Eine emotionale Vergangenheit, eine (fast) ungewisse Zukunft...

Neziri bleibt (vorerst) bei Hamm United

30. Juli 2015, 22:06 Uhr

Rilind Neziri (l.) und Hamms Liga-Manager Jassi Huremovic (r.) bei der Vertragsunterschrift.

Wenn man die durchschnittliche Lebenserwartung von 80 Jahren zu Grunde legt, hat er gerade einmal ein Viertel davon hinter sich gebracht – mit seinen 20 Lenzen allerdings schon so viel erlebt, wie manch ein Normalsterblicher in seinem ganzen Leben. In Wedel geboren, ist Rilind Neziri nach dem Kosovo-Krieg mit seinen Eltern in die Heimat ausgewandert. Dort verlebte er einige Jahre, in denen er all die Trauer der Menschen und das blanke Chaos am eigenen Leib zu spüren bekam. „Aufgeben ist leicht, weiter zu machen und hart zu kämpfen hingegen schwierig. Ich bin ein Typ, der sich von nichts unterkriegen lässt und hart für den Erfolg arbeitet!“

Seine positive und vor allem kämpferische Einstellung hat Neziri nie verloren. „Ich habe eine ganze Menge erlebt und kann immer noch lachen.“ Das Fußballspielen gibt ihm Kraft und Halt. Beim Hamm United FC hat er sich nach seiner Rückkehr in die Hansestadt auf Anhieb zu einer festen Größe entwickelt – und das mit damals gerade einmal 18 Jahren. In der vergangen Spielzeit traf Neziri in 16 Einsätzen sechsmal selbst. Viel lieber setzt er aber seine Mitspieler in Szene, was zwölf Torvorlagen eindrucksvoll dokumentieren. Trotz einer schweren Vergangenheit und einer zum Teil ungewissen Zukunft, gibt es nun doch Positives zu vermelden: „Ich habe Hamm United meine Zusage gegeben und werde weiterhin alles für den Verein geben!“

„Möchte einfach nur mein Leben leben“

Dass Neziri irgendwann noch deutlich höher hinaus will, daraus macht er keinen Hehl. „Ich werde alles dafür tun, um eines Tages Profi zu werden.“ Zunächst einmal steht aber die nahe Zukunft mit seinem HUFC im Vordergrund. „Ich habe mich entschieden, hier zu bleiben, da der Verein mir unglaublich viel geholfen hat – vor allem Jassi (Huremovic, Liga-Manager, Anm. d. R.). Ich fühle mich zudem in der Mannschaft sehr wohl, wir wollen in dieser Saison ein Zeichen setzen.“ Ob und wann der Dribbelkünstler den „Geächteten“ überhaupt zur Verfügung stehen wird, ist hingegen noch unklar. „Als ich vor einem Jahr nach Deutschland zurück kam, habe ich immer nur eine Duldung von einem, manchmal zwei Monaten erhalten. Ich musste immer damit rechnen, wieder in den Kosovo zurückkehren zu müssen und konnte deshalb nie frei aufspielen. Mein Traum ist es, dauerhaft in Deutschland bleiben und hier mein Leben leben zu können.“

„Ich werde stärker zurückkommen!“

Zum Saisonauftakt am Freitagabend gegen Altengamme möchte Neziri an seine bärenstarken Leistungen aus der Vorsaison anknüpfen. Es folgt das Pokalspiel bei Liga-Kontrahent Elazig Spor, ehe der SC Poppenbüttel und Bramfeld auf die Schulz-Mannen warten. Wie es dann für Neziri weitergeht, steht noch in den Sternen. „Es kann sein, dass ich ab dem 15. August für zwei, drei Monate wieder in den Kosovo zurück muss. Aber ich werde stärker zurückkommen“, verspricht der sympathische Edel-Techniker, dem nur zu wünschen bleibt, dass er die Odyssee schon bald hinter sich lassen und mit völlig freiem Kopf aufspielen kann.