LL Hammonia

Ein „Achtungszeichen“ und „Maßstab“ zugleich: Augustinovic zerpflückt Türkiye!

„Wenn wir das weiter auf die Platte kriegen, wird es schwer, uns zu schlagen!“

09. März 2019, 00:17 Uhr

Kristijan Augustinovic hatte allen Grund zum Jubeln: Viermal traf der Angreifer des HSV III ins Schwarze, bestrafte die eklatanten Schwächen des Gegners und hatte damit maßgeblichen Anteil am Schützenfest und Sprung an die Spitze. Foto: Küch

Erst feierten die Anhänger des HSV III ihre Mannschaft und den überzeugenden Sieg gegen den FC Türkiye, dann bekam Vierfach-Schütze Kristijan Augustinovic mit Sprechchören die verdiente Würdigung – und schließlich blickten die „Rothosen“-Fans mit lautstarken Gesängen und großer Hoffnung auf den Derbysieg dem Zweitliga-Duell am kommenden Sonntag zwischen ihrem HSV und dem FC St. Pauli entgegen: Für die Mannen um Trainerduo Rabenhorst/Rahn war es ein rundum gelungener Fußball-Abend, der aufgrund des „Sixpacks“ gegen den Tabellenfünften mit dem Sprung an die Tabellenspitze – fünf Tore vor dem USC Paloma – gekrönt wurde. Und dann gab es auch noch ein fast schon überschwängliches Lob vom Trainer: „Ich bin der Meinung, dass wir heute eine der besten Halbzeiten gespielt haben, seitdem ‚Rahner‘ und ich das machen“, befand Marcus Rabenhorst.

„Natürlich wollen wir jetzt, wo wir schon so lange dort oben dabei sind…“, begann Rabenhorst sein Statement zum Meisterschafts-Zweikampf mit dem USC Paloma. Folgt nun die Kampfansage? Der Moment, indem die „Rautenträger“ den Titel auch offiziell nach außen hin als klares Ziel formulieren und ausgeben? Wohl eher nicht. Denn die Fortsetzung des Satzes lautete: „… weiter mitspielen und unsere Hausaufgaben machen. Was am Ende dabei herumkommt, werden wir dann sehen“, ruderte Rabenhorst etwas zurück. Wenngleich auch er, ohne Einschränkung, konstatierte: „Natürlich ist es ein kleines Achtungszeichen. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass wir dieses Spiel so deutlich dominieren. Das muss jetzt einfach auch der Maßstab für die nächsten Wochen sein.“ Und weiter: „Wenn wir das, was wir heute auf die Platte gebracht haben, auch in den nächsten Wochen auf die Platte kriegen, dann wird es schwierig sein, uns zu schlagen!“

„Die erste Halbzeit hat richtig Spaß gemacht“

Torben Wacker (mi.) bejubelt seinen Kopfballtreffer zum 5:0. Foto: Küch

Der HSV III spielte mit den Wilhelmsburgern (alle Highlights im LIVE-Ticker) von Anfang an Katz und Maus, ließ diverse Großchancen ungenutzt, ehe eine absolute Slapstick-Aktion von Türkiye-Keeper Zakaria Chergui, der eine Kopfball-Rückgabe von Sahin Taflan nicht festhalten konnte, für den Führungstreffer der Hausherren sorgte. Nutznießer war Kristijan Augustinovic (27.), der seinen Torreigen damit eröffnete. „Bevor das 1:0 fällt, das natürlich glücklich zustandekam, waren ja schon etliche Chancen da. Dass es dann so ein Tor ist, dafür brauchen wir uns nicht zu schämen oder zu entschuldigen“, meinte Rabenhorst – und fügte an: „Ohne dem Gegner zu nahe zu treten zu wollen – aber wenn es zur Halbzeit 5:1 oder 6:1 steht, dann wäre es auch völlig in Ordnung gewesen. Die erste Hälfte hat richtig Spaß gemacht. Dementsprechend fiel die Kabinenansprache aus, weil man gesehen hat, wie sehr es auch den Jungs Spaß gemacht hat, wie wir die taktischen Vorgaben umgesetzt haben.“ Doch auch nach dem Wechsel wurde es nicht wirklich schlechter. K. Augustinovic legte drei weitere Treffer nach (57., 70., 84.), profitierte immer wieder von der Schlafmützigkeit und den zum Teil eklatanten Fehlern des Gegners – und hätte das Runde am Ende sogar noch weitaus häufiger im Eckigen unterbringen können. „Es freut mich für ihn, dass er vier Tore gemacht hat“, so Rabenhorst, der aber auch einschränkte: „Alle, die heute hier waren, werden bestätigen können, dass er auch sieben oder acht Tore hätte machen können. Trotzdem hat er sich für seinen Riesen-Aufwand belohnt.“

„Klar ist es schön, wenn man was fürs Torverhältnis tun kann“

K. Augustinovic (li.) gab Sahin Taflan in einigen Situationen das Nachsehen. Foto: Küch

Neben dem 20-jährigem Kroaten waren auch noch sein Zwillingsbruder Marko Augustinovic (37.) – inzwischen auch unter den Augen von Präsident Marcell Jansen – und „Abwehrchef“ Torben Wacker (75.) erfolgreich. Erstgenannter schaltete nach einem von Francis Gyimah, der mit einem Ballverlust auch das 0:6 einleitete, an Daniel Michalowski verursachten Strafstoß am schnellsten, als Jendrik Bauer vom Punkt an Chergui scheiterte. Während „Captain“ Wacker eine Nikroo-Ecke – ohne jegliche Gegenwehr und ohne überhaupt in die Luft steigen zu müssen – spielend einköpfte. „Türkiye war heute nicht in der Form, um uns gefährlich zu werden“, erkannte Rabenhorst. Trotz des Fehlers vor dem 0:1 bewahrte Chergui sein Team mit einem zweiten gehaltenen Elfmeter, diesmal gegen Dominik Jordan, der im ersten Anlauf verwandelte, von Referee Johannes Mayer-Lindenberg aber noch einmal zurückgepfiffen wurde (77.), vor einer noch höheren Schmach. Dennoch konnten sich die Gastgeber mit dem halben Dutzend mehr als zufrieden geben, was auch die gute Laune auf der Bank unterstrich. „Klar ist es schön, wenn man was fürs Torverhältnis tun kann, wenn einem der Gegner die Dinger so auf dem Tablett serviert“, gestand Rabenhorst, erklärte aber zugleich, dass es keine klare Ansage, weiter auf möglichst viele Tore im Titelrennen aus zu sein, gab: „Ich glaube, das kommt von alleine, wenn man weiter nach vorne spielt und die Bereitschaft entwickelt, weiter Gas zu geben und nicht nachzulassen“, so der Coach.

„Der HSV hat nicht ein Tor herausgespielt - alles mit Hilfe von uns“

Zweimal deutete Referee Mayer-Lindenberg auf den Elfmeterpunkt. Beide Male parierte Zakaria Chergui - wenngleich er im Nachschuss des ersten Strafstoßes hinter sich greifen musste. Foto: Küch

Sein Gegenüber ging an der Seitenlinie immer wieder energisch mit und sah das Unheil in einigen Situationen bereits voraus. „Was heißt Slapstick?! Der HSV hat nicht ein Tor herausgespielt, wo man sagen kann: Da haben sie uns jetzt komplett auseinandergenommen. Im Endeffekt war das alles mit Hilfe von uns. Umso ärgerlicher ist es“, echauffierte sich Sebastian Loether, dessen Mannen reichlich Geschenke verteilten. „In der ersten Halbzeit wollten wir tief stehen, den Gegner kommen lassen.“ Doch die langen und an Präzision kaum zu toppenden Abschläge von HSV III-Fänger Tino Dehmelt, um die man bei Türkiye genau wusste, wie Loether zu Protokoll gab, brachten die Wilhelmsburgern mehrfach ins Wanken. „In der zweiten Halbzeit war jeder für sich so ein bisschen allein. Das hat uns das Genick gebrochen. Natürlich ist es von der Höhe her ärgerlich. Aber im Endeffekt hätten wir uns die Dinger auch selber reinmachen können. Das wäre wahrscheinlich einfacher und nicht so laufintensiv für uns gewesen“, ärgerte er sich. Vom Sprung auf den dritten Platz war der FC Türkiye jedenfalls meilenweit entfernt. Dafür sind die „Rothosen“ dem Traum von der Rückkehr ins Oberhaus ein Stückchen näher gekommen. Nun gilt es für den USC Paloma, am Sonntag bei Niendorf II nachzuziehen...

Autor: Dennis Kormanjos

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