Der Traum vom Profi – Coskun lebt seinen „Traum“

Condor-Shootingstar im Interview über seinen Wechsel in die Regio

09. Juni 2016, 10:40 Uhr

Emre Can Coskun (r.) wagt den Schritt aus der Oberliga in die Regionalliga. Foto: KBS-Picture.de

Den Traum, später einmal Fußballprofi zu werden, hatte früher sicher jedes Kind einmal. Emre Can Coskun ist diesem Traum nun einen Schritt näher gekommen, auch wenn der 19-Jährige mit seinem Wechsel vom SC Condor zur U23 des FC St. Pauli lediglich die erste Etappe erfolgreich absolviert hat. Einer Einladung zum Probetraining folgte der quirlige und torgefährliche Offensivmann und hat die Zauberformel für den persönlichen Aufstieg in Deutschlands vierthöchste Liga gleich parat...

„Man gibt beim Probetraining Gas und dann klappt es“, muss selbst Coskun ein wenig schmunzeln. Doch scheinbar half diese einfach klingende Formel bei dem in Hamburg geborenen Türken. Denn wenig später unterschrieb der Stürmer einen Vertrag bei den Kiezkickern. „Das ist doch etwas, was sich jeder wünscht.“

„Das Training ist sehr intensiv, bringt aber dennoch viel Spaß"

Paulis-U23-Coach Remigius Elert ist Coskuns neuer Übungsleiter. Foto: noveski.com

Vor allem, weil Coskun „schon ein paar Spieler persönlich kennt“, ihm „das Probetraining sehr gefallen“ hat und der Trainer (Remigius Elert, Anm. d. Red.) „sehr sympathisch war“, fiel ihm die Entscheidung nicht besonders schwer. Zwar sei „das Training bei St. Pauli sehr intensiv, aber es macht trotzdem Spaß, was wichtig ist“. Bei der Vertragsunterzeichnung hatte der Youngster auch Gedankengänge an die zweite Bundesliga, wie er gesteht: „Wenn du zu St. Pauli wechselst, ist der Gedanke natürlich da, dass man Stammspieler werden und sich dann für die Liga empfehlen möchte, um dort auch mal mittrainieren zu können.“ Anschließend fügt der sympathische Rechtsfuß mit leicht ironischem Unterton an: „Wenn man die Chance hat, warum nicht – ist ja nur noch eine Mannschaft über der jetzigen.“

Doch bis man Emre Coskun womöglich im Fernsehen oder aber im Millerntor-Stadion sehen wird, muss sich der Torjäger, der in der abgeschlossenen Saison für den SC Condor 13 Mal netzte, noch etwas gedulden. „Zunächst erhoffe ich mir, dass ich das Tempo schnell annehmen kann und möglichst viele Einsätze und Vertrauen vom Trainer bekomme“, so Coskun, der erwartungsvoll in die nächsten Monate blickt und anfügt: „Außerdem hoffe ich, dass wir eine erfolgreichere Saison spielen, als die vergangene.“

Ein Team, eine Mannschaft: Emre Coskun (r.) jubelt mit seinen Kollegen. Foto: KBS-Picture.de

Denn während der 19-Jährige mit dem SC Condor eine akzeptable Serie hinlegte, vor der Winterpause noch auf dem vierten Platz rangierte und am Ende auf Platz sieben landete, sah es für seinen neuen Klub zwischenzeitlich alles andere als rosig aus. Bis zum letzten Spieltag kämpfte die Elert-Elf gegen den Abstieg und konnte erst durch einen 3:1-Sieg gegen TSV Havelse den Klassenerhalt feiern. Rückblickend sagt Coskun, der sein erstes Herrenjahr beim SCC bestritt: „Wir hatten viele schöne Momente mit der Mannschaft, immer Spaß beim Training, alle haben sich verstanden und es war total familiär. Oft haben wir auch privat etwas unternommen und man hat sich dann zu Hause mit den Jungs getroffen.“ Dieses Umfeld und Verhältnis vermisst der junge Offensivakteur jetzt schon und sagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so etwas in vielen Mannschaften finden wird.“ Doch wenig später sagt der Neu-Kiezkicker: „Wenn du den nächsten Schritt machst, gibt es immer etwas, an das du dich gerne zurückerinnerst und was du vermissen wirst.“

„Crille ist menschlich absolut großartig und hat meinen kompletten Spielstil umgeschrieben"

Christian 'Crille' Woike (2. v. r.) pflegt und hegt seine Spieler. Foto: noveski.com

Vermissen wird Coskun – neben seinen Mitspielern – vor allem seinen Coach Christian Woike, der ihm in seiner Entwicklung sehr prägte: „Crille war für mich sehr, sehr wichtig! Ich glaube, mit vielen anderen Trainern hätte ich es nicht gleich nach einer Saison in die Regionalliga geschafft. Er ist menschlich absolut großartig, hilft dir bei allem – egal, ob du verletzt bist, Probleme hast oder etwas mit deiner Familie ist. Er gibt dir ein gewisses Gefühl und kümmert sich um dich, nicht nur im fußballerischen Bereich.“ Auf der anderen Seite, eben im fußballerischen Bereich, profitierte nicht nur Coskun von Woike („Er hat meinen kompletten Spielstil von Jugendfußball auf Herrenfußball umgeschrieben – weniger Hacke, Spitze, eins, zwei, drei –, mehr Effektivität im Spiel“), sondern auch der Verein von seiner Offensivwaffe. Denn das Vertrauen, was man dem Stürmer entgegengebracht hat, zahlte dieser mit Toren zurück. Vor allem zum Ende der Saison führte der scheidende SCC-Torjäger seine Farmsener oft auf die Siegerstraße und erzielte starke zwölf Tore in 15 Spielen.

Sollte Emre Coskun dieses Vertrauen auch von seinem Neu-Coach Remigius Elert zu spüren bekommen und womöglich eine ähnliche Torausbeute am Ende der Saison vorweisen können, klappt es ja vielleicht doch noch mit dem Traum eines jeden Jungen: Profifußballer zu werden.

Autor: Daniel Meyer