seinem Team auch in der Liga richtig durchstarten. „Wenn jeder Spieler seinen maximalen Leistungspegel erreicht, dann sind wir eine sehr starke Mannschaft. Wir haben ein paar unnötige Punkte liegengelassen, aber das gehört während einer langen Saison nun mal dazu.“

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