„Das ist so, als wenn die Bayern gegen den HSV spielen!“

Zwei Tore in 60 Sekunden: Dassendorf hat einen neuen Torjäger!

03. Oktober 2016, 16:58 Uhr

Marcel von Walsleben-Schied (r.) schnürte einen Dreierpack. Foto: timelash.de

Bramfelds Stadionsprecher Manfred Müller war vor dem Spiel voller Hoffnung: „Tag der Deutschen Einheit – Tag für die Pokal-Überraschung“, witterte er einen großen Coup des Hansa-Ligisten gegen den schier übermächtigen Gegner aus Dassendorf. Doch daraus wurde nichts, rein gar nichts! „Dafür, dass heut Morgen nochmal drei Leute krankheitsbedingt ausgefallen sind, und wir somit neun Leute ersetzen mussten, haben die, die gespielt haben, es hervorragend gelöst. Wir haben ein paar ganz, ganz schicke Tore herausgespielt und auch insgesamt betrachtet spielerisch oft die richtigen Lösungen gefunden“, zeigte sich TuS-Coach Thomas Hoffmann hochzufrieden.

Milos Ljubisavljevic (r.) versuchte es, fand aber gegen Marcel Lenz kein Durchkommen. Foto: timelash.de

Während der Favorit diverse Ausfälle zu beklagen hatte, sah es auf Seiten des „Underdogs“ nicht besser aus: gleich elf Akteure standen Coach Florian Neumann aus unterschiedlichsten Gründen nicht zur Verfügung. Darunter Leistungsträger wie Robin Polzin, war bereits für BU im Pokal aktiv, Matthias Müller oder auch Christopher Skalnik. Also fand sich in der Startelf ein gewisser Max Selch wieder, der eigentlich noch in der A-Jugend des Vereins spielt und es nun mit Spielern wie Pascal Nägele oder Finn Thomas aufnehmen musste. Der Youngster in Reihen des BSV bemühte sich und ackerte nach Leibeskräften – allerdings war er ebenso überfordert wie seine Neben- und Vorderleute. Dies lag sicherlich auch daran, dass die TuS von der ersten Minute an ernst machte, Ball und Gegner geschickt laufen ließ – und dieses Mal auch vor dem gegnerischen Tor eine gewisse Eiseskälte an den Tag legte.

Dassendorf macht in Halbzeit eins alles klar

Bereits zur Pause schossen Marcel von Walsleben-Schied, der nach einer Carolus-Flanke von links regelrecht in der Luft stand, ehe er ins lange Toreck einnickte (15.), Sven Möller, der nach einem doppelten Doppelpass mit Tarik Cosgun aus 17 Metern ins rechte untere Eck einschweißte (27.), sowie Cosgun höchstselbst, als dieser nach einem Möller-Pass in die Gasse und erneuter Carolus-Hereingabe mit der Brust zur Stelle war (37.), eine 3:0-Führung für den Gast heraus. Bramfeld kam lediglich zu einer Halbchance durch Milos Ljubisavljevic, der nach Schwarcks Schnittstellen-Pass gegen Christian Gruhne im Dassendorfer Tor einen Hauch zu spät kam (34.). Der zweite Durchgang war nur wenige Sekunden alt, da klingelte es schon wieder hinter Marcel Reimers: Nägele ließ Remark spielend leicht stehen und legte von links quer, Ex-Profi von Walsleben-Schied hatte dementsprechend keinerlei Mühe mehr (47.).

Heiner Twardawa (l.) und TuS-Kapitän Amando Aust im Kampf um den Ball. Foto: timelash.de

Der ehemalige Rostocker hatte seinen Torhunger aber noch nicht gestillt und markierte in Minute 72 seinen dritten Treffer, als die alt-bekannte Dassendorf Einwurf-Variante mal wieder griff: Nägeles Fackel wurde von Warmbier so verlängert, dass der Torjäger am zweiten Pfosten nur noch das Köpfchen hinhalten musste. Da die „Wendelwegler“ auf der Bank auch kaum Alternativen hatten, erhielt Lennart Suryan Suratman noch einige Einsatzminuten. Vor gar nicht allzu langer Zeit gehörte er noch dem Kader der Reserve-Mannschaft, die in der Kreisklasse herum dümpelt, an – und nun schaffte er schon fast Historisches: „Der Junge kommt rein und macht mal eben in einer Minute zwei Tore. Das passte wie die Faust aufs Auge!“, freute sich auch „Hoffi“, als Suratman einen Angriff vollendete, bei dem Möller einmal durch die gesamte Bramfelder Mittelfeld- und Abwehrkette spazierte. Als der „Blondschopf“ beim Passversuch sah, dass sein Mitspieler im Abseits stand, lief er einfach selbst durch und bewies dann auch noch seine glänzende Übersicht. Suratman bedankte sich artig (84.). Kaum notiert, da war der neue „Meister-Knipser“ schon wieder zur Stelle, als er eine Nägele-Flanke unter die Latte köpfte und Reimers nicht gut aussehen ließ (85.)!

„Das wird uns einen Schub geben, da bin ich mir sicher“

„Ein super Auftritt und ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg. Ich hätte nicht gedacht, dass es so deutlich wird. Gerade in unserer Situation, in der wir noch nicht die nötige Sicherheit haben. Dass wir auch mal wieder zu Null gespielt haben, tut auch mal gut“, hatte Hoffmann so gut wie gar nichts auszusetzen. Außer: „Sollte sich der Verdacht bei Finn bestätigen, wäre das in unserer Situation sehr bitter. Aber das ist der einzige Wehrmutstropfen.“ Nach 55 Minuten musste der rechte Außenverteidiger – zuletzt beständigster TuS-Akteur – mit Verdacht auf einen Muskelfaserriss vom Platz. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Diagnose nicht bestätigt! Ein sehr überzeugender Auftritt, der sicherlich auch ein wenig dem etwas geschundenem Selbstbewusstsein guttun wird. „Ich gehe ganz fest davon aus. Wenn nicht so ein Spiel, was für eines denn dann? Das wird uns nochmal einen kleinen Schub nach vorne geben, da bin ich mir sicher.“

„Das ist so, als wenn die Bayern gegen den HSV spielen“

Ein Torjubel jagte den nächsten... Foto: timelash.de

BSV-Trainer Neumann, der noch zwei richtig gute Möglichkeiten seiner Elf durch Malte Findeisen sah (49., 79.), erkannte die Leistung des Meisters neidlos an, sagte: „Wir waren ein bisschen zu ängstlich, aber Dassendorf ist nun mal auch keine Laufkundschaft. Die haben es eben auch sehr gut gemacht. Das ist in etwa so, als wenn die Bayern gegen den HSV spielen. Da ist zurzeit auch ein Klassenunterschied. Bei uns herrschen ganz andere Verhältnisse im Drumherum und in der Infrastruktur. Am Ende ist es vielleicht um drei Tore zu hoch ausgefallen. Wobei man auch sagen muss, dass sie all ihre Tore gut herausgespielt haben, wenngleich wir auch in einigen Situationen einfach nicht wach und griffig genug in den Zweikämpfen waren, das ist ein wenig ärgerlich. Aber gegen solche Individualisten ist’s halt auch schwer.“ Nun gilt der Fokus dem kommenden Wochenende. „Jetzt ist wieder Alltag angesagt. Gegen Condor II zählt’s!“