„Angeschlagener“ Winkel entscheidet „Gift-Gipfel“!

Huremovic hatte „das in der Tasche, was er den Jungs zugesagt habe"

07. April 2016, 00:37 Uhr

Im Abschluss wollte es für Collins Folarin (r.) heute nicht klappen, dafür servierte er Stefan Winkel das 1:0 auf dem Silbertablett. Foto: Sebastian Jaedtke!

Was wurde im Vorfeld nicht alles über dieses Spiel geredet? Nach einigen Absagen und diversen Wortgefechten der Offiziellen gegen- und übereinander, konnte das lang herbeigesehnte Aufeinandertreffen zwischen dem Hamm United FC und dem SC Poppenbüttel nun endlich über die Bühne gehen! Den hohen Erwartungen konnte der „Giftgipfel“ vor 270 zahlenden Zuschauern im Hammer Park allerdings nur selten gerecht werden. Insbesondere in den zweiten 45 Minuten wurde der „Hansa-Clasico“ zu einer einseitigen Nummer…

Felix Römhild (l.) und Tom Bober konnten im Spiel kaum Akzente setzen, aber im direkten Duell ging es zur Sache. Foto: Sebastian Jaedtke!

Es waren bereits einige Minuten nach Abpfiff vergangen, als Hamms Liga-Manager Jassi Huremovic mit gemäßigten Schritten langsam von der einen Seite des Platzes in Richtung Kabinen marschierte, um auf Höhe der Mittellinie abgefangen zu werden und als fairer Verlierer zu zeigen: „Erstmal muss ich sagen – bei allem, was im Vorfeld war, das muss man jetzt einfach mal abhaken – bin ich letztendlich froh, dass dieses Spiel vorbei ist! Nicht, weil es so schlimm war, sondern weil dieses ganze Hin und Her endlich ein Ende hat! Des Weiteren muss ich ganz klar sagen: Glückwunsch an den SC Poppenbüttel! Sie haben verdient gewonnen, da gibt es kein wenn und aber. Sie waren einfach besser, das müssen wir akzeptieren und können froh sein, dass es nur beim 0:2 geblieben ist. Von unserer Seite war das schlichtweg zu wenig!“

In der ersten Spielhälfte neutralisierten sich beide Mannschaften über weite Strecken. Die Hausherren hatten zwei Abschlüsse zu verzeichnen, die Danijel Suntic jeweils per Freistoß zum Besten gab. Zunächst nach drei Zeigerumdrehungen knapp übers Gebälk und kurz vor der Pause, als die HUFC-Anhänger den Torschrei bereits auf den Lippen hatten, aber der Ball das Außennetz touchierte (43.). Die größte Möglichkeit des Spitzenreiters hatte Gerrit Pressel, dessen 25-Meter-Geschoss die Latte zum Erschüttern brachte (28.). Die zweiten 45 Minuten begannen mit einer Druckphase der Ohrt-Elf, die in Person von Pressel, der den linken Knick nur hauchzart verfehlte (49.), gleich für ein Lebenszeichen sorgte. Keine 60 Sekunden darauf zappelte das Spielgerät erstmalig im Netz von Samuel Graudenz, nachdem Ronn Asante die Kugel gegen Othniel Kenou, der sein Startelf-Debüt für den SCP feierte, vertändelte und dieser von links ins Zentrum flankte, wo Collins Folarin für Stefan Winkel ablegte, der ganz trocken aus acht Metern flach einschoss (50.)!

„Wenn wir mal nicht gewinnen, ist der Aufschrei in ganz Hamburg groß“

Der eingewechselte Lukas Wenzel (l.) lässt Ronn Asante stehen. Foto: Sebastian Jaedtke!

Anschließend hätte Pressel – erneut aus der zweiten Reihe – fast erhöht (55.), ehe Hamm wieder durch einen Suntic-Freistoß, der an Freund und Feind sowie am rechten Pfosten vorbei segelte (61.). 20 Minuten waren noch zu gehen, als Winkel einen 22-Meter-Freistoß von halblinks in traumhafter Manier an die Unterkante der Latte donnerte, Marcel Stadel einen Schritt schneller schaltete als die HUFC-Verteidigung und zur Vorentscheidung einschädelte – 0:2! In den Schlussminuten hätten Joker Lukas Wenzel, der nach Gerschs Ballgewinn gegen den indisponierten Asante und Hartwigs Einzelaktion über links, wo er Hauke Harrsen im Regen stehen ließ, zum Schuss kam – aber der kurz zuvor eingewechselte Emre Telli im letzten Moment blockte (81.), sowie Winkel, der nach einem famosen Pressel-Pass und anschließendem Hartwig-Zuspiel aus spitzem Winkel den rechten Pfosten traf (87.), das Ergebnis weiter in die Höhe schrauben können.

Ein Tor, ein Assist: der beste Torschütze der Hansa-Staffel, Stefan Winkel, hat seine Wichtigkeit für die Mannschaft einmal mehr bewiesen. Dabei war der 25-Jährige gar nicht richtig fit. „Stefan war leicht angeschlagen und konnte nicht trainieren“, verriet Ohrt, um auf Nachfrage anzuschließen: „Er hatte Probleme mit den Adduktoren. Allerdings wollte er unbedingt spielen und hat eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig er ist.“ Mit der Leistung seiner Schützlinge war der „Headcoach“ von der „Bülte“ ebenfalls hochzufrieden: „Wir haben das Spiel dominiert und verdient gewonnen. Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen, da sie all das, was wir vorgegeben und uns vorgenommen haben, umgesetzt hat!“ Zu den ganzen Vorkommnissen und Äußerungen im Vorfeld dieses Spiels, wollte sich Ohrt hingegen „nicht äußern. Wenn ich das tue, könnt ihr drei Seiten schreiben“, ließ er die Pressevertreter wissen. Abschließend erklärte er: „Der Sieg ist natürlich schön, aber die Qualität unserer Mannschaft muss eigentlich in jedem Spiel ersichtlich sein. Du musst auf den Platz gehen und jedes Spiel gewinnen wollen, das muss man von dieser Truppe erwarten können. Wenn sie mal ein Spiel nicht gewinnt, gibt’s in ganz Hamburg immer einen großen Aufschrei. Der Sieg ist eine kleine Genugtuung, aber wichtiger ist, dass wir wieder auf einem guten Weg sind.“

„Hatte das in der Tasche, was ich den Jungs zugesagt habe"

Danijel Suntic (r.) sorgte mit seinen Standards für Gefahr, bekam jedoch kaum Unterstützung. Foto: Sebastian Jaedtke!

Huremovic bilanzierte unterdessen: „Wir haben bis zu unserer Nummer sechs – also vom Torwart über die Abwehrreihe bis hin zu unserem Sechser – eigentlich gut gestanden und in der ersten Halbzeit so gut wie gar nichts zugelassen. Aber unser Spiel nach vorne fand überhaupt nicht statt! Unsere Flügel waren nicht besetzt und in der Offensive war das absolut mau.“ Klare Worte des 47-Jährigen, dessen Equipe in Abschnitt eins den Ausfall von Chris Mahrt verkraften musste. Wie auch Ohrt, wollte sich Huremovic nicht zu den verbalen Scharmützeln äußern. „Jede Niederlage tut weh, deshalb ist es keine besondere. Es gab im Vorfeld einige Wortgefechte, das ist jetzt abgehakt. Der Gegner war besser und wir haben ihm auch gratuliert. Ich war vorher eigentlich guter Dinge, habe der Mannschaft gesagt, dass die Meisterschaft nur über uns führt. Wenn sie uns heute hier schlagen und besser sind, dann müssen wir den Hut ziehen und ihnen auf dem Weg zur Meisterschaft viel Glück wünschen. Das haben sie geschafft. Jetzt wollen wir Zweiter werden, da mache ich keinen Hehl draus und glaube auch, dass die Chancen ganz gut sind.“ Aber eine Kleinigkeit wäre da noch: Im November des vergangenen Jahres hatte Huremovic nach dem ganzen Hickhack um die etlichen Absagen bei uns verkündet: „Ich werde 1000 Euro in die Mannschaftskasse geben, wenn die Jungs Poppenbüttel weghauen!“ Angesprochen auf diese Aussage, griff der Manager und Co-Trainer, der aufgrund einiger Personalsorgen kurzzeitig überlegte, sich selbst auf den Spielberichtsbogen zu setzen, in seine Tasche und sagte: „Ich habe der Mannschaft vor dem Spiel gesagt, dass ich davon überzeugt bin, dass wir gewinnen werden und dass ich das in der Tasche habe, was ich ihnen zugesagt habe!“ Durch die Niederlage bleibt Huremovic das Zahlen der ausgelobten Summe zwar erspart, auch wenn er betont: „Ich hätte es gerne gemacht. Jetzt gebe ich Einen aus.“ Bei aller Fairness und allen Respektsbekundungen im Nachgang der Partie: Einen hatte der „Geächteten-Macher“ noch auf Lager: „Nach dem 5:0 im Hinspiel und dem 0:2 heute stehen wir immer noch als 3:0-Sieger da!“

Der komplette LIVE-Ticker zum Match:

Ein dickes Dankeschön an Sebastian Jaedtke für die Bilder zum Spiel!

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