Aller guten Dinge sind drei! Aller schlechten aber auch...

Meiendorf und Bramfeld nehmen sich beim 3:3 gegenseitig Punkte weg

24. September 2016, 19:58 Uhr

"Das Spiel hatte keinen Sieger und keinen Verlierer verdient", urteilte MSV-Coach Fatih Ergün nach dem Schlusspfiff. Foto: noveski.com/Bode

Für die neutralen Zuschauer war es eine Schlussphase, wie man sie sich nicht hätte besser wünschen können, für die beiden Trainer an der Seitenlinie und ihre Mannschaften die berühmte Achterbahn-Fahrt der Gefühle: Gleich vier der sechs Treffer beim 3:3 zwischen dem Meiendorfer SV und dem Bramfelder SV fielen in der letzten Viertelstunde des Spiels. 

Irgendwann, als das Spiel längst beendet war, stellte Florian Neumann die Sinnfrage. Nein, nicht die, ob es für ihn noch Sinn machen würde, weiter auf der Bank zu sitzen. „Was“, sagte der Coach des Bramfelder SV vielmehr und schaute seinen Co-Trainer Mirko Schulz an, „nehmen wir aus diesem Spiel jetzt mit?“ Schulz überlegte kurz und erwiderte dem „Chef“ dann: „Das Positive...“

Fragwürdiger Elfmeter führt zum Ausgleich

Verwandelte zwei Ecken direkt: Der Bramfelder Christopher Skalnik. Foto: noveski.com

Das aber hielt sich auf beiden Seite die Waage. Wo aller guten Dinge drei war, da stand – auf beiden Seiten, versteht sich – auch das das Schlechte mit dieser Zahl im Bunde. Und damit auch direkt rein ins Geschehen des Spitzenspiels der Landesliga Hansa von diesem Wochenende: Bis auf einen Schuss von BSV-Kapitän Carsten Henning (8.) und dem Versuch von David Peixoto Goncalves, den Marcel Reimers im BSV-Kasten zur Ecke lenkte (10.) tat sich in der Anfangsphase eher wenig. Das sollte sich ändern, als Christopher Skalnik zur Ecke antrat. „Stoffel“ schlug die Kugel in der 17. Minute in Richtung des Meiendorfer Tores – und da landete sie auch. Nicht vor, nicht neben, nicht hinter dem Tor – nein: mittendrin. MSV-Keeper Thorben Joost machte keine gute Figur und musste Skalniks direkt verwandelte Ecke passieren lassen. 

So überrascht, wie Joost über Skalniks Eckstoß-Künste gewesen sein mag, so überrascht waren sämtliche BSV-Spieler nebst Coach Neumann und „Co“ Schulz, als Referee Lasse Holst nur fünf Minuten später im Bramfelder Strafraum auf den Elfmeterpunkt deutete. Was war passiert? Robin Polzin kam gegen Dennis Kubista zu spät, soll diesen zu Fall gebracht haben. Eine doch eher zweifelhafte Entscheidung. Michael Sara war's egal: Er lief an und traf zum Ausgleich. 

Bis zur Pause mühten sich beide Seiten redlich, ein Tor jedoch wollte nicht mehr fallen: Marcel Perz stand zwar nach 28 Minuten „blank“ vor Joost, machte jedoch einen Haken zu viel und schoss den Meiendorfer Schlussmann an. Jan Kuhles Weitschuss (28.) verfehlte das Ziel. Auf der anderen Seite vergaben Osman Celik, der es nach einem Pass von Kubista mit der Hacke versuchte (36.), und Marcin Hercog, dessen Schuss weit drüber ging (43.)

Irre letzte Minuten: Erst trifft Sara wieder, doch dann ist Twardawa da

Drei Treffer und trotzdem kein Matchwinner: Meiendorfs Kapitän Michael Sara. Foto: noveski.com

So musste Halbzeit zwei die weiteren Tore bringen. Die Partie nahm bereits kurz nach der Pause wieder an Gefahr auf, als zunächst Sara (52.) und dann Goncalves (58.) für den MSV jeweils das Aluminium des Bramfelder Tores trafen. Danach brachte es Tino Oschetzki fertig, sich binnen nicht einmal einer Minute aufgrund von Foulspielen zunächst die Gelbe und dann die Gelb-Rote Karte einzuhandeln (61.). Mit einem Mann mehr auf dem Platz ging aber nicht etwa der Gast, der durch Milos Ljubisalvljevic per Kopf (64.) und Sekunden später in Person von Carsten Henning auch den Latten-Abpraller vergab, sondern der MSV in Führung: Bramfelds Christian Westphal spielte einen katastrophalen Fehlpass, Peixoto Goncalves startete auf links durch, flankte nach innen und Michael Sara sagte danke – 2:1 (74.).

Doch in der Meiendorfer „Flens-Arena“ war noch nicht aller Tage Abend. Im Gegenteil: Erst holte sich Bramfelds Polzin „Gelb-Rot“ ab (85.), dann griff Joost bei einer Ecke Skalniks wieder daneben und der Ball landete direkt verwandelt zum Ausgleich im Tor (85.). Das 2:2 allerdings war kurz darauf wieder Makulatur, weil es zwischen BSV-Torhüter Reimers und seinem Kapitän Carsten Henning zu einem katastrophalen Missverständnis kam, an dessen Ende Sara Hennings Querschläger zum 3:2 nutzte (90.). 

BSV-Coach Florian Neumann entgleisten an der Seitenlinie förmlich die Gesichtszüge, doch Schluss war noch immer nicht: In der Nachspielzeit pushte Neumann seine Mannen noch einmal nach vorne. Eine Flanke landete zielgenau auf dem Kopf von Heiner Twarawa und von da im Tor – 3:3. Der Rest war ein Bramfelder Jubellauf, der erst weit abseits der eigentlichen Spielfläche endete, als alle Emotionen herausgelassen waren. 

Neumann: „Wir hauen uns zwei Treffer selbst rein und der Elfmeter ist ein Geschenk für Meiendorf“

Frustriert: MSV-Keeper Thorben Joost musste zwei der drei Gegentreffer auf seine Kappe nehmen. Foto: noveski.com/Bode

Apropos Emotionen: „Das war das erste Ma seit langem, dass ich bis zum Abpfiff unter Spannung stand“, bekannte Meiendorfs Übungsleiter Fatih Ergün nach der Begegnung, „das war ein verrücktes Spiel.“ Ein Spiel, in dem sich Ergün nach eigenem Bekunden noch nicht einmal nach dem 3:2 von Michael Sara sicher war, dass seine Mannschaft den Platz als Sieger verlassen würde. „Ich habe nicht dran geglaubt, dass wir das Ding schon sicher haben. Beim 3:3 hat man gesehen, dass wir müde waren und uns auch ein bisschen die Erfahrung gefehlt hat“, beschied der MSV-Trainer, „aber am Ende hatte dieses Spiel einfach weder einen Gewinner noch einen Verlierer verdient.“

Bei Florian Neumann blieb die Laune trotz des verbalen Einwurfs seines Co-Trainers Mirko Schult, das Positive mitnehmen zu sollen, dennoch zwiegespalten. „Von den drei Gegentoren haben wir uns quasi zwei selbst reingehauen und der Elfmeter beim ersten Meiendorfer Tor war ein Geschenk vom Schiri. Das alles ärgert mich“, urteilte Neumann, der aber auch bekannte: „Es ist eine geile Sache, dass wir zwei Mal zurückkommen. Wir wussten um die Stärken und Schwächen, die der MSV hat. Letztere haben wir genutzt, hatten bei den beiden Aluminium-Treffern von Meiendorf aber auch Glück. Leider waren wir insgesamt nicht giftig genug, um alle drei Punkte mitzunehmen...“

Jan Knötzsch