Farhadi: „Es macht Spaß, endlich wieder mit einem Lachen vom Platz zu gehen“

Niendorf feiert einen ungefährdeten 5:0-Erfolg bei Kosova

06. November 2016, 17:02 Uhr

Traf mit einem Traumtor zum 3:0: Niendorfs Malte Wilhelm (li., hier gegen Kosovas Abdul Farahi). Foto: noveski.com

Lange Zeit lief es beim Niendorfer TSV nicht rund. An den beiden vergangenen Wochenenden fuhr die Mannschaft von Trainer Ali Farhadi dann jeweils einen Sieg ein und machte mit diesem neugewonnenen Selbstbewusstsein beim Klub Kosova nun den dritten „Dreier“ hintereinander klar. Der Sieg des NTSV war dabei so ungefährdet, dass Kosovas Coach Thorsten Beyer nach dem Schlusspfiff harsche Worte fand: „Wir haben uns in den letzten Wochen Vieles kaputt gemacht. Ich habe das Gefühl, die Aufgabe Oberliga wird hier nicht so ernst genommen, wie man sie nehmen muss.“  

Joshua Fuchs und Jörg Steinbach hatten noch etwas zu klären. „Joshua, was ist los? Du hast mir was versprochen. Wie lange soll ich noch warten?“, rief der Co-Trainer des Niendorfer TSV rund fünf Minuten vor dem Ende des Auswärtsspiels beim Klub Kosova dem 21-jährigen Mittelfeldspieler der Gäste zu und zuckte mit den Schultern. Fuchs guckte einen kurzen Moment lang etwas irritiert, konterte dann jedoch den Wunsch Steinbachs nach einem Treffer mit dem Torschützen Fuchs schlagfertig: „Ich dachte, das Ergebnis reicht uns schon...“ Zu diesem Zeitpunkt stand es 4:0 für die Niendorfer.

Früher NTSV-Doppelschlag sorgt für beruhigendes 2:0

Ohne Chance: Kosovas Keeper Sebastian Menzel schaut dem Schuss des Niendorfers Simon Windhoff zum 0:2 hinterher. Foto: noveski.com

Letztlich blieb Fuchs auf dem Kunstrasen an der Dratelnstraße ohne Erfolg – zumindest ohne den persönlichen, ein Tor erzielt haben. Dennoch konnte sich der Niendorfer mit der Nummer acht auf dem Trikot beim Schlusspfiff von Schiri Björn Krüger (SV Börnsen) ebenso wie seine Teamkollegen über einen zu keinem Zeitpunkt wirklich gefährdeten 5:0-Sieg der „Sachsenwegler“ beim Aufsteiger freuen. „Es macht Spaß, endlich wieder mit einem Lachen vom Platz zu gehen. Die letzten Wochen vor den Siegen waren hart“, bekannte Niendorfs Trainer Ali Farhadi, dessen Team nach einer zunächst durchwachsenen Saison nun bereits den dritten „Dreier“ in Serie einfuhr, und freute sich.

Den Grundstein für diese Freude legten die Niendorfer bereits nach zehn Minuten: Marvin Karow, der auf der „Sechs“ ein gutes Spiel machte, bediente Simon Windhoff. Niendorfs Nummer sieben suchte den Abschluss, doch Kosovas Keeper Sebastian Menzel konnte den Schuss abwehren. Einziges Manko: Nach Menzels Parade landete die Kugel bei Kevin Trenel – und anders als zuvor sein Teamkollege zielte Trenel besser und traf. Nur vier Zeigerumdrehungen nach dem 1:0 ließ der Gast den zweiten Treffer folgen. Wieder hieß das Duell Windhoff gegen Menzel: Diesmal zog Windhoff von der rechten Außenbahn nach innen, nutzte den Platz, den ihm die Kosova-Defensive gewährte, und zog ab. Der Ball ging flach am vom Schützen aus gesehen linken Pfosten ins Netz. Menzel konnte sich noch so lang machen, wie er wollte: Er war chancenlos.

Kosova macht nach der Pause nur kurz Druck

Einer spielte stark, der Andere nicht: Niendorfs Marvin Karow (li.) überzeugte, Kosovas Visar Galica blieb blass. Foto: noveski.com

Mit dem 0:2-Rückstand vor Augen kam nun auch der Gastgeber gefährlich vors Tor: Visar Galica passte in die Tiefe auf Mazlum Oruk, der frei vor NTSV-Schlussmann Marcel Kindler auftauchte, von diesem aber abgedrängt wurde. Oruk gelang es noch, den Ball mit der Hacke wieder auf Galica zurückzulegen. Doch dessen Schussversuch wurde schließlich abgeblockt. „Wir haben kurzzeitig das Tempo rausgenommen, da war Kosova eine zeitlang richtig gut und hätte zum Anschlusstreffer kommen können“, konstatierte NTSV-Coach Farhadi später. Doch statt des 1:2 für die Hausherren gab es das 3:0 für die Gäste zu bestaunen: Im Anschluss an einen Eckball gelang es Kosova nicht, den Ball zu klären. Stattdessen landete das Spielgerät bei Malte Wilhelm, der einfach draufhielt – und schwupps war die Kugel drin. „Mit dem Traumtor von Malte war die Partie durch“, analysierte Farhadi nach dem Spiel, „mir war zwar klar, dass Kosova nach der Pause mehr Druck machen würde. Das haben sie auch fünf Minuten lang probiert, aber dann hatten wir alles wieder im Griff.“

In der Tat: Der Klub brachte Agonis Krasniqi für den nach einer frühen Gelben Karte gefährdeten Maurizio Scalisi und mühte sich, nun mehr nach vorne zu machen, doch die Angriffsbemühungen der Hausherren blieben allenfalls ein laues Lüftchen. Da aber Niendorf phasenweise auch den Fuß etwas vom Gas nahm, tat sich lange Zeit in beiden Strafräumen wenig bis nichts, was notierwenswert war. Der eingewechselte Krasniqi vergab nach 73 Minuten dann den Anschlusstreffer zum 1:3 und fortan war Niendorf augenscheinlich wieder etwas wacher und gewillter. Der Lohn der Mühen war der vierte Treffer der Gäste in der 78. Minute: Jan Luka Segedi, kurz zuvor für Torschütze Malte Wilhelm in die Partie gekommen, spielte das runde Leder in den Strafraum. Kosova bekam die Kugel nicht unter Kontrolle und schon gar nicht aus der Gefahrenzone. Nutznießer des Ganzen war Trenel, der den Ball humorlos an Menzel vorbei ins Netz hämmerte. Kosovas Keeper musste in der Schlussminute dann noch ein weiteres Mal hinter sich greifen, als Özden Kocadal nach einem Handspiel im Sechzehner für Niendorf vom Elfmeterpunkt erfolgreich war.

Beyer: „Ich habe das Gefühl, die Aufgabe Oberliga wird hier nicht so ernst genommen“

War nach der Niederlage restlos bedient: Kosovas Coach Thorsten Beyer. Foto: noveski.com

Was danach auf Seiten Kosovas passierte, sprach Bände: Coach Thorsten Beyer verharrte regungslos an der Seitenlinie. Die Hände in den Taschen vergaben, den rechten Fuß auf einem der Plastikhütchen, das seine Coachingzone begrenzte. Menzel kauerte nach dem Abpfiff minutenlang alleingelassen und konsterniert in seinem Tor sitzend. Kurzum: Der Stachel der Enttäuschung saß tief. „Wir haben uns in den letzten Wochen Vieles kaputtgemacht, was wir uns in der Saison davor und mit dem Aufstieg erarbeitet haben. Die ganzen Nebenkriegsschauplätze nerven. Erst gab es intern einen Vorfall, dann die Sache nach dem Spiel gegen den SC Victoria. Das muss nicht sein“, ärgerte sich Beyer, „ich habe das Gefühl, die Aufgabe Oberliga wird hier nicht so ernst genommen, wie man sie nehmen muss. Es müssen drei Mann unseres Kaders in der „Zweiten“ ran, obwohl wir selbst nur 12, 13 einsatzfähige Spieler haben. Im Moment hat das hier alles mehr Züge vom Chaos als von Normalität. Niendorf hat zurecht gewonnen. Ich finde, der Gegner hat das gut gemacht.“

Fand auch Ali Farhadi. „Wir arbeiten derzeit intensiv am Defensivverbund und unserem Defensivverhalten, weil wir in der Vergangenheit zu viele Gegentore kassiert haben. Dieses Mal ist es uns endlich gelungen, mal zu Null zu spielen. Das Spiel war richtig stark. Ich habe uns ganz klar und sehr souverän spielen sehen“, resümierte der Coach der Niendorfer nach der Begegnung. Und angesichts von fünf Treffern fiel es auch gar nicht mehr ins Gewicht, dass Joshua Fuchs sein Versprechen an Jörg Steinbach an diesem Nachmittag nicht einlösen konnte...

Jan Knötzsch