„Mr. Bramfeld“ sagt „Goodbye“!

BSV-Kapitän Henning beendet aktive Laufbahn

09. Februar 2017, 22:00 Uhr

Im Sommer ist Schluss: Carsten Henning beendet nach dieser Saison seine aktive Laufbahn. Foto: noveski.com

Er hat beim Bramfelder SV in den letzten Jahren eine Ära geprägt wie kein anderer – doch im Sommer ist Schluss: Carsten Henning wird seine Karriere nach achteinhalb Jahren an der Ellernreihe beenden! Diese Entscheidung teilte uns der langjährige Kapitän des aktuellen Hansa-Landesligisten soeben mit. „Ich wollte den Zeitpunkt, wann ich mit dem aktiven Fußball aufhöre, selbst bestimmen. Zum Glück bin ich in meiner Laufbahn von größeren Verletzungen verschont geblieben, so dass ich auch danach mit gesunden Knien über die Straße gehen kann.“

Bevor wir über die Gründe für Hennings Karriereende ins Detail gehen, blicken wir einmal auf sämtliche Stationen des Mittelfeld-Regisseurs zurück. Die Anfänge im Herrenbereich verlebte der heute 34-Jährige beim FC Eintracht Schwerin. „Wir sind damals aus der A-Regionalliga in die Herren-Oberliga reingerutscht und wurden mehr oder weniger ins kalte Wasser geschmissen. Gleich im ersten Spiel ging es für uns – als sehr junge Mannschaft – im Derby gegen den BFC Dynamo vor über 1000 Zuschauern“, erinnert sich Henning. „Der Klassenerhalt war am Ende ein großer Erfolg.“ Es folgte ein kurzes Gastspiel beim Lüneburger SK, der zum damaligen Zeitpunkt in der Oberliga Nord ebenfalls ums Überleben kämpfte – mit Erfolg. „Es war eine kurze, aber intensive Zeit, weil wir gegen viele Traditionsmannschaften gespielt haben, wo man natürlich eine ganze Menge mitnimmt.“

Vize-Meisterschaft in der Oberliga Nord und knappe Pokalfinal-Pleite

Die Anfänge des Carsten Henning (li.) beim BSV. Hier im Zweikampf mit dem damaligen Rugenbergener und heutigen Pinneberger Christian Dirksen. Foto: KBS-Picture.de

Im Winter 2004 verschlug es Henning in die Hansestadt. Seine erste Station: Altona 93. „Der Kontakt kam über meine Frau zustande, die schon zum damaligen Zeitpunkt in Hamburg gelebt und mit Jonah Asante, der beim AFC gespielt hat, ihren Betriebswirt gemacht hat. Über ein Probetraining unter Andreas Prohn und Mathias Neumann konnte ich mich für die Mannschaft, die sehr aufstrebend war, empfehlen. Die Vize-Meisterschaft in der Oberliga Nord war natürlich ein riesengroßer Erfolg.“ Nach dreieinhalb Jahren zog Henning weiter zum VfL 93. „Ich habe mich im Winter verletzt und in der Rückrunde wenig gespielt. Da ich wieder mehr Einsätze haben wollte, bin ich zum VfL gewechselt“, begründet er seine Entscheidung. Trotz der Erfahrung von Übungsleiter Peter Nogly endete das Kapitel „Stadtpark“ nach nur einer Saison. „Wir sind sang- und klanglos abgestiegen. Trotzdem war es eine Erfahrung wert!“ Auch, weil man ins Pokalfinale einzog, dort aber dem klassentieferen SC Victoria hauchdünn mit 0:1 unterlag.

„Ein absolutes Highlight vor 13000 Zuschauern!“

Auch mal rustikal und mit vollem Einsatz - hier gegen Dennis von Bastian (o.). Foto: KBS-Picture.de

Nach einem halbjährigen Gastspiel beim SC Concordia, wo ihn Andreas Klobedanz hinlotste, kam Henning über einen Berater beim SV Meppen unter. „Dort hatte ich die Möglichkeit, nur Fußball zu spielen. Wir hatten regelmäßig viele Zuschauer – zum Beispiel im Derby gegen den VfB Oldenburg, was damals gleichzeitig ein Qualifikationsspiel für die Regionalliga war. Das war ein absolutes Highlight vor über 13000 Leuten! Das ganze Emsland war heiß – das hat einen natürlich nochmal zusätzlich gepusht und motiviert“, erinnert sich Henning – leider auch an das unschöne Ende. „Sportlich lief es wirklich gut, nur leider hatte der Verein irgendwann Zahlungsschwierigkeiten.“ Beim heutigen Regionalligisten kickte Henning an der Seite des ehemaligen Hannoveraners Mame Diouf und Jurek Rohrberg, der seinerseits Kontakte zur Spielergewerkschaft „VDV“ hatte, wo sich Henning und Rohrberg drei Monate lang fit hielten, um für ein neues Engagement im höherklassigen Bereich gewappnet zu sein. „Wir waren von August bis Oktober 2008 dort. Allerdings kamen nicht die richtigen Anfragen, woraufhin ich ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement begonnen habe.“

„Ich habe mich beim Bramfelder SV immer wohlgefühlt“

Der Kapitän in mitten der Bramfelder Jubeltraube. Foto: noveski.com

Es kam der Zeitpunkt, der ihn zum Bramfelder SV zog. Maßgeblich daran beteiligt: Mirko Schulz – Bruder von Hennings heutiger Frau –, der zu jener Zeit beim BSV aktiv war. „Zu der Zeit war in keinster Weise abzusehen, dass ich so lange hierbleiben würde!“, gesteht der robuste „Sechser“ heute. „Aber ich habe mich im Verein immer wohlgefühlt, wurde später dort ja sogar beruflich mit eingebunden und habe mich mit den Leuten gut verstanden. Zudem waren die Wege kurz, da ich mit meiner Frau und meinen Kindern in Bramfeld sesshaft bin.“ Trotz seines Engagements im Verein hatte Henning „nie den Zwang, auch für den Bramfelder SV zu spielen“, wie er betont. „Es gab immer wieder Anfragen von höherklassigen Klubs – aber die Liga war für mich nie zwingend oder ausschlaggebend, um den Verein zu wechseln. Durch meine vielen Stationen in jungen Jahren wusste ich ja, wie es ist, immer zu Reisen.“ Bis zum heutigen Tag hielt Henning den „Schwarz-Weißen“ die Treue. In diesen acht Jahren erlebte er eine ganze Menge mit, spielte unter Michael Noffz, Marcus Fürstenberg, Hardy Brüning und Florian Neumann. „Im ersten halben Jahr haben wir den Aufstieg noch knapp verpasst, im darauffolgenden Jahr unter Hardy Brüning dann aber den Sprung in die Oberliga geschafft. Der Klassenerhalt im ersten Jahr nach dem Aufstieg war schon etwas Spezielles, da uns das niemand zugetraut hatte. Ansonsten waren wir eigentlich immer unter den drei bis fünf besten Teams in der Landesliga – außer in der letzten Saison, wo wir einen kleinen Ausreißer nach unten hatten.“

„Ich habe den Verein immer voll gelebt – und werde das auch weiter tun“

Ex-Dassendorf-Knipser Eric Agyemang (li.) vs. Carsten Henning. Foto: KBS-Picture.de

Am 19. Mai steht das letzte aktive Pflichtspiel des Carsten Henning auf dem Programm, wenn der BSV auf heimischer Anlage den SC Schwarzenbek empfängt – womit wir bei seiner Entscheidung, die Buffer an den sprichwörtlichen Nagel zu hängen, wären. „Es ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen stattgefunden hat. Ich habe mich schon länger mit dem Gedanken beschäftigt.“ Die Gründe? „Im Sommer werde ich 35, ich habe Frau und zwei Kinder. Nochmal in eine Saisonvorbereitung zu gehen, da machen die Knochen nicht mehr so mit. Zumal der Aufwand nicht geringer wird. Mein Anspruch war es immer, zu jeder Zeit 100 Prozent durchzuziehen, bei jedem Training anwesend zu sein und das Maximum herauszuholen. Aber wie bereits erwähnt: Mit 35 Jahren ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um mehr bei meiner Familie zu sein, die mich immer unterstützt hat.“ Hinzu kommt die Tatsache, dass Henning nun schon seit sechs Jahren die A-Jugend des BSV trainiert. „All das sind Gründe, die mich haben zu diesem Entschluss kommen lassen. Und wenn ich eine Entscheidung treffe, dann ziehe ich diese auch voll durch. Ich glaube, sagen zu können, dass ich den Verein immer voll gelebt habe – das werde ich auch weiter tun, nur eben nicht mehr auf dem Platz.“

Verabschiedet sich Henning mit dem Aufstieg?

Routinier Henning im Duell mit Niklas Holz von der U21 des HSV. Foto: KBS-Picture.de

Dem Bramfelder SV wird das „Urgestein“ dennoch weiterhin die Treue halten. „Ich fühle mich im Jugendbereich sehr wohl. Mir macht es großen Spaß, die Entwicklung junger Spieler zu begleiten. Aber ich habe schon das Ziel, irgendwann einmal eine Herren-Mannschaft zu trainieren. Wo das sein wird, weiß ich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht.“ Bramfelds langjähriger Liga-Obmann Matthias Herzberg bedauert die Entscheidung, kann die Bewewggründe aber vollstens nachvollziehen: „Ich habe ihm gesagt, dass ich mir gewünscht hätte, dasss er noch ein Jahr weitermacht. Aber die Gründe, die er mir genannt hat, sind absolut verständlich und plausibel. Er möchte den Zeitpunkt, wann die Karriere zu Ende geht, selbst bestimmen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn das durch Fremdeinwirkung der Fall ist.“ Herzbergs erste Reaktion: „Du willst mich doch nicht alleine lassen?! Wir haben uns nämlich immer sehr gut ergänzt und verstanden. Aber Carsten wird uns ja erhalten bleiben. Es gibt bereits ein, zwei Ideen, wie wir ihn als Bindeglied zwischen der Liga und der A-Jugend einbinden können.“

„Wenn er verlängert hat, gingen sofort vier, fünf Arme hoch“

Hätte seinen Kapitän gerne noch ein Jahr spielen sehen, kann die Entscheidung aber vollstens verstehen: Matthias Herzberg. Foto: BSV

Dass Henning an der Ellernreihe eine so lange Ära prägen würde, hätte auch Herzberg anfangs nicht für möglich gehalten, wie er gesteht. „Niemals, weil man natürlich sofort gesehen hat, was für eine Klasse er hat. Zudem ist Carsten ja zu einem Zeitpunkt zu uns gekommen, als er noch mit einem Profi-Engagement geliebäugelt hat.“ Die Stärken seines „verlängerten Arms“ beschreibt er wie folgt: „Carsten war immer da, was wirklich sehr beeindruckend ist. Er hat einen unglaublichen Willen, ist absolut zuverlässig und war nie überheblich, obwohl er ja durchaus schon höher gespielt hat.“ Anschließend führt Herzberg ein kleines Beispiel an, das die Bedeutung Hennings unterstreicht: „In dem Moment, wo er verlängert hat, gingen sofort vier, fünf weitere Arme hoch." Die Konsequenz, mit der der Kapitän seine Entscheidung durchzieht, passe zu seiner Person, so Herzberg. „Er hat sich in all den Jahren nie verändert und war immer ein großes Vorbild für die Mannschaft! Deshalb verabschieden wir ihn mit einem dicken weinenden Auge.“

Beim Blick zurück überwiegen die vielen schönen Momente, die Henning, der mit acht Treffern gemeinsam mit Matthias Müller bester BSV-Schütze ist, in Erinnerung bleiben werden. „Ich habe unter jedem Trainer etwas gelernt, hatte viele tolle Stationen, wo ich unzählige Erfahrungen sammeln durfte.“ Im Sommer ist jedoch Schluss. Zwölf Spiele stehen noch auf der Agenda und als Tabellenfünfter hat sein BSV nach wie vor alle Chancen auf den ganz großen Wurf. Es wäre der Abschied, den man sich als Spieler nicht besser hätte malen können…

Autor: Dennis Kormanjos