Ein besonderer „Kniefall“ lässt Curslack jubeln

SVCN beendet mit 1:0-Sieg gegen Dassendorf Negativserie und „Heimfluch“

29. Oktober 2016, 20:50 Uhr

Grund zur Freude: Die Spieler des SV Curslack-Neuengamme bejubeln das 1:0 gegen Dassendorf. Foto: KBS-Picture

Drei Jahre lang hat es nicht geklappt, diesmal glückte es – allerdings unter freundlicher Mithilfe des Gegners: Dem SV Curslack-Neuengamme gelang ein Heimtor gegen die TuS Dassendorf. Und nicht nur das: Das Eigentor von Joe Warmbier sorgte zugleich auch für den 1:0-Sieg der Elf von Torsten Henke und das Ende einer Serie von sechs Niederlagen nacheinander.

Das Gefühl des Erfolges schmeckte. Nicht nur Trainer Torsten Henke, der auf der Pressekonferenz nach dem Kräftemessen des SV Curslack-Neuengamme mit der TuS Dassendorf davon sprach, dass das 1:0 seiner Elf „ein extrem wichtiger Sieg“ war und sich später genüsslich einen Schluck des vor ihm stehenden Kaltgetränkes genehmigte. Nein, auch Christop Hammel und Jan Landau bekam der „Dreier“ gut.

Dassendorf-Keeper Fredereic Böse mit „Gelb“ gut bedient

Dassendorfs Keeper Frederic Böse (am Boden) hätte nach seiner Notbremse gegen Jan Landau (re.) die Rote Karte sehen müssen. Foto: KBS-Picture

„Gegen Dassendorf zu gewinnen, ist immer etwas besonderes. Das ist schließlich der dreimalige Hamburger Meister“, strahlte Landau. Hammel, längst in eine dicke schwarze Trainingsjacke gehüllt, schlich Schritt um Schritt näher heran an Jan Landau, als dieser der Presse gerade Rede und Antwort stand. So nah, bis er Landau schließlich den Arm auf die Schulter legte und genüsslich grinste. Ein klares Zeichen dafür, dass der Sieg die Anspannung beim Gastgeber gelöst hatte und am Gramkowweg die Freude regierte.

Jener Jan Landau war da in seinen Ausführungen gerade bei der Szene aus Minute 23 angelangt. „Für mich war das ganz klar eine Rote Karte“, sagte Curslacks Nummer sieben und reihte sich damit verbal direkt neben Dassendorfs Mäzen Michael Funk und SVCN-Ligamanager Oliver Schubert ein, die genau diese Ansicht so schon in der Halbzeit kundgetan hatten. Und auch Frederic Böse, Dassendorfs Keeper und der „Übeltäter“, der Landau in besagter Minute 23 weit vorm Strafraum von den Beinen holte und dabei letzter Mann war, erklärte: „Ich war danach in Gedanken schon auf dem Weg in die Kabine.“ Doch Referee Kevin Rosin (SV Lieth) ließ den „Carton rouge“ stecken und zeigte Böse nur „Gelb“. Glück für den Dassendorfer Schlussmann.

Austs Knie sorgt für Curslacker Glücksmoment

Blick Richtung Ball: Sowohl Dassendorfs Pascal Nägele (re.) als auch Daniel Wulff visieren das Spielgerät an. Foto: KBS-Picture

Doch die Sache mit dem Glück sollte sich an diesem Nachmittag noch verschieben. In der 38. Minute, um genau zu sein: Landau kam auf dem rechten Flügel an den Ball, flankte und fand in der Mitte in Stjepan Radic auch einen Abnehmer. Der Schuss des SVCN-Mittelfeldmannes wäre wohl eine sichere Beute für Schlussmann Böse gewesen. Wäre. Wenn da nicht Joe Warmbier noch die Finger, pardon: das Knie, im Spiel gehabt hätte. Dassendorfs Kapitän fälschte den Ball ab. So hatte Böse keinerlei Chance und plötzlich führte der Gastgeber.

Die TuS hatte vorher nur ganze zwei Mal etwas zwingender das Curslacker Tor anvisiert: Erst zwang Aust per Kopf Gianluca Babuschkin zur Parade (18.), dann krallte sich der SVCN-Goalie einen Schuss von Pascal Nägele (33.). Viel mehr aber brachte Dassendorf nicht zustande. Auch, weil Marcel von Walsleben-Schied noch vor der Pause im Strafraum bedrängt und so um einen möglichen Abschluss gebracht wurde. „Das war für mich ein hundertprozentiger Elfmeter, den wir nicht bekommen“, echauffierte sich TuS-Trainer Thomas Hoffmann nach der Begegnung.

Zwei Platzverweise, doch ein dritter bleibt aus

Sah die Gelb-Rote Karte: Der Dassendorfer Seyhmus Atug (li.). Foto: KBS-Picture

Die zweite Halbzeit erlebte dann einen Gastgeber, der darauf bedacht war, die Führung zu verteidigen und „eine Abwehrschlacht lieferte“ (O-Ton Torsten Henke). Dassendorf aber konnte dies nicht nutzen und tauchte selbst nur noch zwei Mal durch Sven Möller (57., 73.) vor dem Tor des Gegners auf. „Das ist zu wenig“, beschied Coach Hoffmann und auch „Freddy“ Böse war der Meinung: „Gegen Curslack muss mehr kommen. Das, was die spielen, ist kein Fußball. Die bolzen immer nur den Ball lang nach vorne. Das kenne ich ja aus den sechs Jahren, die ich dort gespielt habe.“

Dass es trotz der Chancenarmut in der Schlussphase dennoch hoch herging, lag an drei anderen Aktionen: Landau trat dem am Boden liegenden Kristof Kurczynski in die Magengrube und kam ungeschoren davon. Seyhmus Atug und Niklas Hoffmann wurden derweil bestraft: Atug handelte sich nach zwei Fouls binnen acht Minuten die „Ampelkarte“ ein (78.), Hoffmann wiederum mähte nach 87 Minuten Aust um, der vorher Landau gefoult hatte. Schiri Rosin entschied auf grobes Foulspiel – und zeigte „Rot“ (87.).

Henke: „Mir sind mehrere Steine vom Herzen gefallen“

Alleingelassen: Dassendorfs Kristof Kurczynski (Mi.) muss sich gegen Patrik Papke (li.) und Stjepan Radic behaupten. Foto: KBS-Picture

„Eine Sache macht mich unfassbar sauer: Nach dem Foul von Frederic Böse, der mit der Gelben Karte sehr gut bedient war, sehen zehn Leute, dass ein gegnerischer Spieler unserem am Boden liegenden Spieler direkt vor unserer Bank in die Magengrube tritt“, war TuS-Trainer Hoffmann ob der Aktion Landaus aus dem zweiten Durchgang bedient, „nur der Schiri-Assistent, der direkt davor steht, sieht das nicht. Fouls können passieren, aber dieser Tritt ist eine Sechs. Und dass der Assistent das nicht sieht, ist auch eine Sechs.“ Die Niederlage aber, so Hoffmann weiter, „hat nichts mit dem Schiedsrichter und seinen Assistenten zu tun, die haben wir nur uns selbst zuzuschreiben. So sieht Nachbarschaftshilfe von unserer Seite eben aus: Der Gegner hat furios gefightet, wir haben leider fußballerisch nicht das auf den Platz gebracht, was wir in den letzten Wochen gezeigt haben.“

Hoffmanns Gegenüber Torsten Henke erklärte derweil: „Im Nachhinein diskutiert man beim einem 1:0-Sieg natürlich nicht mehr über die Situation mit Freddy Böse. Es soll nicht so rüberkommen, dass ich da eine Rote Karte fordere, aber es gibt gewisse Regeln. Dann ist so etwas eben eine Rote Karte. Das ist nicht ansatzweise zu diskutieren. Das gilt dann auch für die Situation vor der Dassendorfer Bank.“ Ihm seien, gab Henke zu, „mehrere Steine vom Herzen gefallen. Meine Mannschaft hat vom ersten Moment an gefightet. Wir haben versucht, tief zu stehen und nichts zuzulassen, was uns im Großen und Ganzen gelungen ist. Nach der Pause hatte Dassendorf nur noch eine Chance, aber wir waren nicht in der Lage, den entscheidenden Stich zu setzen. So muss man eben bis zum Abpfiff zittern.“

Immerhin: Um seinen Mittelfeldspieler Cem Cetinkaya muss der SVCN nicht zittern. Der 28-Jährige hatte zwar in der Nacht vor dem Spiel einen schweren Autounfall, bei dem er sich mit seinem Fahrzeug auf dem Nachhause-Weg von der Arbeit überschlug, wurde jedoch nicht ernsthaft verletzt. Noch ein Grund mehr zur Freude neben dem Sieg nach zuletzt sechs Spielen ohne Erfolg und dem ersten Heimtor gegen Dassendorf seit drei Jahren (zuletzt 0:0, 0:4, 0:3).

Jan Knötzsch