Galaktisches Sasel – „Das ist Oberliga!“

Wie ein Orkan – Primus fegt über den HSV III hinweg

07. November 2015, 00:54 Uhr

Fußball von einem anderen Stern. Der TSV Sasel ließ mit einer beeindruckenden Vorstellung bedröppelte "Rothosen" zurück. Foto: noveski.com

Als neutraler Beobachter traute man seinen Augen kaum – und selbst dem Übungsleiter der Mannschaft, die vom TSV Sasel nach Strich und Faden „vermöbelt“ wurde, wiederfuhr Mitte der zweiten Spielhälfte nur noch eins: „Das ist Oberliga!“ Felix Karch brachte das auf den Punkt, was vermutlich auch jeder andere der 263 zahlenden Zuschauer auf der Paul-Hauenschild-Anlage insgeheim dachte. Sage und schreibe ein halbes Dutzend Tore schenkte der galaktisch aufspielende Hammonia-„Leader“ dem Tabellenvierten ein – und es hätte bei weitem nicht das Ende der Fahnenstange sein müssen, wenn die „Rothosen“ zwischen den Pfosten nicht einen glänzend aufgelegten Yannick Heuer zu bieten gehabt hätten.

Sasels Michi Meyer (M.) war im ersten Abschnitt von nichts und niemandem zu stoppen. Foto: noveski.com

Während alle Anwesenden von der Performance des TSV Sasel schwärmten, drückte einer auf die Euphoriebremse: TSV-Coach Danny Zankl. „Letzte Woche waren wir der FC Bayern München der Landesliga, heute gehören wir in die Oberliga. Natürlich freut es mich und auch die Mannschaft, wenn man so etwas hört. Aber wir kennen es aus eigener Erfahrung, haben letzte Saison ebenfalls aufgetrumpft und waren dann nicht standhaft genug. Na klar, das war heute richtig gut – aber es gehört ja auch immer ein Gegner dazu. Wir hatten das Glück, einen frühen Dosenöffner gehabt zu haben und danach ergaben sich uns die Räume, die wir gut ausgespielt haben.“ Von Glück kann allerdings nur sehr bedingt die Rede sein. Denn: Während der Cheftrainer noch aufgrund einer beruflichen Veranstaltung im Auto saß und sich auf dem Weg zum Spiel befand, machten seine Schützlinge bereits kurzen Prozess mit bemitleidenswerten HSVern und entschieden das Spiel früh.

Heuer bewahrt „Rothosen“ vor zweistelliger Packung

Edin Tanovic (r.) zeigte als Linksverteidiger eine ganz starke Leistung. Hier im Kopfballduell gegen den eingewechselten Sebastian Mahnke. Foto: noveski.com

Nach nicht einmal 120 Sekunden bediente der im ersten Abschnitt herausragend aufspielende Michael Meyer im Zentrum Nico Zankl. Dieser war angesichts des Platzes, den ihm die „Rothosen“ gewährten, wohl selbst ein wenig überrascht. Aus 17 Metern schweißte er die Kugel mit seiner typischen linken „Wumme“ ins rechte untere Toreck ein – 0:1! Wenig später zauberte sich der TSV durch die Hausherren-Hintermannschaft. Über Göde und Meyer kam das Leder zu Yannis Büge, der nur noch einschieben musste (7.)! „Ich glaube, wir hatten eine ganz gute Idee, wie wir Sasel das Leben schwer machen können. Wir wollten mit einem kompakten Zentrum die starke Saseler Zentrale um Meyer, Zankl und Adomat weitestgehend aus dem Spiel nehmen. Aber wenn du nach sieben Minuten bereits 0:2 hinten liegst, wird es schwer, diese Idee in die Tat umzusetzen“, gab Karch zu Protokoll. Dass es bis zur Pause bei jenem 0:2 aus HSV-Sicht blieb, hatte man einzig und allein Keeper Heuer zu verdanken, der gegen Göde (19.), Tanovic (21.), Meyer (31., 40., 44.), Zankl (32.) und Körner (42.) eine ganze Menge Hochkaräter aus Eck und Winkel fischte. Hinzu kam das Unvermögen von Yannis Büge, der einen Göde-Querpass auf der Linie stehend nur noch anschubsen musste, stattdessen für die bereits geschlagenen „Rothosen“ unfreiwillig rettete (43.).

Körner schnürt Hattrick

Sven Körner (r.) versiebte erst die eine oder andere Großchance, ehe er nach der Pause einen Hattrick schnürte. Foto: noveski.com

Wer nun dachte, dass sich dieser Chancenwucher nach der Pause noch einmal rächen könnte, der wurde eines Besseren belehrt. Der Einbahnstraßenfußball ging munter weiter. Reinke und Warlich spielten Körner frei, der keinerlei Mühe mehr hatte – 3:0 TSV (54.)! Nachdem der ehemalige Altonaer einige Möglichkeiten liegen ließ, klappte es nun wie von selbst. Warlich blieb noch hängen – Körner hielt aus 18 Metern einfach mal drauf, leicht abgefälscht senkte sich das Spielgerät über Heuer hinweg ins Tornetz (63.)! Dann vollendete Yannik Reinke nach herrlicher Kombination über Joker Westermann, Adomat und Zankl, dessen Schuss Heuer zunächst noch stark parieren konnte. Gegen den Nachschuss des Innenverteidigers aus halbrechter Position war er allerdings machtlos (71.)! Den Schlusspunkt eines komplett einseitigen Matches setzte wieder Sven Körner, der diesmal nach Westermann-Zuspiel eiskalt vollstreckte (76.)! Erneut war es Heuer, der mehrfach weitere Einschläge verhinderte und seine Mannen vor einer zweistelligen Abreibung bewahrte.

„Hut ab vor dem, was bei Sasel entsteht“

Selbst die Hausherren, die ganz böse „vermöbelt“ wurden, gerieten angesichts der Vorstellung des Spitzenreiters ins Schwärmen: „Das war absolut beeindruckend! Der Ball war nur in Bewegung. Mindestens sechs bis sieben Leute kamen immer wieder mit Dampf und Dynamik. Es war sehr ansehnlich und hat viel Spaß gemacht, das zu sehen. Leider haben wir nicht nur von draußen zugeguckt, sondern in der einen oder anderen Situation auch auf dem Platz. Aber ehrlicherweise kann ich meiner Mannschaft gar keinen großen Vorwurf machen. Hut ab vor dem, was da bei Sasel entsteht“, bilanzierte Karch, der sich nach der Partie noch anregend mit Zankl unterhielt und diesen über den grünen Klee lobte. Der Gelobhudelte erklärte abschließend: „In der letzten Saison haben wir in Osdorf 4:0 gewonnen, bei Wedel sogar 6:1. Schlussendlich konnten wir uns davon auch nichts kaufen. In der nächsten Woche gilt es, gegen Schenefeld nachzulegen. Das ist nach so einem Spiel mental alles andere als einfach. Man sollte auf dem Boden bleiben und nach diesem Sieg nicht davon sprechen, dass wir uns nur selber schlagen können. Denn das ist nicht der Fall!“

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