Erfreuliche Momentaufnahme, aber: „Hier hat keiner Allüren oder hebt ab“

Sechs Siege in Serie machen den TSV Buchholz zum ersten Cordi-Verfolger

02. November 2016, 16:52 Uhr

Haben derzeit allen Grund zu jubeln: Buchholz 08-Trainer Thorsten Schneider (re.) und Manager Simon Beecken. Foto: noveski.com

Wer hätte das gedacht: Der TSV Buchholz ist nach 14 Spielen in der Oberliga Hamburg Tabellenzweiter und damit Spitzenreiter Concordia am dichtesten auf den Fersen. Simon Beecken spricht mit den FussiFreunden über die bisher erfreulich verlaufene Spielzeit. Der Manager der 08er“ verrät, nach welchen Gesichtspunkten der Verein aus der Nordheide seine Mannschaft zusammenstellt und wie wichtig Trainer Thorsten Schneider für die aktuelle Erfolgsserie ist und berichtet   

Der Erfolg kommt bei Simon Beecken erst an zweiter Stelle. Wer in diesen Tagen das Gespräch mit dem Manager des TSV Buchholz spricht, der darf getrost davon ausgehen, dass Beecken erst einmal ein anderes Thema vorzieht, ehe es um die Erfolgsserie der „08er“ geht, die die Mannschaft von Trainer Thorsten Schneider auf den zweiten Platz und damit in die Rolle als erster Verfolger von Spitzenreiter Concordia gespült hat.

„Sollten wir auch zum Saisonende da stehen, dann nehmen wir das gerne mit“

„Vor uns liegt ein schweres Spiel gegen den VfL Pinneberg. Das wird kein Selbstgänger“, erklärt Beecken, „da werden 90 Prozent nicht reichen.“ Mit 90 Prozent aber scheinen die Mannen aus der Nordheide derzeit eher selten zu spielen. Denn glaubt man den bisherigen Spielen, dann befindet sie das Schneider-Ensemble eher an der 100 Prozent-Marke: 29 Punkte hat das Team derzeit auf seinem Habenkono, konnte bislang neun Saisonspiele gewinnen und kassierte bei zwei Unentschieden bisher nur drei Niederlagen.

„Wir sind mit dem Ziel, einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, in die Saison 2016/17 gegangen. Im Moment sieht es ganz gut aus, dass wir dieses Ziel erreichen“, sagt Beecken, „aber da ist nicht selbstverständlich. Wir wollen in jedem Spiel das bestmögliche Ergebnis holen.“ Das sei der Schneider-Equipe abgesehen von den Niederlagen in der Liga und „dem Pokalspiel gegen Rugenbergen gut gelungen“, so Beecken weiter, „sollten wir auch zum Saisonende da stehen, dann nehmen wir das gerne mit. Aber es ist eben nicht unser Saisonziel. Wir stehen mit den Füßen auf dem Boden und wissen, dass das eine Momentaufnahme ist und wir uns von Spieltag zu Spieltag beweisen müssen.“

„Jemand, der nicht mit beiden Beinen im Leben steht, würde nicht nach Buchholz passen“

In diesem und dem kommenden Monat will Simon Beecken (li.) mit Thorsten Schneider über die Verlängerung von dessen Vertrag sprechen. Foto: noveski.com

Wo der Erfolg ist, müssen aber auch Faktoren sein, die ihn bedingen. „Es läuft gut, aber wir wollen keinen Einzelnen hervorheben“, erklärt Beecken, warum der Verein derzeit eher verhalten darauf reagiert, Spieler in der Öffentlichkeit zur aktuellen Lage Stellung beziehen zu lassen. Kurzum: Das Kollektiv steht im Vordergrund – und warum dieses so gut funktioniert, erklärt Beecken wie folgt: „Der Erfolg, den wir im Moment haben, ist auf die Neuverpflichtungen, die wir vor der Saison getätigt haben, zurückzuführen.“ Und das gleich in mehrerlei Hinsicht: „Die Neuen passen menschlich wirklich gut rein, das passt wie Topf und Deckel aufeinander. Wir hatten überhaupt keine Probleme damit, sie zu integrieren.“ Warum? Weil der Club „großen Wert auf Charaktereigenschaften legt“, wie Beecken verrät, „jemand, der ein super Fußballer ist, aber nicht mit beiden Beinen im Leben steht, würde nicht nach Buchholz passen.“

Faktor zwei, was die Zugänge angeht: „Wir haben Leute geholt, die für viele Oberligisten unbekannt sind. Zudem setzten wir auch auf Spieler, die aus der eigenen Jugend hochkommen“, sieht Beecken einen gewissen Überraschungsmoment, den die Buchholzer ihrer Konkurrenz bescheren. Und da wäre ja auch noch das Trainerteam um Chefcoach Thorsten Schneider, der seit dem 1. Juli 2015 als Nachfolger von Thomas Titze die Geschicke übernommen hat. „Unsere Spieler kommen gerne zu den beiden Trainingseinheiten pro Woche, weil Thorsten, sein Co-Trainer Jan Voss und Fitnesstrainer Jan Müller Einheiten anbieten, die Spaß machen. Thorsten und sein Trainerteam haben einen maßgeblichen Anteil am Erfolg. Sie sprechen sowohl vor als auch nach den Partien mit den Spielern sehr zielorientiert auf einer angenehm freundschaftlichen Ebene.“

Flüchtling Amessan überzeugt und mausert sich zur einer echten Alternative

David Amessan (li., hier mit Fitnesstrainer Jan Müller) stieß im September unerwartet zum Kader. Foto: noveski.com

Logisch also, dass der Verein mit dem Coach Gespräche über eine Vertragsverlängerung führt. „So wie wir das mit unserem Trainer immer im November und Dezember getan haben“, erklärt Beecken, der sagt: „Ich klopfe mir absolut nicht auf die Schulter für die Verpflichtung von Thorsten Schneider. Klar war es die richtige Entscheidung, dass wir ihn geholt haben, aber das weiß man ja auch erst im Nachhinein.“ Und so ganz nebenbei ist Thorsten Schneider auch noch einer derjenigen Figuren, die an einer ganz anderen Geschichte nicht unbeteiligt ist.

Seit September diesen Jahres spielt bei „08“ mit David Amessan ein Flüchtling, der von der Elfenbeinküste nach Deutschland gekommen ist. „Er ist in der Ausländerunterkunft in Tostedt untergekommen, wo ein Bekannter von Thorsten Schneider ihn quasi entdeckt und ihn uns für ein Probetraining empfohlen hat“, berichtet Beecken. Amessan trainierte daraufhin beim Schneider-Team mit und „hat uns überzeugt. Wir haben ihn gern aufgenommen. Er ist ein sympathischer Typ. Zwar ist die Kommunikation schwierig, weil er nur Französisch und Englisch spricht, aber inzwischen versteht er auch die deutsche Sprache schon ein wenig. Das Team trägt ihn dahingehend“, freut sich Beecken. Bislang kam Amessan zu zwei Kurzseinsätzen. Am vergangenen Wochenende gegen Condor wäre ihm beinahe sogar sein erster Oberliga-Treffer gelungen.

Jan Knötzsch