Eintracht entspannt: Souveräner Sieg an der Dratelnstraße

Mehr als ein Lob ist für Oberligist Kosova beim 0:5 gegen Norderstedt nicht drin

10. Dezember 2016, 18:36 Uhr

Jubelnde Gäste: Linus Meyer, Kangmin Choi, Jordan Brown, Jan Lüneburg, Deran Toksöz und Philipp Koch (v. li.) freuen sich. Foto: KBS-Picture

Die große Sensation blieb aus: Titelverteidiger Eintracht Norderstedt steht im Viertelfinale des ODDSET-Pokals. Beim Oberligisten Klub Kosova setzte sich der von Dirk Heyne trainierte Regionalligist im Achtelfinale problemlos mit 5:0 durch und darf weiterhin davon träumen, im Mai 2017 abermals im Finale im Stadion Hoheluft aufzulaufen. Trotz der am Ende deutlichen Niederlage war es allerdings keinesfalls so, dass die Gastgeber um ihren Coach Thorsten Beyer zu Kanonenfutter für die Eintracht avancierten. 

Stefan Siedschlag hat im Fußball schon viel erlebt. Seit dem 1. Juli 2012 fungiert der inzwischen 39-Jährige als Co-Trainer bei Eintracht Norderstedt, war dort zwischenzeitlich sogar Interimstrainer. In seiner aktiven Karriere trat er unter anderem für die Eintracht, den Hamburger SV, den VfB Lübeck, Preußen Münster, Kickers Emden und Altona 93 vor den Ball. Klar, dass man mit diesem reichhaltigen Erfahrungsschatz sieht, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Wie auf Badelatschen, so attestierte der Assistent von Norderstedts Coach Dirk Heyne in der ersten Halbzeit Eintrachts Offensivmann Linus Meyer, würde dieser sich mit seinen Fußballschuhen bewegen.

Das 3:0 für die Eintracht nach 57 Minuten bringt die Vorentscheidung

Hoch das Bein: Kosovas Vulnet Sinani (li.) im Duell mit Eintracht-Kapitän Philipp Koch. Foto: KBS-Picture

Etwas mehr als eine Dreiviertelstunde später stand Linus Meyer mitten auf dem Kunstrasenplatz an der Dratelnstraße. Nach seiner vorzeitigen Auswechselung längst in eine dicke, wärmende Trainingsjacke gehüllt und mit jeder Menge weißer Salbe auf seinem rechten Knie. Die „Badelatschen“ hatte der 24-Jährige in der Pause gegen andere Treter getaucht. Solche mit größeren Multi-Nocken. Um eine bessere Standfestigkeit auf dem sandigen, aber durch den Regen und die Kälte rutschigen Untergrund zu haben. „Beim Warmmachen ging's noch, aber danach bin ich schon immer wieder ein bisschen gerutscht“, sagte Meyer im Gespräch nach dem Schlusspfiff schließlich, als es um seinen Schuhwechsel während der Pause ging.

Und genau der sollte sich für Meyer auszahlen: Nach 57 Minuten bediente der eingewechselte Feix Dinkuth seinen Teamkollegen und der brachte den Ball sehenswert im rechten oberen Eck des Kosova-Tores unter. Es war das 3:0 für den Regionalligisten gegen den Oberligisten – und zugleich die Vorentscheidung zugunsten des Titelverteidigers. „Den Ball hat er mir gut zurückgelegt“, bedankte sich Torschütze Meyer nach dem Spiel artig in Richtung Vorlagengeber.

Meyer lobt Kosova: „Ich habe die erste Halbzeit ausgeglichen gesehen“

Die 1:0-Führung für die Gäste: Norderstedts Jordan Brown (vo.) legt den Ball an Kosovas Keeper Adrian Mamudi vorbei. Foto: KBS-Picture

Apropos standfest: Die Eintracht blieb dies insgesamt über die 90 Minuten, spielte clever ihren Stiefel herunter – und tat nicht viel mehr, als man tun musste, um die Hürde Kosova zu nehmen. Schon nach zwei Minuten war es Deran Toksöz, der den Ball schön in den Strafraum durchsteckte, wo Jordan Brown einen Tick vor Kosovas Schlussmann Adrian Mamudi am Ball war und diesem das Nachsehen gab. „Der frühe Treffer hat uns gut getan“, beschied Meyer nach dem Spiel. In der Tat. Das Erfolgserlebnis war genau das richtige für die Equipe von Trainer Dirk Heyne, denn nachdem Kosova zunächst einige Minuten brauchte, um in die Partie zu finden, machte sich die Mannschaft von Coach Thorsten Beyer dann mehr und mehr im Spiel bemerkbar. Die Gastgeber präsentierten sich sehr giftig – allein: nach vorne blieben die Bemühungen etwas zu ungenau.

Und trotzdem gab es ein Lob von Linus Meyer. „Ich hab die erste Halbzeit ausgeglichen gesehen. Kosova hat guten Fußball gespielt, gerade zu Anfang. Wir hatten uns darauf eingestellt, dass der Gegner sich hinten reinstellt und mit langen Bällen agieren würde“, erklärte Norderstedts Nummer zehn. Das war keineswegs so – und Meyers Kompliment stimmte. Es war aber auch eines, das Meyer beruhigt machen konnte. Denn auch wenn der 24-Jährige feststellte, dass „wir aus vier Chanen zwei Tore machen, was nicht ganz optimal ist“, so war die Eintracht zu jeder Zeit Herr im Haus und hatte das Heft des Handelns sicher in der Hand. Meyer selbst verpasste nach 21 Minuten per Kopf zwar das 2:0, doch das besorgte dann nur zehn Minuten später Jan Lüneburg. Ebenfalls per Kopf. Nach einem Eckball von Philipp Koch war das Leder lange in der Luft, ehe es am zweiten Pfosten schließlich herunterkam. Dort stand Lüneburg und schädelte die Kugel in mitten von Kosova-Abwehrspielern ein. „Das 2:0 zur Pause hat uns Sicherheit gegeben“, konstatierte Meyer nach Spielschluss.

Menzel: „Das frühe Gegentor nach zwei Minuten hat uns nicht unbedingt geholfen“

Den Ball abgeschirmt: Norderstedts Stürmer Jan Lüneburg (vo.) behauptet das Spielgerät im Duell mit Burhan Bedrolli. Foto: KBS-Picture

Noch vor Meyers 3:0 aus der 57. Minute hätte Norderstedt bereits frühzeitiger für noch klarere Verhältnisse sorgen können. Marin Mandic (52., per Schuss) und Lüneburg (53., per Kopf nach Koch-Ecke) jedoch visierten nacheinander die Latte des Kosova-Tores an, in dem Mamudi, der anstelle von Stammkeeper Sebastian Menzel zwischen den Pfosten stand, also doppelt Glück hatte. Immerhin: Trotz des Rückstandes steckte die Hausherren nicht auf. Agonis Krasniqi beispielsweise probierte sich nach 66 Minuten aus 20 Metern, zielte jedoch drüber. 


Norderstedt hingegen machte es nach einer vergebenen Gelegenheit von Drinkuth, dessen Schuss nach einer Flanke von Kangmin Choi von Kosovas Burhan Bedrolli kurz vor der Linie geklärt wurde (71.), dann besser als der Gastgeber: Toksöz beendete sein Solo nach 85 Minuten mit einem Treffer für die Galerie, als er die Kugel über Mamudi ins Netz lupfte. Weil's so gut geklappt hatte, probierte Toksöz das mit dem Lupfer zwei Minuten später noch einmal. Diesmal wurde er zur Vorlage für Ante-Akira Kutschke, der aus Nahdistanz zum 5:0-Endstand traf.

„Am Ende sind Kosova die Kräfte ausgegangen. Wir haben bewiesen, dass wir so weit sind, so ein Spiel anzuehmen und es nach Hause zu bringen. Wir haben mittlerweile die Reife dafür. Früher gab es Spiele, wo das ein Mega-Krampf war“, resümierte Linus Meyer mit Blick auf vergangene Pokalauftritte der Eintracht bei unterklassigen Gegnern, während Kosovas Sebastian Menzel die Begegnung aus Sicht der Hausherren in wenigen Sätzen vortrefflich auf den Punkt brachte: „Das frühe Gegentor nach zwei Minuten hat uns nicht unbedingt geholfen. Und die beiden Gegentreffer in der Schlussphase müssen auch nicht sein. So sieht das Ergebnis mit 0:5 aus unserer Sicht natürlich hässlich aus. Ein 0:3 wäre da schon besser gewesen...“

Jan Knötzsch