BU beißt sich die Zähne am Harburger TB aus!

70 Minuten lang agiert der Bezirksligist auf Augenhöhe

03. Oktober 2016, 21:07 Uhr

Janis Korczanowski steuerte einen Doppelpack zum Barmbeker Weiterkommen bei. Foto: KBS-Picture.de

Auf der Jahnhöhe bot sich den Zuschauern das klassische David-gegen-Goliath-Szenario: Bezirksligist Harburger TB empfing den Oberliga-Vize-Meister HSV Barmbek-Uhlenhorst. Auf dem Papier eine klare Angelegenheit, doch BU biss sich 70 Minuten lang die Zähne aus gegen eine Mannschaft aus Harburg, die die Barmbeker vor allem in Durchgang zwei so richtig in Bedrängnis brachte...

Das Spiel brauchte nicht lange, um in Fahrt zu kommen. Schon in der elften Minute konnten die Gäste ihrer Favoritenrolle gerecht werden: Ein langer Einwurf von Müller-Leitloff konnte verlängert werden und fand schließlich den in der Mitte stehenden Janis Korczanowski, der nur noch den Fuß hinhalten musste, um HTB-Keeper Maciej Sowa zu überwinden! Eine Szene, in der man den Klassenunterschied deutlich merkte, wie auch HTB-Coach Nabil Toumi befand: „Die setzen ihre Kilos in solchen Aktionen natürlich viel besser ein und machen das einfach cleverer als wir. Da haben wir uns einfach die Butter vom Brot nehmen lassen.“

Eine Frage der technischen Klasse

Dennoch: Der HTB war vor allem in der Anfangsphase der Partie besser im Spiel und konnte die Barmbeker Defensive immer wieder in Bedrängnis bringen. Allerdings schien dieses mutige Offensivspiel der Hausherren nicht belohnt zu werden, stattdessen wurden die individuellen Fehler vom Favoriten immer wieder ausgenutzt. So auch in der 30. Minute, in der die Abwehrreihe des Süd-Bezirksligisten einen langen Ball nicht klären konnte, Hagen Bastian sich den Ball schnappte und aus circa 18 Metern im linken unteren Eck unterbrachte! In Einzelaktionen wie dieser machte sich einfach der Unterschied beider Teams bemerkbar. Nichtsdestotrotz war die Führung der Pieper-Elf zu diesem Zeitpunkt durchaus glücklich.

Das sah auch Toumi so, der mit der Leistung seiner Truppe im ersten Durchgang zufrieden war: „Wir haben nicht viel zugelassen, bekommen dann aber zwei einfache Gegentore“, ärgerte er sich.

"Wir haben zu wenig gezeigt, wie man einfach Fußball spielt!"

Auch Defensivakteur Hagen Bastian gelang das Kunststück eines Doppelpacks. Foto: noveski.com

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs zeigte sich der HTB vom Zwei-Tore-Rückstand unbeeindruckt, während von BU nicht mehr viel kam. Und so dauerte es nicht lange, bis der Underdog den verdienten Anschlusstreffer erzielte: Angreifer Christopher Hampe konnte den fast schon überheblich aufspielenden Marc Lange im Aufbauspiel unter Druck setzen und den Ball erobern. Anschließend hatte er nur noch André Tholen vor sich und schob gekonnt links unten ein! „Wir haben zu wenig gezeigt, wie man einfach Fußball spielt, deswegen kommen wir dann auch nochmal in Bredouille. Durch einen individuellen Fehler erlauben wir dem Gegner dann nochmal ein Tor zu schießen“, so Frank Pieper.

„Wir haben vor allem nach der Halbzeit das Spiel offen gestaltet und 20 bis 25 Minuten sehr gut dagegengehalten“, freute sich Toumi über die Leistung seiner Mannen, die vor allem nach den Anschlusstreffer wieder am Unentschieden schnupperten! Nur vier Minuten nach dem Anschlusstreffer dann vielleicht die Szene, die das Spiel hätte in andere Bahnen lenken können. HTB-Stürmer Alexandro Pato kam im Strafraum der Barmbeker zu Fall, nachdem er einen Barmbeker umkurvte. Schiedsrichter Maximilian Ermisch entschied sich aber dazu, weiterspielen zu lassen und gab Pato sogar im Nachgang die Gelbe Karte für eine Schwalbe! Eine Entscheidung, die kaum ein Beobachter nachvollziehen konnte.

Die individuelle Klasse entscheidet das Spiel

Die Harburger waren dem Ausgleich näher als BU dem vorentscheidenden 3:1, doch die individuelle Klasse machte auch an diesem Tag den Unterschied aus. Nachdem die Hintermannschaft des Bezirksligisten die Gefahr nicht bannen konnte, war Benjamin Lipke da, drehte sich um seinen Gegenspieler und brauchte den Ball nur noch rechts an Keeper Sowa vorbeischieben! „Das war das dritte einfache Tor, dass wir hier kassiert haben“, ärgerte sich Toumi im Nachgang. „Wenn wir es da schaffen, die innere Linie dicht zu machen, dann schafft er es niemals, sich da so aufzudrehen.“

„Das sind diese Situationen, die dann ein Spiel entscheiden“, gab hingegen Pieper zu Protokoll. „Gut, dass Lipke da nicht nochmal quer legt, sondern selber schießt.“
Doch der HTB gab sich auch nach dem 1:3 nicht auf und spielte weiter nach vorne. So hätte es in der 78. Spielminute einen Elfmeter für die Harburger geben können, wenn nicht gar müssen, nachdem Lange nach Hereingabe von Alexandro Pato seine eigene Hand bei einem Klärungsversuch anschoss. Auch bei dieser Entscheidung sahen Schiedsrichter Ermisch und seine Kollegen nicht gut aus. „Das ist natürlich unglücklich gelaufen für uns. Ich weiß nicht, wie die Auslegung da ist, aber die Hand muss schon weg vom Körper sein“, beschrieb Toumi seine Sichtweise.

"Hätten vielleicht sogar noch den Ausgleich erzielen können"

Und so kam es, wie es kommen musste. In der 82. und 84. Minute erhöhte BU durch Korczanowski - nach Odabas-Querpass - und Bastian - schädelte eine Korczanowski-Flanke ein - auf 5:1 und machte somit den Klassenunterschied auf dem Ergebniszettel deutlich! Allerdings gibt dieses Resultat in kleinster Weise den Spielverlauf wieder. „Wenn wir in der einen oder anderen Situation vielleicht ein bisschen einfacher gespielt hätten, hätten wir vielleicht sogar noch den Ausgleich erzielt“, so Toumi, der aber auch beteuerte, dass er „wirklich sehr zufrieden“ mit der Leistung seiner Schützlinge sei.

Sein Gegenüber meinte: „Die Absprachen wurden teilweise nicht eingehalten. So kam der Gegner zwar nicht zu großartigen Chancen, aber so konnten wir das Spiel halt nicht kontrollieren, wie wir uns das eigentlich vorgenommen haben.“ Mit seinen Wechseln bewies der Trainer allerdings genau den richtigen Riecher und brachte so für die Schlussphase mehr Struktur in das Spiel. „Mit den Wechseln wurde unser Spiel dann ein bisschen besser, dafür haben wir uns letzten Endes auch belohnt“, bilanzierte Pieper.

"Wollen oben mitspielen!"

Für den Tabellenführer der Bezirksliga Süd geht es schon in dieser Woche weiter. Gegen Zonguldakspor sollen die nächsten drei Punkte in Richtung Titel geholt werden, doch in Harburg bleibt man trotz des Fünf-Punkte-Vorsprungs bei den Tatsachen. „Wir haben eine gute Mannschaft und ein gutes Potential. Man weiß ja nie, was noch kommt, aber wir wollen sicherlich oben mitspielen“, formuliert Toumi nach dem Spiel das Saisonziel.

Der Oberligist muss sich im nächsten Spiel gegen den FC Süderelbe beweisen und wohl noch deutlich eine Schippe drauflegen, um auch in diesem Spiel erfolgreich zu sein. Bisher steht BU mit 16 Punkten auf dem achten Tabellenplatz.

Mehr zum Thema