Harmlose Halstenbeker: Cordi mit fünf Volltreffern gegen die Bliemeister-Boys

Gäste beim 0:5 am Bekkamp „80 Minuten lang nicht konkurrenzfähig“

13. November 2016, 18:47 Uhr

Unter Druck gesetzt: Cordis Ronny Buchholz (re.) attackiert Sascha Richert bei der Ballannahme. Foto: noveski.com/Jaedtke

Wer gegen den Oberliga-Spitzenreiter nicht bis ans Äußerste seiner Leistungsfähigkeit geht, für den gibt es nichts zu holen – diese leidvolle Erkenntnis musste die SV Halstenbek-Rellingen in ihrem Gastspiel bei Concordia machen. Nach zehn anfänglich mauen Minuten drehten die Hausherren nach und nach mehr auf, siegten am Ende verdient und ungefährdet mit 5:0 und sorgen so dafür, dass beim Gast die Abstiegssorgen nicht weniger werden... 

Eigentlich war alles bereit, doch einer der Protagonisten fehlte. Während HR-Trainer Thomas Bliemeister längst auf dem Stuhl neben Concordias Ligamanager Florian Peters Platz genommen hatte, war „Aki“ Cholevas zunächst unauffindbar. Einige Augenblicke später tauchte der Grieche, der sich inzwischen seiner Jacke entledigt hatte und die anschließende Pressekonferenz im warmen inneren des Cordi-Vereinshauses in Trainingshose und Sweatshirt absolvierte, dann doch auf. Höflich wie er ist, entschuldigte sich Cholevas. Freilich nur für sein Zuspätkommen. Denn dafür, dass seine Elf zuvor die SV Halstenbek-Rellingen beim 5:0-Erfolg Cordis dominierte, musste Cholevas nun wirklich keine Abbitte leisten.

Hausherren kommen erst nach knapp zehn Minuten auf Betriebstemperatur

Zwei gegen einen: Die Concorden Theodoros Ganitis (re.) und Benjamin Bambur bedrängen HRs Yakup Telli (Mitte). Foto: noveski.com/Jaedtke

Das oblag vielmehr seinem Widerpart. „Wir waren vielleicht in den ersten zehn Minuten ebenbürtig und haben guten Fußball gespielt, aber die restlichen 80 Minuten lang waren wir nicht konkurrenzfähig“, fand Thomas Bliemeister klare Worte für den Auftritt seiner Equipe vor den 136 Zuschauern am Bekkamp, „daher ist der Sieg für Concordia völlig verdient.“ Selbiges befand auch Chloevas. „Wir wollten unbedingt gewinnen und den ersten Platz verteidigen. Insgesamt hat meine Mannschaft ein gutes Bild abgeliefert“, konstatierte der Cordi-Coach. Die erste Viertelstunde aber nahm Cholevas von seinem Lob aus. „Da waren wir nicht hellwach. Wir haben viele Freistöße des Gegners zugelassen und die eine oder andere Defensivaktion war nicht gut“, resümierte er – und lag damit gar nicht so falsch.

Denn: Während ihr Coach an der Seitenlinie wie eh und je vom Anpfiff an verbal Vollgas gab, benötigten die Akteure der Hausherren auf dem Platz einige Zeit, um in Betriebstemperatur zu kommen. Doch wie es beim Spitzenreiter nun einmal so ist: Lässt man Cordi ins Spielen kommen, dann ist kaum ein Kraut gegen die Cholevas-Kicker gewachsen. So auch heute. Selbst wenn der Concorden-Trainer nach dem Spiel feststellte, seine Elf habe im ersten Durchgang „wenige Chancen gehabt“: Die Tore machte Concordia trotzdem. Treffer Nummer eins in der elften Minute zum Beispiel, bei dem Benjamin Bambur beim ersten Angriff der Hausherren direkt schön freigespielt wurde und Mirko Oest im Kasten keine Chance ließ. Und Treffer Nummer zwei, bei dem Yannick Siemsen im Anschluss an eine Ecke von Timo Stegmann am höchsten stieg und die Kugel per Kopf über die Linie drückte. „Nach dem 1:0 hat mein Team konzentriert gearbeitet und das Tempo hochgehalten. So gehen wir mit dem 2:0 in die Pause“, bilanzierte Cholevas.

Cholevas: „Wir haben viele Chancen liegengelassen“

Kein Durchkommen: Georgios Chlolevas (Mi.) und Yannick Siemsen (li.) versperren HR-Akteur Abdulai Seidi den Weg. Foto: noveski.com/Jaedtke

Soweit richtig. Gleichwohl: Der Vorsprung der Concorden hätte bereits vor dem Seitenwechsel schon deutlicher sein können. Zwar hatte Christian Okafor (24., am langen Pfosten vorbei) für HR zwischenzeitlich sogar den Ausgleichstreffer zum 1:1 auf dem Fuß, doch abgesehen von diesem Schuss und Sascha Richerts Freistoß aus der dritten Minute, ging es immer nur auf ein Tor: das von HR. Kevin Zschimmers Schuss (34.) kratzte HR-Kapitän Yannick Sottorf ebenso von der Linie wie den Versuch von Enrik Nrecaj aus der 40. Minute. Zwei klare Einschussmöglichkeiten, die bereits vor der Pause zur Entscheidung hätten führen können. Die fiel dann aber mit Verspätung in der zweiten Halbzeit, in der „wir das Tempo hochgehalten haben. Wir wollten zeigen, dass wir eine gute Mannschaft sind. Wenn man 90 Minuten Fußball mit hohem Tempo spielt, kommen die Chancen von alleine“, analysierte Cordi-Übungsleiter Cholevas später ganz zutreffend.

Schon vor Alexandar Mucunskis 3:0 (59.) nach Vorlage von Bambur hätten Ex-HR-Akteur Nrecaj (52., 57.) und Siemsen, dessen Kopfball aus kurzer Distanz Oest mit einem sensationellen Reflex zunichte machte (48.), für deutlichere Verhältnisse sorgen können. Doch das holten die Mannen von „Aki“ Cholevas im Anschluss an den dritten Treffer nach: Zschimmer schlug nach 63 Minuten eine butterweiche Flanke mustergültig in den Strafraum, wo Bambur per Kopf vollendete. Nach 73 Minuten konnte Oest dann gegen Mucunski noch per Fußabwehr klären, doch Georgios Cholevas spitzelte die Kugel zum eingewechselten Jean Philipe Gnanzou, der aus kurzer Distanz nicht mehr viel falsch machen konnte und die Kugel über die Linie drückte. Beinahe hätte mit Lucas Hallmann ein weiterer Einwechselspieler sogar noch das halbe Dutzend an Treffern vollgemacht, doch Referee Benjamin Stello, der teilweise eine kuriose Auslegung in Sachen Foulspiel hatte, entschied mit seinem Gespann zu unrecht auf Abseits.

Bliemeister: „Mit Brameier fehlt uns der Kopf der Mannschaft“

Zweikampf: Concordias Theodoros Ganitis (li.) versucht an Yakup Telli vorbeizukommen. Foto: noveski.com/Jaedtke

Wie dem auch sei: Am klaren Sieg der Concorden änderte diese Entscheidung nichts mehr. „Wir haben leider nach der Pause viele Chancen liegengelassen“, beschied „Aki“ Cholevas auf der anschließenden Pressekonferenz kritisch, attestierte seinen Schützlingen aber dennoch, dass diese „spielerisch die Punkte geholt“ hätten. Sein Pendant auf der anderen Seite war derweil von einem Lob meilenweit entfernt, sondern stützte sich auf das Prinzip Hoffnung. „Wir setzten darauf, dass mit Benjamin Brameier und Tim Jeske nun langsam zwei Spieler zurückkommen, die uns wenigstens die Qualität geben, dass wir die Abstiegsplätze verlassen können“, sagte Thomas Bliemeister, der vor allem Brameier schmerzlich vermisst: „Mit ihm fehlt uns seit dem zweiten Spieltag der Kopf der Mannschaft. Er hat in unserem Spiel eine Schlüsselposition. Mit ihm und Jeseke werden wir wieder an Qualität gewinnen. Den jungen Spielern fehlt es in der derzeitigen Situation an Selbstvertrauen. Der Ballon wird immer größer und die Situation für uns immer schwieriger. Es liegt an der Qualität unserer Arbeit, ob wir da unten rauskommen.“


Während bei HR also auf zwei Hoffnungsträger noch gewartet wird, ist bei Cordi ein solcher wieder zurück: Der lange verletzte Bazier Sharifi saß zumindest schon einmal auf der Bank. Dafür müssen die „Bekkampler“ vorerst auf die Dienste eines anderen wichtigen Akteurs verzichten: Lennart Müller zog sich im Spiel gegen den TuS Osdorf am vorvergangenen Freitag einen Bänderriss zu und wird seinen Teamkollegen und Coach „Aki“ Cholevas vermutlich vier bis sechs Wochen lang nicht zur Verfügung stehen.

Jan Knötzsch