Drei(Ay)tac Erman schießt Wedel in die Oberliga!

„Haben vier Jahre auf diesen Tag hingearbeitet"

22. Mai 2016, 22:07 Uhr

Die Spieler des Wedeler TSV feiern den Aufstieg in Hamburgs Fußball-Beletage gemeinsam mit ihren Fans, die extra ein Feuerwerk zünden. Foto: KBS-Picture.de

Matchball für den Wedeler TSV! Den Elbstädtern fehlte daheim gegen den TuS Germania Schnelsen ein Pünktchen, um den Oberliga-Aufstieg perfekt zu machen. Nicht zuletzt dank eines einmal mehr alles überragenden Aytac Erman sollte dieses Unterfangen zwar gelingen, aber wenig glanzvoll! Erfolgstrainer Heiko Barthel, der nach 17 Jahren Vereinszugehörigkeit die Segel streicht, sagte nach der Partie: „Ich bin jetzt einfach erleichtert und verabschiede mich mit dem Aufstieg in der Hand. Das habe ich die letzten Jahre aufgebaut und jetzt können andere die Ernte einfahren." Neben seiner Erleichterung spürte man zudem eine Menge Wehmut, an einem Tag, an dem sich in Wedel alle freuten. So auch der neue Torschützenkönig Aytac Erman, der mit seinem Hattrick im Saisonfinale den Sack für das Hamburger Oberhaus zuschnürte. 

Aytac Erman machte mit seinem Hattrick die Vize-Meisterschaft perfekt und sicherte sich mit sagenhaften 33 Buden die Torjägerkanone. Foto: KBS-Picture.de

Es ist geschafft! Der Wedeler TSV festigte den zweiten Platz und sicherte sich somit den Aufstieg in das Hamburger Oberhaus, was nach Schlusspfiff ordentlich gefeiert wurde. Sekt- und Bierduschen verteilten die Spieler auf sowie neben dem Platz, so dass kaum einer trocken blieb. Die Mannschaft feierte ihren Erfolg ausgelassen und lautstark, wobei sie von ihrem Fanclub unterstützt wurden, der ein Feuerwerk auf den Zuschauerplätzen abbrannte.

Mitten unter ihnen weilte Erfolgstrainer Heiko Barthel, bei dem man in stolze, aber auch wehmütige Augen blickte. Trotzdem war der Stein, der ihm vom Herzen fiel, riesengroß: „Für mich ist das einfach nur eine riesen Erleichterung. Ich verabschiede mich mit dem Aufstieg in der Hand und die Ernte können jetzt andere einfahren, nachdem ich in Wedel vier Jahre lang Aufbauarbeit geleistet habe“, so Barthel, der ausführte: „ Ich war hier 14 Jahre Spieler, jetzt nochmal vier als Trainer, deshalb gehe ich natürlich mit einem weinenden Auge.“ Dass der Übungsleiter einen solchen Abschied erhält, liegt nicht zuletzt an einer Person: Drei Buden in diesem letzten Spiel und 33 Treffer insgesamt! Die Drei hat es ihm scheinbar angetan und wenn man die einzelnen Zahlen addiert, erhält man die Summe neun. Und genau das ist seine Rückennummer. Die Rede ist vom frischgebackenen Torschützenkönig der Hammonia-Staffel, Aytac Erman! Der Knipser feierte demnach nicht nur den Aufstieg, sondern auch seinen ganz eigenen Titel. „Ich freue mich, dass wir aufgestiegen sind und sich die ganze harte Arbeit gelohnt hat. Wenn ich dann auch noch Torschützenkönig werde, freut es mich umso mehr. Wir haben einfach eine geile Saison gespielt, in der wir auch im Pokal bis ins Halbfinale gekommen sind. Das ist einfach schön!“ Wie es mit ihm sportlich weitergeht, wusste der Torjäger vom Dienst noch nicht zu berichten, aber er gehe davon aus, in Wedel zu bleiben. In einem anderen Punkte war er sich jedoch sicher: „Ich glaube, dass ich – egal, ob in der Landes- oder Oberliga – immer meine 20 Buden machen werde!“

Viele Standards und wenig aus dem Spiel heraus

Erfolgstrainer Heiko Barthel muss eine Sektdusche über sich ergehen lassen. Foto: KBS-Picture.de

Wenn er in Zukunft auch so vollstreckt, wie er es gegen Schnelsen tat, kann seiner Selbsteinschätzung durchaus Glauben geschenkt werden. Denn in einer druckvollen Anfangsphase, die von der Barthel-Elf klar dominiert wurde, dauerte es gerade mal sechs Minuten, bis Erman einen Freistoß von Jan Eggers nutzte und zur 1:0-Führung einköpfte! Aufgrund der spielerischen Überlegenheit der Wedeler kam es dann für viele der lediglich 159 anwesenden Zuschauer zum überraschenden Ausgleich. Auch in dieser Szene war es ein ruhender Ball, den Pierre Hallé aus zwei Metern über die Linie stocherte (12.)! Im Anschluss an die erste Viertelstunde verflachte die Partie jedoch, aber trotzdem besaßen die Hausherren weiterhin mehr Spielanteile, auch wenn sie bis zur Pause nur durch Standards gefährlich vor das Tor kamen, für die immer wieder Eggers zuständig war. In der 25. Minute brachte der „Zehner“ einen davon gefährlich in den Strafraum, wo Erman die Pille sehr gut mit dem Kopf drückte, aber an einer noch besseren Reaktion von Keeper Valentin Mai scheiterte. Der Rest des ersten Durchlaufs war zäh und nicht gut anzusehen, weshalb selbst Christopher Eibl zwischendurch seine Hintermannschaft anschrie, sich mehr zu bewegen. Kurz bevor die Akteure in den Kabinen verschwanden, tauchte Erman zwar ein weiteres Mal vor dem Germanen-Gehäuse auf, aber brachte die Pille nicht unter, da Mai schon wieder eine herausragende Flugparade auspackte.

Erman verwandelt Straßstoß

Die zweite Halbzeit gestaltete sich genauso wie die erste: recht ausgeglichen, aber mit etwas mehr Ballbesitz für die Rolandstädter. Bewegung in den Reihen war wenig zu sehen, weshalb es auch bis zur 59. Minute dauerte, ehe der nächste Treffer fiel, was unter anderem daran lag, dass Deniz Kayis zwischendurch an einem super Reflex von Oliver Firgens scheiterte. Aber für das Erzielen der Buden war ja bekanntlich jemand anders zuständig. Aytac Erman war nur unfair zu bremsen, weshalb Schiedsrichter Martin Ghafury (BU) auf den Punkt zeigte. Naja, er zeigte zumindest in die Richtung, da offensichtlich eben jener Kreidefleck fehlte. Also lief der Unparteiische die Länge ab, um dann den Ball zu platzieren. Doch einem Goalgetter wie Erman ist es augenscheinlich egal, wo die Kugel liegt, da er aus allen Lagen trifft. Ganz locker und souverän schob er die Kugel links unten zum 2:1 ein (62.)! 

„Leistungssteigerung von Valentin war ein wichtiger Aspekt für unseren Klassenerhalt"

Tosender Jubel beim Team des WTSV. Foto: KBS-Picture.de

So sehr sich die Wedeler in der Folge auch bemühten, weder für Eggers (65.) noch für Ebbecke (67.) gab es ein Vorbeikommen am Germanen-Fänger. Das sollte sich aber wenige Zeigerumdrehungen später wieder ändern, als Erman eine Flanke von Dominik Lange nutzte, um zum 3:1 einzunicken (73.)! Eigentlich hätte das Ergebnis noch höher zugunsten der Barthel-Schützlinge ausfallen können, doch der so stark spielende Valentin Mai holte auch gegen Sonay Hayran eine Wahnsinnsparade raus, wodurch er einen weiteren Einschlag verhinderte. Obwohl der Schlussmann dreimal hinter sich greifen musste, waren seine Reflexe und Flugeinladen eine Augenweide, weshalb sein Trainer Sven Tepsic lobende Worte fand: „Er hat super gehalten, was mich ungemein für ihn freut. Denn in der Hinrunde wurde viel mit dem Hammer auf ihn draufgehauen. Klar hat er Fehler gemacht, aber du musst ihm das Gefühl geben, dass du ihm vertraust. Anschließend ist der Junge über sich hinausgewachsen und das war ein ganz wichtiger Aspekt, dass wir überhaupt die Klasse gehalten haben!“ Den Schlusspunkt setzten die Gäste aus Schnelsen, als in der 87. Minute WTSV-Keeper Firgens einen Freistoß nur abklatschen konnte und die Kugel vor die Füße von Alexander Davidoff fiel, der dann aus geringster Entfernung zum 3:2-Endstand einschob!

„Dass wir am Ende zu den ersten Dreien gehören, war immer unser Anspruch"

Barthels langjähriger Trainerkollege Thorsten Zessin sagte hinterher: „Dass wir zu den ersten Dreien gehören, war eigentlich von Anfang an unser Anspruch, weil es dieser Kader einfach hergibt. Trotzdem war es nicht so leicht, da sich Sasel und Osdorf keine Blöße gegeben haben. Für mich war entscheidend, dass wir uns durchgehend keinen großen Einbruch geleistet haben, den Sasel dann hatte. Da wir vier Jahre auf diesen Tag hingearbeitet haben, bin ich einfach nur noch erleichtert, dass wir es nun gepackt haben!“ Auch der scheidende Manager Christopher „Stoffi“ Dobirr fand ein paar Worte zum Erfolg: „Das ist der Lohn für die Arbeit – zusammen mit Heiko. Das jetzt noch erleben zu dürfen, war der perfekte Abschluss!“

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Aytac Erman verwandelt den Strafstoß zum 2:1

Germanias Alexander Davidoff verkürzt auf 3:2

Autor: Mathias Merk

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