BU baut bei Vicky seine Serie weiter aus

SCV-Coach Bajramovic: „Werden diese Niederlage schnell verarbeiten"

30. September 2016, 22:20 Uhr

Erzielte das einzige Tor des Abends: Nico Schluchtmann (re.) lässt sich von seinen Teamkollegen für den Siegtreffer feiern. Foto: noveski.com/Herzog

Sportlich gesehen ging es im Stadion Hoheluft rund. In einem von beiden Seiten schnell geführten Spiel gewann letztlich das effektivere Team", wie Vicky-Coach Jasko Bajramovic nach der Partie gestand. Die Gäste aus Barmbek, die in der Defensive sehr gut standen, konnten aber dennoch glücklich sein, dass sie mit drei Punkten im Gepäck die Heimreise antraten: Ein Treffer der Hausherren wurde wegen einer vermeintlichen Abseitsposition nicht gegeben. Warum? Das konnte niemand außer dem Schiedsrichtergespann so richtig nachvollziehen. Außerdem musste ein Spieler frühzeitig zum Duschen – und auch das sorgte auf beiden Seiten für große Verwunderung...

Der HSV Barmbek-Uhlenhorst ist im Hamburger Amateurfußball eigentlich dafür bekannt, dass er hauptsächlich weit in der eigenen Hälfte steht und durch lange Bälle agiert. Doch was die Mannen von Trainer Frank Pieper-von Valtier ab der ersten Sekunde im Stadion Hoheluft zeigten, war alles andere als diese erwartete Spielweise. Denn die Dieselstraßen-Kicker legten sofort mit einem Offensivspiel los, das in dieser Art und Weise kaum einer erwartete. Die Gäste standen hoch und griffen früh am gegnerischen Sechzehner an, ohne sich in die eigene Hälfte fallen zu lassen. 

Großchance, doch Merkle macht's nicht...

Ins Straucheln geraten: BU-Akteur Dimitrij Rikspun (re.) hat gegen Felix Schuhmann das Nachsehen. Foto: noveski.com/Herzog

Diese überraschende Angriffstaktik verunsicherte den SC Victoria anfänglich, weshalb es bereits in der dritten Minute das erste Mal im Gehäuse der Gastgeber hätte klingeln können. Durch den frühen Druck geriet die Hintermannschaft von Coach Jasko Bajramovic zunächst ins Wanken, wovon BU-Stürmer Ivan Sa Borges Dju beinahe profitierte, als er einen Fauxpas der Vicky-Hintermannschaft nutzte und plötzlich alleine auf den Sechzehner des Gegners zulief. Einzig Keeper Victor Medaiyese war bereits hellwach und schmiss sich 14 Meter vor dem eigenen Tor dem Angreifer entgegen, was dazu führte, dass er „SBD“ den Ball gerade noch vom Fuß nahm.

Nach rund einer Viertelstunde kam dann auch Vicky gut in die Begegnung. Die Hausherren begannen, cleverer zu spielen. Die Spielanteile wurden ausgeglichener, doch die größte Gelegenheit  sollte im ersten Durchgang wieder den Gästen von BU vorbehalten sein: Sie führte dazu, dass sich die 387 Zuschauer die Augen rieben, weil es eine größere Kunst von Christian Merkle war, die Bude nicht zu machen, als den Ball über die Linie zu drücken. Eine Hereingabe von Sa Borges Dju nahm Merkle völlig blank vier Meter vor dem – zur Hälfte verwaisten – Tor an, aber statt die Kugel in die Maschen zu bugsieren, versagten die Nerven des Barmbekers, der Keeper Medaiyese anschoss (23.).

Rot für Strömer – und niemand weiß, warum

Fassungslose Gesichter: Schiri Thorsten Bliesch stellt Len Aike Strömer (re.) sechs Minuten vor dem Ende vom Platz. Foto: noveski.com/Herzog

Nach dem Seitenwechsel gingen beide Mannschaften weiterhin rasant zu Werke. Es dauerte jedoch über eine Viertelstunde, bis es zur nächsten sehr guten Torgelegenheit kam. Dieses Mal waren die Hausherren am Zuge, die in Person von Dennis Bergmann aus 23 Metern kurz vor der Führung standen. Doch der bis dahin kaum geprüfte BU-Fänger André Tholen lenkte mit einer hervorragenden Flugeinlage den Distanzschuss aus dem Eck. 

Fortan häuften sich auf beiden Seiten die Einschussmöglichkeiten – und dann war's soweit: BU-Akteur Haci Gündogan bewies Augenmaß und brachte einen punktgenauen Pass in die Nahtstelle auf seinen Teamkollegen Nico Schluchtmann, der von rechts in die Gefahrenzone eindrang, unverhofft alleine vor Schlussmann Medaiyese auftauchte, die lange Ecke anvisierte und mit links gekonnt zur 1:0-Führung der Gäste vollstreckte (69.). Für diesen Treffer des Ex-Norderstedters gab es sogar ein Lob von Vicky-Trainer Bajromovic: „Das Tor hätten wir bereits in der Entstehung verteidigen müssen, aber dann muss man sagen, dass der Spieler einen guten, präzisen Schuss ins lange Eck setzt.“

Anschließend verlor das Spiel zunächst durch viele Unterbrechungen und Spielerwechsel an Fahrt, was aber nicht dazu führte, dass Höhepunkte ausblieben. Denn sechs Zeigerumdrehungen vor Ablauf der regulären Zeit wurde der Victorianer Len Aike Strömer mit einer Roten Karte frühzeitig zum Duschen geschickt. Aber was war passiert? Genau das fragten sich nicht nur die Fans, sondern auch alle Verantwortlichen beider Mannschaften. Denn die Tat sah nur der Schiedsrichterassistent eine Tätlichkeit Strömers. Selbst nach Abpfiff konnte niemand so richtig sagen, was eigentlich passiert war.

Bajramovic: „Ich bleibe dabei, dass wir ein sehr gutes Team haben"

Vicky-Coach Jasko Bajramovic glaubt trotz der Niederlage an die Qualitäten seiner Mannschaft. Foto: noveski.com/Herzog

Doch das sollte noch nicht die letzte nennenswerte Szene gewesen sein. In der letzten Minute des Spiels versenkte Julian Schmid nach einem Querpass den Ball für die auch in Unterzahl weiterhin offensiv agierenden Victorianer im Netz. Doch war die Freude nur von kurzer Dauer: Das Gespann um Schiedsrichter Thorsten Bliesch hatte zuvor eine Abseitsposition gesehen und verweigerte dem Tor die Anerkennung. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Abseits war. In dem Moment, wo der Ball quer und nicht nach vorne gespielt wurde, kann  das aus meiner Sicht kein Abseits gewesen sein. Es ist bitter, weil wir auch schon gegen Altona benachteiligt wurden“, konstatierte Vicky-Coach Bajramovic ernüchtert 

„Wir haben zwei Sachen, die wir negativ festhalten können: Die letzten fünf Minuten hätten wir cleverer herunterspielen und verteidigen müssen. Das Andere ist, dass wir unsere Torchancen besser nutzen müssen“, analysierte BU-Trainer Frank Pieper-von Valtier die Begegnung, stellte aber auch fest: „Wenn man die kompletten 90 Minuten betrachtet, war das ein klares Signal der Mannschaft, wo sie hin möchten. Das war eine hervorragende, mannschaftliche Leistung, wobei ich keinen Einzelnen nach oben loben kann. Außerdem darf man den Wert dieses Sieges nicht unterschätzen, wenn man es schafft, Vicky – aus dem Spiel heraus – möglichst wenig Torchancen zukommen zu lassen.“ Seine Kicker dürften für den weiteren Saisonverlauf eine immer breitere Brust bekommen, da dies schon das sechste Spiel in Folge ohne eine Niederlage war. 

Bei den Gastgebern herrscht hingegen erstmal ein wenig Frust, der jedoch laut Bajramovic schnell abgehakt werden sollte: „Ich bleibe dabei, dass wir ein sehr gutes Team haben. Und eine gute Mannschaft kennzeichnet sich auch dadurch, dass sie solch eine Niederlage schnell verarbeitet. Am Montag geht es für uns im Pokal bei Teutonia 05 schon wieder weiter. Das wird auch ein sehr schweres Spiel, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir dann unsere Leistung wieder besser abrufen werden.“

Autor: Mathias Merk