Buchholz bringt Niendorfs Motor gehörig ins Stottern!

„Jeder sollte sich selbstkritisch hinterfragen!“

29. September 2016, 23:43 Uhr

"Er ist unser Allrounder, kann überall spielen", lobte TSV-Coach Schneider seinen Torschützen, Leif Wilke, im Anschluss an die Partie. Foto: noveski.com/Kuech

18 Minuten ordentlicher Fußball, der nicht unverdiente Führungstreffer – doch was war dann los, Niendorfer TSV? „Nach dem Gegentor konnten wir den Motor einfach nicht mehr anschmeißen und haben keinerlei Zugriff aufs Spiel mehr bekommen“, suchte auch Torsteher Marcel Kindler unmittelbar nach Spielschluss nach Erklärungen. „Danach war alles wie weggewischt. Wir finden nicht mehr zu unserem Spiel und laufen vogelwild herum. Da sollte sich jeder hinterfragen!“ Eine absolut zutreffende Einschätzung des Routiniers, der tatenlos mit ansehen musste, wie sein Team in der vorgezogenen Partie des zehnten Spieltages gegen den TSV Buchholz 08 den Kürzeren zog – und nach dem Auftakterfolg gegen Buxtehude nur ein weiteres von neun folgenden Spielen gewinnen konnte.

Dominik Fornfeist (M.) erzielte das vorentscheidende 3:1. Foto: noveski.com/Kuech

Dabei begann doch eigentlich alles nach Plan: einen Wilhelm-Eckball von rechts schädelte Özden Kocadal zur Führung ein (18.)! Der „Capitano“ war es auch, der in der Folge immer und immer wieder lautstarke Kommandos gab und alles versuchte, dass sein Team den Faden wiederfindet, den man nach dem postwendenden Ausgleichstreffers komplett verlor. Und jenes 1:1 war nicht nur vom Zeitpunkt her unglücklich, sondern auch vom Zustandekommen: denn nachdem Jakob Schulz den tollen Pass in die Gasse spielte und Glenn Lentvogt abschließen wollte, kam ihm Behzad Shirgou zuvor und spitzelte die Kugel aus 13 Metern in die eigenen Maschen (20.)! Der Moment, als beim NTSV kaum noch was gelang. Eklatant war vor allem die Rückwärtsbewegung nach einfachsten Ballverlusten. Die hinterste Kette stand zwar zumeist, aber aus dem Mittelfeld kam kaum Unterstützung. 

Wilkes Führung, Buchholzer Chancenwucher

Der Platzverweis gegen Niklas Jonas hatte keinen spielentscheidenden Einfluss mehr aufs Spiel. Foto: noveski.com/Kuech

Mit Beginn des zweiten Durchgangs übernahmen die Nordheider klar das Kommando. Dementsprechend dauerte es auch nicht lange, ehe einer von unzähligen Ballverlusten der „Sachsenwegler“ zu einem Konter führte. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte – und schon hatte Arne Gillich auf dem linken Flügel unendlich viel Zeit. Seine knallharte und präzise Hereingabe jagte der aufgerückte Außenverteidiger Leif Wilke per Rechtsschuss aus 13 Metern und den linken Knick (53.)! Bis auf eine Halbchance durch einen Kopfball von Marcel Jobmann, den der nicht immer sicher wirkende Philipp Wilke gut entschärfte (55.), sollte vom Farhadi-Ensemble kaum mehr Gefahr vor dem Buchholzer Tor ausgehen. Stattdessen vergaben die Gäste beste Konterchancen zur Vorentscheidung. Nach Müllers Querpass von rechts blieb Gillich freistehend an Niemann hängen, ehe Wilke nicht genügend Druck hinter den Ball bekam (67.). Dann verhinderte Kocadal mit ausgestrecktem Bein gegen Fornfeist, der zuvor Ehrenberg ganz alt aussehen ließ, das 3:1 (73.).

Pustete nach Abpfiff einmal kräftig durch: Buchholz-Coach Thorsten Schneider (r.). Foto: noveski.com/Kuech

Sieben Zeigerumdrehungen vor Ultimo war es dann aber soweit – und wieder nach einem ähnlichen Schema: leichter Abspielfehler NTSV, Niklas Jonas trieb das Spielgerät durchs Mittelfeld und bediente Müller auf rechts, dessen scharfen Querpass Dominik Fornfeist über die Linie bugsierte (83.)! Die Entscheidung schien endgültig gefallen zu sein, aber urplötzlich und aus dem kompletten Nichts meldete sich Niendorf zurück: Freistoß des eingewechselten Simon Windhoff, Kopfball des völlig blank stehenden Shirgou – drin. Nur noch 2:3 (85.)! Und auf einmal passierte das, was kaum einer der rund 50 anwesenden Besucher mehr für möglich hielt: Buchholz schwamm gehörig. Der insgesamt sehr unglücklich agierende Magnus Hartwig wurde auf halblinks ebenso am Einschuss gehindert, wie auch Joshua Fuchs, dessen Versuch von Nikolas Mallwitz geblockt wurde (87.). Nun flog Flanke über Flanke in den Buchholzer Sechzehner und Niklas Jonas mit der Ampelkarte vom Platz (90.)! Schlussendlich zitterten die 08er den hochverdienten Erfolg über die Runden.

„So kannst du in dieser Liga nicht bestehen!“

Ali Farhadi und dem Niendorfer TSV stehen wieder sportlich schwere Tage bevor. Foto: noveski.com/Kuech

„Die erste Halbzeit war sehr fahrig, wenig Fußball – und viel Ballgekloppe“, fasste Thorsten Schneider das Geschehen kurz und bündig zusammen, ehe er anfügte: „Wir hatten das Glück, dass wir nach dem Rückstand ganz schnell den Ausgleich gemacht haben. Über die 90 Minuten gesehen – wie schon in den letzten Wochen – hatten wir sehr viele Torchancen auf unserer Seite, aus denen wir zu wenig gemacht haben. Stattdessen bringst du dich im letzten Moment fast noch um die Früchte. Da haben wir uns das Leben selbst schwer gemacht – das 2:3 hat uns aus dem Konzept gebracht. Wenn man das Tor sieht, dann waren die Jungs mit den Köpfen wohl schon beim Feiern in der Kabine. Danach kann der Gegner in der einen Szene gefühlt sieben Tore machen. Aber bis dahin müssen wir schon längst vier, wenn nicht gar fünf Dinger selbst geschossen haben.“ Für den TSV war es ein ganz besonderer Erfolg, denn: „Wir haben jetzt viermal auswärts 3:2 gespielt – das war allerdings das erste Mal, dass wir den Platz dann auch als Sieger verlassen haben.“ Niendorf-Fänger Kindler bilanzierte: „Wir sind eigentlich ganz gut ins Spiel reingekommen, aber nach dem Ausgleich, der aus heiterem Himmel fiel, haben wir überhaupt keinen Zugriff mehr in der Mitte gekriegt – und auch über außen sind sie dann viel zu leicht durchgebrochen. So kannst du in dieser Liga nicht bestehen! Es ist zwar noch nichts los, aber du musst solche Spiele und den Kampf halt annehmen und dagegenhalten. Es ist unglaublich bitter, da der Trainer vor dem Spiel genau diese Dinge angesprochen hat, die letztlich zu den Gegentoren geführt haben. Jeder sollte sich selbstkritisch hinterfragen!“