Cholevas' Cordi-Kicker knipsen Vickys Pokal-Licht aus

Gäste triumphieren vor 311 Zuschauern mit 4:1

09. Dezember 2016, 23:41 Uhr

Jubel, so weit das Auge reicht: Jan Kämpfer und Bazier Sharifi (vo.) freuen sich ebenso wie Theodoros Ganitis und Georgios Cholevas (hi.). Foto: noveski.com

Drei Duelle, drei Niederlagen: Concordia ist für den SC Victoria kein Widersacher, gegen den es etwas zu holen gibt. Nach dem 2:6 in der Hinrunde und dem 1:2 in der Rückserie der Meisterschaft musste Vicky nun im Achtefinale des ODDSET-Pokals gegen Cordi die Segel streichen. Mit 1:4 unterlag die Mannschaft von „Jasko“ Bajramovic der Equipe vom Bekkamp. Kein Wunder, dass der Vicky-Coach bei der anschließenden Pressekonferenz bekannte, froh zu sein, erstmal nicht mehr gegen Concordia antreten zu müssen...

Diese eine kleine spitze Bemerkung konnte sich Matthias Seidel einfach nicht verkneifen. Der Presseraum des Hoheluft-Stadions war nach der Partie des SC Victoria gegen Concordia gut gefüllt. Vielleicht etwas zu gut. So, dass es augenscheinlich zu eng wurde und irgendjemand rücklings den Lichtschalter berührte. Die Folge: Sämtliche Pressevertreter und sonstige Zuhörer saßen ein paar Augenblicke im Dunkeln. Als sich irgendjemand erbarmt hatte, die Finsternis mittels erneutem Betätigen des Schalters wieder zu beenden, grinste Seidel. „Bei Vicky gehen die Lichter aus...“, feixte Concordias Präsident schließlich, hatte die Lacher auf seiner Seite und  – zumindest in Bezug auf den laufenden Wettbewerb im ODDSET-Pokal – recht. Denn: Im Achtelfinale knipsten die Gäste den Hausherren mit 4:1 das Licht aus.

Cholevas: „Wir haben die Chancen ausgezeichnet herausgespielt und abgeschlossen“

Bereitete das 2:0 für Cordi vor: Ex-Vicky-Spieler Kevin Zschimmer, der hier von Julian Schmid bedrängt wird. Foto: noveski.com

Völlig verdient übrigens, wie beide Trainer befanden. „Wenn man mit 1:4 verliert, dann ist das in der Summe verdient“, konstatierte Vickys Übungsleiter Jasko Bajramovic und gab zu, nach drei Niederlagen gegen die „Bekkampler“ (2:6 und 1:2 in der Meisterschaft, nun 1:4 im Pokal) froh zu sein, „dass wir erstmal nicht mehr gegen Cordi spielen müssen. Auch wenn wir in keinem Spiel chancenlos waren.“ Sein Gegenüber „Aki“ Cholevas stellte fest, dass seine Mannschaft „im Vergleich zum Meisterschaftsspiel vor zwei Wochen viel ruhiger gespielt und die Chancen ausgezeichnet herausgespielt und abgeschlossen“ habe. Entsprechend sei es „verdient, dass uns der Sieg zugefallen ist, weil wir mehr Tore geschossen haben.“

Eine treffende Analayse. Denn nach zwei Chancen auf jeder Seite – Kevin Zschimmer vergab zwei Mal für Cordi (3., 15.), während Marcel Rodrigues an Tobias Sävke scheiterte (12.) und Sepher Nikroo nach 25 Minuten übers Tor zielte – nutzten die Concorden ihre nächste Möglichkeit: Jan Kämpfer flankte den Ball in den Strafraum hinein, Theodoros Ganitis hielt seinen Kopf hin – 1:0 für die Gäste (27.). „Wir haben mit zwei guten Chancen angefangen. Dass Tobi das 0:1 verhindert, hat uns noch mehr Kraft gegeben“, beschied Cholevas. Kraft und Klasse, die Vicky an diesem Abend fehlten. „Ich hatte in den ersten 25 Minuten ein gutes Gefühl. Aber dann hat man den Unterschied in der Qualität beider Mannschaften gesehen: Wo wir aus zwei, drei Chancen das Tor nicht machen, macht es Cordi auf der anderen Seite genau anders“, musste auch Bajramovic neidlos anerkennen.

Mehr als der Anschlusstreffer per Elfmeter ist für Vicky nicht drin

Der Anschlusstreffer: Cordi-Keeper Tobias Sävke streckt sich bei Marcel Rodrigues' Elfmeter vergebens. Foto: noveski.com

Und es sollte nicht nur bei diesem einen Treffer bleiben. Neun Minuten nach dem 0:1 musste Victorias Schlussmann Florian Jensen den Ball erneut aus dem Netz holen. Wieder war es Kämpfer, der das Erfolgserlebnis der Concorden einläutete. Sein hoch in den Strafraum gespielter Ball überlistete die auf Abseits spielende Vicky-Defensive und fand Zschimmer, der sich im Rücken der Abwehr davongeschlichen hatte. Der Ex-Victorianer passte mutterseelenallein stehend den Ball an Jensen vorbei quer auf Bazier Sharifi, der aus drei Metern problemlos einschob. Noch vor der Pause legten die Gäste dann sogar den dritten Treffer nach: Ganitis spelte zu Maurizio d'Urso, der im Sechzehner per Rechtsschuss und zum 3:0 für die Cholevas-Kicker vollendete. Warum Ganitis, der sowohl vor als auch nach der Pause stark spielte und als Schütze und Vorbereiter glänzte, nach dem Spiel erklärte, mit seinem Auftritt nicht zufrieden zu sein, wird wohl auf ewig das Geheimnis des blonden Griechen bleiben. Landsmann und Coach „Aki“ Cholevas jedenfalls adelte seinen Mann mit der Nummer 14 nach dem Spiel: „Seine Leistung war überragend.“

Dies sollte die einzige Unstimmigkeit in Reihen des späteren Siegers bleiben. Denn bei Concordia passte viel mehr zusammen als bei Vicky – bis auf eine kleine Ausnahme. Die Szene aus der 66. Minute nämlich: Ganitis spielte die Kugel auf Benjamin Bambur, der sie vor den Kasten weiterleitete. Dort stand Sharifi, der jedoch eine Bewegung zu viel machte und es fertig brachte, freistehend am Pfosten das vierte Cordi-Tor zu verpassen. „Da fehlen mir die Worte für“, lachte „Aki“ Cholevas nach dem Spiel, „aber das kann im Fußball manchmal passieren.“ Glück aus Sicht der Gäste: Sowohl diese vergebene Möglichkeit als auch Sharifis ausgelassene Gelegenheit aus der 51. Minute und die Doppelchance von Ganitis und d'Urso drei Minuten später sollte sich nicht rächen. Denn auch, wenn Rodrigues in der 62. Minute per Elfmeter (Yannick Siemsen hatte Rodrigues zu Fall gebracht) Sävke zum 1:3 überwand: Vicky sollte nicht mehr gefährlich herankommen.

Bajramovic: „Unser derzeit dünner Kader ist nicht gleichwertig zu Cordi“

Benjamin Bambur (Nummer 21) setzte mit dem 4:1 den Schlusspunkt gegen seinen Ex-Verein. Foto: noveski.com

Stattdessen bewies Concordia nochmal, warum die Offensive des Oberliga-Primus so gefürchtet ist: Der eingewechselte Enrik Nrecaj setzte sich kraftvoll auf der rechten Seite durch, flankte mustergültig vor das Vicky-Tor, wo Bambur als dankbarer Abnehmer in allerbester Torjägermanier eiskalt vollendete. Fünf Minuten vor dem Ende war die Messe vor den 311 Zuschauern an der Hoheluft damit endgültig gelesen, was Cholevas letztlich resümieren ließ: „Das war ein sehr gutes Spiel. So wie es nach dem Duell vor zwei Wochen zu erwarten war. Wir wussten: Der Pokal hat seine eigenen Regeln. Aber wir sind sehr konzentriert ins Spiel gegangen. Ich bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Wir haben individuelle Klasse bewiesen und gegen einen starken Gegner unsere Philosophie ausgespielt. Die Jungs haben über 90 Minuten das Ziel im Auge gehabt und eine starke Moral gezeigt. Ich freue mich, dass wir Weihnachten als als Herbstmeister verbringen und im Pokal eine Runde weiter sind.“

Bei „Jasko“ Bajramovic war die Laune freilich nicht ganz so gut. „Wir sind vielleicht etwas zu ungeduldig geworden und wollten mit dem Kopf durch die Wand“, bilanzierte der Vicky-Coach, „dafür sind wir bestraft worden, weil wir uns haben auskontern lassen, obwohl wir darauf vorbereitet waren.“ Sein Team sei „mit unserem derzeit dünnen Kader nicht gleichwertig zu Cordi. Die hätten den Deckel noch früher zumachen können. Wir verzagen aber nicht. Solche Spiele gehören zur Entwicklung. Ich hoffe, dass wir in der Rückrunde weitere Schritte nach vorne machen. Man kann nicht den Durchmarsch von uns erwarten, auch wenn man an die schönen Pokalmomente von Vicky denkt. Klar will ich sowas gerne wiederholen, aber das klappt nicht sofort.“ Unter Umständen ja ein andermal. Denn: Nachdem das Licht im Presseraum wieder leuchtete, folgte die nächste kleine Katastrophe: Es ging Geschirr zu Bruch. Aber wie heißt es doch so schön: Scherben bringen Glück – vielleicht ja sogar beim nächsten Wiedersehen der Victorianer mit Cordi...

Jan Knötzsch