Kolumne

Altona 93 im Aufwind, Deich-Derbys machen Spaß

15. August 2023, 10:00 Uhr

Foto: Rüdiger Abend

Der Traditionsverein Altona 93 befindet sich zum Saisonstart direkt im Aufwind. Sowohl die Liga-Mannschaft als auch die Zweite Herren (U23) sind sehr gut aus den Startlöchern gekommen. Gerade bei der Reserve überrascht der gute Start doch etwas. Nachdem das Trainerteam um Benjamin Lipke und Jakob Sachs nach dem Aufstieg ihr Ende verkündete, fühlte es sich für Außenstehende so an, als würde dies die Entwicklung dämpfen, aber: Mitnichten.

In der vergangenen Saison war Philipp Körner (Mi.) noch an der Seite von Andreas Bergmann tätig, nun verhilft er der U23 mit Marco Heskamp zusammen zum Erfolg. Foto: noveski.com

Mit Philipp Körner und Marco Heskamp übernahm ein Duo, das vorher zum Trainerteam der Oberliga-Mannschaft von Andreas Bergmann gehörte. Die ersten Ergebnisse in der neuen Spielklasse sorgen bisher für Eindruck. Mit sage und schreibe 12:2 rasierte man Altenwerder und legte mit einem 5:2 gegen den gut bestückten Kader von TBS Pinneberg nach. An Spieltag drei gastierte man in Poppenbüttel und verlor knapp mit 4:5. Natürlich gab es in jedem der bisherigen Spiele Unterstützung aus dem Liga-Kader, so ehrlich muss man sein, aber auch das muss am Spieltag selbst dann erstmal passen. Die bisherigen sechs Punkte und 22 erzielten Tore nach drei Spieltagen sind somit sehr positiv zu bewerten.

AFC untermauert Variabilität

Aber nicht nur bei der Reserve läuft es gut, auch die Liga-Mannschaft ist sehr erfolgreich in die neue Oberliga-Saison gestartet. Während man im vergangenen Jahr eher dürftig und den Ansprüchen hinterherhinkend mit nur vier Punkten aus den ersten drei Spielen startete, hat man in diesem Jahr nach den Siegen gegen Düneberg, bei Paloma und gegen Buchholz bereits neun Zähler auf dem Konto. Schaut man sich die Kaderveränderungen mal etwas genauer an, hätte man dies nicht unbedingt erwarten können. Mit von Anhalt, Gries und Wachter verließen 34 geschossene Tore das Bergmann-Team und dabei lassen wir die Assists der drei Herren mal außen vor. Ein herber Verlust, den man erstmal kompensieren muss. Natürlich ist es noch zu früh in der Saison, um hier eine finale Bewertung abzugeben, aber die neue Kaderkonstellation zeigt, dass man variabler, wendiger und flexibler im Angriffszentrum ist. Nach drei Spieltagen zeigt das „Scoreboard“ sechs Torschützen und neun geschossene Tore an – das liest sich gut.

Michael Ambrosius (re.) hat als Verteidiger bereits zwei Tore in drei Spielen für den AFC erzielt. Foto: Bode

Der gute Start untermauert nun aber, vielleicht auch etwas schärfer als zum Start der Vorsaison, dass man in Richtung Regionalliga schaut und gerne zurück in die Viertklassigkeit möchte. Der September wird, mit den Partien gegen Sasel, Dassendorf und Niendorf, dann zeigen, ob man die bisherigen Leistungen bestätigen kann und ein Kandidat für die „Top Drei“ oder gar den Meistertitel ist. Den Hamburger Fußballfans wünscht man es, dass Altona sich dann im Sommer ’24 zu den anderen Hamburger Vertretern in der Regionalliga gesellt und es viele lokale Duelle gibt.

Zuschauer-Boom am Deich

Einen Aufwind gibt es auch in der Landesliga Hansa zu verzeichnen. Durch den Oberliga-Abstieg des SV Curslack-Neuengamme und den Aufstieg des SC Vier- und Marschlande in die Landesliga boomen die Zuschauerzahlen. An den ersten Spieltagen spülte es förmlich die Zuschauer zu den Derbys im Süd-Osten der Hansestadt. Ob nun Altengamme gegen Curslack (627 Zuschauer), SCVM gegen Curslack (427 Zuschauer) oder Altengamme gegen SCVM (538 Zuschauer) – die Tribünen und Traversen waren gefüllt mit Fans und Kiebitzen. Das ist schön zu sehen. Einige dieser Duelle gab es über ein paar Jahre hinweg nur im Pokal oder auf freundschaftlicher Ebene, aber der Wettbewerb im Ligabetrieb zeigt, dass das Interesse in der Region vorhanden ist. Gerade nach zwei abgebrochenen Saisons (2020/2021 und 2021/2022), wo vielen Vereinen auch die Zuschauereinnahmen fehlten und damit auch die finanziellen Mittel eingeschränkter waren, erfreut es einen Außenstehenden nun umso mehr.

Volle Ränge beim Deichderby zwischen Aufsteiger SCVM und Absteiger SVCN (3:1) vor gut einer Woche. Foto: Bode

Mit dem VfL Lohbrügge und Voran Ohe kommen noch weitere „Dorfvereine“ ins Spiel, die auf die Derbys gegen die bereits genannten Teams brennen. Auch die Duelle gegen die Topteams und Aufstiegskandidaten wie Vorwärts-Wacker, den Rahlstedter SC und den Bramfelder SV werden hoffentlich für volle Ränge in der Hansa-Staffel sorgen.

Insgesamt ist das eine schöne und positive Entwicklung, weil nahezu alle davon profitieren. Die Spieler treten vor großartigen Kulissen an, was die Motivation und den Ehrgeiz zu gewinnen nochmal steigern. Die Vereine generieren mehr Zuschauereinnahmen, womit die Möglichkeiten innerhalb des Vereins steigen und die Infrastruktur verbessert werden kann bzw. könnte. Die Schiedsrichter mit höherklassigen Ambitionen gewöhnen sich früher an hitzige Atmosphären und sammeln früher Erfahrungen mit Derbys. Zu guter Letzt profitieren auch die Zuschauer davon, weil sie nicht nur eine bessere Atmosphäre auf den Sportplätzen erleben, sondern es nach Abpfiff sicherlich auch noch viel Gesprächsbedarf für die nahegelegene Dorfkneipe gibt. In diesem Sinne, Prost!

Jan Haimerl