Funk: „Eine sehr emotionale Meisterschaft“

Dassendorf-Mäzen im großen Gespräch

03. Juni 2015, 13:17 Uhr

Der Tag nach dem Meisterschafts-Double: die TuS Dassendorf trotzt der Müdigkeit und begibt sich auf eine große Hafenrundfahrt. Foto: KBS-Picture.de

25 von 27 möglichen Punkten holte die TuS Dassendorf in den ersten neun Saisonspielen – der Weg zur Titelverteidigung war geebnet. Doch plötzlich folgte ein für Außenstehende unerklärlicher Einbruch mit vier Pleiten am Stück und nur zwei Siegen aus acht Spielen. Ein Herbst zum Vergessen! Der Meister reagierte, holte im Winter drei neue Leute, deren Verpflichtungen sich am Ende mehr als nur auszahlen sollten. Onur Saglam, Seyhmus Atug und André Ladendorf entwickelten sich auf Anhieb zu festen Säulen und Leistungsträgern. Dassendorf marschierte durch die Rückserie wie das berühmt-berüchtigte Messer durch die warme Butter, blieb im neuen Jahr in 14 Spielen ungeschlagen und machte am letzten Spieltag mit einem 6:0-Kantersieg über BU die Titelverteidigung perfekt!

Mit sehr ehrlichen und emotionalen Worten blickt „Mäzen“ Michael Funk auf die Saison zurück, schießt gegen all die Kritiker, die eine Meisterschaft im Hamburger Oberhaus für „wertlos“ halten, sowie gegen den SC Victoria, und nimmt zu einer möglichen Regionalliga-Meldung Stellung.

Mäzen Michael Funk (r.) bekommt von seinem Sohnemann, von Keeper Stanislaw Lenz (l.) gehalten, die Sektdusche verpasst. Foto: KBS-Picture.de

Den Oktober des vergangenen Jahres wird man am Wendelweg vermutlich gerne so schnell wie möglich aus den Köpfen streichen wollen. Die TuS rutschte in eine handfeste Krise, offenbarte Schwächen, die man im Jahr zuvor, als Dassendorf den Aufstieg in die Hamburger Belletage auf Anhieb mit dem Titel krönte, verzweifelt suchen musste. Die Perfektion bröckelte. „Der Herbst war sehr intensiv. Es gab gute Gründe für die ‚Krise‘, die man der Presse zum damaligen Zeitpunkt allerdings schwer verkaufen konnte…“, erklärt Funk heute. Gleich drei wichtige Leistungsträger verloren innerhalb kürzester Zeit ihre Väter – auch bei Erfolgscoach Jan Schönteich gab es „private Veränderungen“. „All das hat uns aus der Bahn geworfen. Man darf nicht vergessen, dass alles Amateursportler sind. Es war eine schwere Zeit“, so Funk.

„Das Allergrößte, was du als Amateurfußballer erreichen kannst“

Torschützenkönig Agyemang (29 Treffer) wird vpn seinen Teamkameraden auf Händen getragen. Foto: KBS-Picture.de

Der Wendepunkt sei eine „sehr emotionale Weihnachtsfeier gewesen“, wie Funk betont und anfügt: „Wir haben alle Vorkommnisse gemeinsam aufgearbeitet und verarbeitet, den ganzen Ballast abgeschüttelt und versucht, die Altlasten loszuwerden.“ Zudem sah man sich nach dem Abgang von Dennis Tornieporth (SC Poppenbüttel), einem der allerersten Leitwölfe bei der TuS, dazu gezwungen, personell nachzulegen – mit Erfolg. „Die drei Spieler, die im Winter dazu gekommen sind, haben allesamt voll eingeschlagen!“ Aus der Regionalliga wurden André Ladendorf (VfB Lübeck), Seyhmus Atug (KFC Uerdingen) und Onur Saglam (Lüneburger SK) verpflichtet. Es schien wirklich so, als sei man die ganze Last, die man auf den Schultern trug, losgeworden. Plötzlich marschierte Dassendorf durch die Liga und agierte in den meisten Fällen noch dominanter als je zuvor. „Wir hatten auch großes Glück, dass wir in der Rückrunde von schweren Verletzungen verschont geblieben sind“, meint Funk. „Es war eine verdammt schwere und emotionale Saison, deshalb ist die Meisterschaft gar nicht hoch genug einzuschätzen und das Allergrößte, was du als Amateurfußballer erreichen kannst!“

„Meisterschaften werden überhaupt nicht gewürdigt“

Meistermacher Jan Schönteich (l.) und sein Kapitän Adam Hamdan (r.). Foto: KBS-Picture.de

Deshalb kann der 44-Jährige das Gerede, eine Hamburger Meisterschaft sei inzwischen bedeutungslos, da eh kein Team sein Aufstiegsrecht wahrnehmen würde, auch überhaupt nicht verstehen. „Für mich hat eine Meisterschaft einen deutlichen höheren Stellenwert als ein Pokalsieg und zudem absolute Priorität. Es spiegelt die Leistung einer ganzen Saison wieder und hängt nicht von Glück oder Pech in ein paar Spielen ab. Mal ganz ehrlich, der Pokalsieg wird doch nur an der Siegprämie festgemacht – die interessiert mich nicht. Ich würde nicht in den Amateurfußball investieren, um damit Kohle zu scheffeln. Natürlich ist das Erlebnis eines DFB-Pokalspiels etwas ganz Besonderes. Aber die Prämien, die ein Hamburger Pokalsieger erhält, könnte man auch anderweitig verteilen. Was bekommen zum Beispiel die Meister einer Liga? Einen mickrigen Pokal. Es ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, was kleine Teams in der Kreisliga leisten oder Mannschaften, die in der Landesliga Meister werden. Leider wird das von Verbandsseite überhaupt nicht gewürdigt!“

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