Meiendorf lässt Bramfelder „Marshmallow-Männchen“ die Luft raus

MSV-Coach Ergün freut sich nach 3:1-Sieg: „Wir haben endlich einen Big Point gesetzt“

31. März 2017, 23:54 Uhr

Auch Milos Ljubisavljevic konnte die Bramfelder Niederlage nicht verhindern. Archivfoto: noveski.com

Der Meiendorfer SV bleibt in der Tabelle der Landesliga Hansa der Spitze auf den Fersen. Durch einen 3:1-Erfolg im Duell mit dem Bramfelder SV (44 Punkte) verkürzte der MSV (42) seinen Rückstand auf den drittplatzierten Konkurrenten auf zwei Zähler. Auf das punktgleiche Spitzen-Duo TSV Sasel und SC V/W Billstedt (46) sind es nun vorerst noch vier Zähler, die die Mannschaft der Coaches Fatih Ergün und Baris Saglam im Hintertreffen liegt. Entsprechend zufrieden waren die Gäste nach ihrem Sieg an der Ellernreihe, während BSV-Coach Florian Neumann vor allem für die Darbietung seiner Elf in der ersten Halbzeit deutliche Worte fand. 

Domenic Lacroce und Ephrahim Asante waren gerade auf dem Weg von der Ersatzbank des Meiendorfer SV zum Warmmachen hinter das Gehäuse ihres Keepers Thorben Joost, als Lacroce seinem Mitspieler in englischer Sprache mitteilte, dass nun ja richtig Feuer im Spiel sei. Kurz zuvor hatte Bramfelds Heiner Twardawa den Ball von rechts in den Sechzehner geflankt, Joost war in der Mitte an der Kugel vorbeigesegelt und Christopher Skalnik musste freistehend nur noch einschieben. Es war der Treffer zum 1:2 aus Sicht der Hausherren (53.). Spätestens jetzt keimte bei diesen noch einmal Hoffnung auf, dass dieses Spiel vielleicht doch noch eine Wende erfahren könnte. Doch das Feuer, das Domenic Lacroce nun im Spiel wähnte, erlosch nach nur knapp zehn Minuten wieder.

Neumann: „Wir waren in der ersten Hälfte blutleer – das hatte was von Sommerkick oder Testspiel“

Meiendorfs Andrej Blum traf per Freistoß zum zwischenzeitlichen 2:0 für die Gäste. Archivfoto: noveski.com

Denn: Auf der linken Seite der Meiendorfer setzte sich David Peixoto Goncalves durch, brachte das Spielgerät vors Tor. Dort stand am ersten Pfosten Lawrence Schön und stieg im Duell mit Marcel Perz zum Kopfball hoch. Der Meiendorfer machte seinem Nachnamen alle Ehre: Schön flog der Ball ins Netz. Das 3:1 für Meiendorf (62.). Für Florian Neumann ein Ärgernis: „ Wir kommen auf der Außenbahn zu spät, der Ball ist zehn Sekunden lang in der Luft und Perz geht nicht zum Kopfball hoch. In dem Moment war es so, als ob man aus einem Luftballon die Luft rauslässt“, erklärte der Coach der Bramfelder, der zuvor den Auftritt seiner Mannschaft in der ersten Halbzeit wie folgt beschrieb: „Es kam mir so vor, als seien wir irgendwelche Marshmallow-Männchen, wo Luft durchgeblasen wird. Wir waren in der ersten Halbzeit blutleer. Das hatte was von Sommerkick oder erstem Testspiel. Wir waren nicht anwesend, sondern in jedem Zweikampf zu spät. Wir haben Bälle verschenkt und keine Angebote für die Spieler gemacht, die den Ball hatten, sondern dem ballführenden Spieler einfach viel Glück gewünscht. So nach dem Motto: Du machst das schon...“

Deutliche Worte des Übungsleiters an seine Mannschaft, die sich in der achten Minute bei Patrick Möller bedanken konnte, dass sie nicht schon früh in Rückstand geriet. Nachdem Schön den Ball steil zu Andrej Blum weitergeleitet hatte, eilte Keeper Möller aus dem Kasten und konnte den Schuss des MSV-Angreifers mit einer Fußabwehr zunichte machen. Nach 24 Minuten schlug es dann aber doch im Tor der Heim-Mannnschaft ein: Blum setzte sich links im Strafraum durch, passte nach innen auf Hamza Kayahan und der versenkte den Ball in den Maschen. In einer Partie, die wenig Höhepunkte und mit Stephan Timm einen schwachen Schiedsrichter hatte, verpasste Bramfeld dann in Person von Martin Fedai, der nach einer Vorlage von Milos Ljubisavljevic links am Tor vorbei zielte, den Ausgleich. Stattdessen „klingelte“ es auf der anderen Seite erneut: Ein Freistoß von Blum zischte durch die Mauer und wurde abgefälscht. Möller war bereits in die andere Ecke unterwegs und hatte keine Abwehrchance mehr – 2:0 für den MSV. Und das ausgerechnet zum für die Bramfelder psychologisch unglücklichen Zeitpunkt kurz vor der Pause (45.).

Ergün: „Die Jungs haben sich ein Ziel gesetzt: Sie wollen das Unmögliche möglich machen“

Christopher Skalnik erzielte den einzigen Bramfelder Treffer. Archivfoto: noveski,com

„Nach einem eigenen Angriff fangen wir uns durch einen Mega-Ballverlust das 0:1 ein. Vorm 0:2 haben wir die Chance von Fedai und dann kommt so ein Freistoß, wo die Mauer auseinandergeht, der Ball abgefälscht wird und der Torhüter auch noch wegrutscht“, ärgerte sich Neumann und befand: „Spielerisch war Meiendorf uns nicht überlegen bis dahin. Sie standen kompakt und waren griffiger. Wir haben gedacht: Das geht so weiter wie in der letzten Woche und der davor. Aber: Es ist aller Ehren wert, was die beiden Trainer da in Meiendorf hingezaubert haben. Gegen die ist das nochmal eine andere Sache als gegen eine Mannschaft aus dem unteren Drittel.“ Nach der Pause, so Neumann weiter, „fand ich uns zehn bis 15 Minuten stark. Wir machen das Tor und sind dran. Dann ist nach dem 1:3 die Luft raus. Trotzdem haben wir wieder die Chance auf den Anschlusstreffer. Aber am Ende steht man da, guckt sich an und fasst es nicht. Wir haben das komplette Gegenteil zur vergangenen Woche gezeigt. Da war keine Spannung drin. In der ersten Hälfte des Spiels war das nichts.“ Nichts mit dem erneuten Anschlusstreffer übrigens wurde es aus dem Grund, dass der eingewechselte Matthias Müller nach 78 Minuten den Ball nach einer Hereingabe von rechts falsch traf und meterweit über statt ins Tor hämmerte.

Und so durfte Fatih Ergün am Ende ein positives Fazit ziehen. „Es freut mich, dass wir endlich mal einen Big Point gesetzt haben. Bisher waren wir nicht in der Lage, uns gegen Mannschaften, die über uns standen, mit einem Dreier zu behaupten“, sagte Meiendorfs Coach und konstatierte: „Das war endlich mal ein Ausrufezeichen. Ein Schritt auf dem Weg in die richtige Richtung. Bisher haben wir durch mangelnde Erfahrung in solchen Situationen immer versagt. Diesmal muss ich sagen: Die Jungs waren teilweise richtig abgebrüht.“ Seine Spieler hätten, so Ergün, „Technik und Leidenschaft gezeigt. Und mit Leidenschaft kannst du Berge versetzen. Das haben sie richtig gut gemacht.“ Gut gemacht und damit den Blick nach oben noch einmal etwas mehr manifestiert. „Die Jungs haben sich ein Ziel gesetzt: Sie wollen das Unmögliche möglich machen und wir wollen ihnen als Trainerteam dabei helfen.“ Soll heißen: Der MSV, den vor der Saison nach dem personellen Aderlass infolge der „Causa Ohrt“ vermutlich nicht einmal die kühnsten Experten so weit vorne erwartet hatten, schielt auf den Aufstieg. „Wir haben aber noch ein paar Big Points vor uns“, weiß auch Ergün, der seine Schützlinge lobte: „Es ist erfreulich, dass sich die jungen Nachkömmlinge im Team wunderbar präsentiert haben. Wir hatten schon ein bisschen Bammel, als mit Josef Oshoffa und Michael Sara zuletzt gestandene Stützen ausgefallen sind.“

Jan Knötzsch