Oberliga

Cordi-Coach Runge platzt der Kragen: „Das kann man nur mit Sarkasmus ertragen!“

07. April 2024, 19:10 Uhr

Yoshiki Iizuka (re.) stand noch keine 30 Sekunden auf dem Platz, als er ein Geschenk von Cordi zum 2:0 einnahm - und den Treffer gebührend feierte. Foto: Heiden

„Meister werden wir nicht mehr“, entgegnete Nils Hachmann auf die Frage, wie er die Ausgangslage seinen SV Rugenbergen nach dem locker-leichten 3:0-Erfolg über ein desaströses Concordia Hamburg (alle Highlights im LIVE-Ticker) im Abstiegskampf einschätzt – und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wir müssen noch drei Punkte holen“, vor allem im direkten Duell gegen Tornesch. „Dann sollten wir durch sein. Was dann mit Auf- und Abstieg passiert, das können wir nicht beeinflussen“, hofft Hachmann, in dieser Saison möglichst früh Klarheit zu haben. Dass im Endeffekt wohl nicht mehr als der gerade so über dem Strich stehende 15. Tabellenplatz drin ist – angesichts von neun Punkten Rückstand auf direkt davor platzierte Concorden –, „das haben wir in der Hinrunde verbockt“, so der Rugenbergen-Trainer.

Fast schon stoisch, emotionslos und vor allem erschrocken nahm Cordi-Coach Thomas Runge das Elend auf seinem Stuhl sitzend zur Kenntnis. Foto: Heiden

Mit jedem Satz stieg der Puls bei Cordi-Coach Thomas Runge. Was ihm zum Auftritt seiner Mannen im Sportzentrum Bönningstedt einfällt, wollten wir wissen. Die Antwort: „Da fällt mir eine ganze Menge zu ein, aber so gut wie gar nichts Positives! Das war schon erschreckend!“ Natürlich, führte Runge aus, habe auch der Ramadan einen gewissen Einfluss darauf, „dass die Spritzigkeit komplett fehlte“ – aber: „Trotzdem dürfen wir ein Spiel nicht so abgeben. Das war wirklich sehr dünn.“ Auch Hachmann sprang dem erfahrenen Übungsleiter der Gäste, der das Geschehen fast schon stoisch auf seinem Stuhl sitzend zur Kenntnis nahm, zur Seite, meinte: „Das belastet schon. Wir haben selbst zwei Spieler, die darunter leiden. Das ist ein Nachteil. Da braucht man nicht drüber zu reden.“

"Ich weiß gar nicht, ob Teutonia eine Zehnte Herren hat"

Den fast schon eklatanten Aussetzer vom indiskutablen Cordi-Keeper Petar Barukcic (re.) bestrafte Iizuka mit einem cleveren Heber zum 2:0. Foto: Heiden

Und dennoch: Die Darbietung der „Bekkampler“ warf Fragen auf. „Da ist eine Zufriedenheit mit 34 Punkten, weil alle glauben, das Saisonziel ist erreicht. Das mag auch so sein. Aber das führt dazu, dass jeder guckt, dass er sich selbst profilieren kann. Und ich nenne keine Namen.“ Allerdings legte Runge verbal nach: „Mir wurde gesagt, dass der Manager von Teutonia da war. Hier träumen ja einige Spieler, dass sie mit solch einer Leistung bei Teutonia spielen können. Ich weiß gar nicht, ob die eine Zehnte Herren haben“, schimpfte er – und fügt an: „Einige haben wirklich ein irres Verständnis von Fußball und glauben, dass es wie beim American Football ist, wo man mit dem Ball so weit und lange es geht rennt. So war das heute. Das kann man ja nur mit Sarkasmus ertragen!“

Sarkasmus auf der einen, purer Slapstick auf der anderen Seite. Die Gegentore, die sich Cordi hinten ins Nest legte, obwohl Ostern bereits Geschichte ist, waren schier unfassbar. Kaum zu glauben, wie viel Platz Pascal Haase nach einem Einwurf (!) und einer Flanke von Taylan Güvenir am zweiten Pfosten hatte. Dass Haase – angesichts des spitzen Winkels – nach innen ziehen würde, war so klar wie Kloßbrühe. Und trotzdem ließ er einen viel zu weit weg stehenden und passiv agierenden Eren Eröksüz spielend aussteigen. Der folgende Abschluss schlug halbhoch in der Tormitte ein, weil Petar Barukcic – aus welchem Grund auch immer – einknickte (6.)!

Cordi verteilt Geschenke, Ajruli fliegt

Concordias Muhamed Ajruli (Mi.) kann es nicht fassen und schlägt die Hände vors Gesicht, als ihm Referee Daniel Gawron nach einem vermeintlichen Kopfstoß den roten Karton zeigt. Foto: Heiden

Der Cordi-Keeper, der den privat in den USA weilenden Jan Hoffelner vertrat, erlebte einen rabenschwarzen Nachmittag und war stets ein absoluter Unsicherheitsfaktor. Vor dem 0:2 wollte Barukcic einen unnötigen Rückpass mit der Brust annehmen und verarbeiten, leistete damit allerdings die Vorarbeit für den gerade 30 Sekunden auf dem Platz befindlichen Yoshiki Iizuka, der das Spielgerät aus 18 Metern über den Schlussmann hinweg in die Maschen hob (46.)! Der Japaner hatte auch maßgeblichen Anteil am dritten Treffer seiner Bönningstedter. Und wieder produzierte Barukcic zunächst eine Bogenlampe, ehe Zisimos Dimakis dem wieselflinken Iizuka das Leder auf dem Silbertablett servierte. Einmal quergelegt – und dann sagte Haase wieder artig „Danke“ (75.)!

Zu allem Überfluss holte sich Cordis Muhamed Ajruli kurz vor Ultimo auch noch die Rote Karte ab. Der Schiedsrichter-Assistent sah und ahndete einen Kopfstoß gegen Jannick Wilckens, der das zwischenzeitliche 1:1 verhinderte, als er einen Chip von Caner Bektas im Zurückeilen von der Linie kratzte (18.), und schickte den Offensivakteur vorzeitig zum Duschen (84.)! Ein komplett gebrauchter Nachmittag für die Runge-Rackerer!

"Haben die Anzahl der individuellen Fehler deutlich reduziert"

Ein niedergeschlagener Arbes Tahirsylaj (li.) nach einer niederschmetternden Leistung. Foto: Heiden

„Das frühe Tor war natürlich wichtig“, gab das 1:0 den „Hachmännern“ eine gewisse Sicherheit. Allerdings hatte man insbesondere bei Bektas‘ Chance auch „den Glücksmoment“, wie es Hachmann bezeichnete, auf seiner Seite. „Das 2:0 machen wir natürlich mit großer Hilfe von Concordia. Aber wir haben da auch handlungsschnell geschaltet. Nach dem 3:0 können und müssen wir die Räume besser bespielen und auch das 4:0 oder 5:0 machen.“ Nichtsdestotrotz zeigte sich der SVR-Trainer zufrieden. „Wir haben ein gutes Zweikampfverhalten an den Tag gelegt“, und die Eindrücke aus dem Pokalspiel von Cordi in Rantzau, „wo wir gesehen haben, wo sie verwundbar sind“, bestätigt.

Mit fünf Siegen aus zehn Spielen nach der Winterpause hat man sich im Abstiegskampf etwas Luft verschafft. „Zwar hatten wir gegen Süderelbe einen kleinen Rückfall, aber insgesamt haben wir die Anzahl der individuellen Fehler deutlich reduziert. Man weiß ja, dass Fehler Spiele entscheiden. Da muss man dann einfach zusehen, möglichst wenige Fehler zu machen – und davon haben wir in der Hinrunde zu viele gemacht.“ Das konnte man weitestgehend abstellen. Aber Meister werden die Bönningstedter trotzdem nicht mehr…

Autor: Dennis Kormanjos