Landesliga Hammonia

Gibau macht Boom – Fürstenberg strahlt: „Das ist Rantzau!“

28. August 2023, 09:44 Uhr

Die Spieler des SSV Rantzau bejubeln den äußerst sehenswerten Treffer von Marvin-Jay Gibau (Mi.) zum Sieg. Foto: noveski.com

„Das ist Rantzau!“, strahlte ein erleichterter Marcus Fürstenberg unmittelbar nach dem Schlusspfiff – und hob das „irre Kollektiv“ hervor. Obwohl der Cheftrainer des SSV Rantzau noch immer händeringend auf der Suche nach einem Stürmer ist, kurzerhand den Regionalliga-erprobten Lennart Keßner in die Spitze beorderte und auch auf der „Sechs“ aufgrund einiger Ausfälle ein Stück weit improvisieren musste, hielt man den vor der Saison so hoch gehandelten FK Nikola Tesla im Schach (alle Highlights im LIVE-Ticker). „Über die Hälfte habe ich schon in der Bezirksliga übernommen“, erinnerte Fürstenberg – und fügte an: „Zwei der Jungs können sogar noch A-Jugend spielen. Wie die Mannschaft das annimmt, spielt und kämpft – da kann man nur von einem sehr schönen Sieg sprechen.“

Berkant Aydin (ob.), der in der Sturmspitze aushelfen musste, kam in der Anfangsphase zu dem einen oder anderen Abschluss. Aber Malte Ladehof stand stets im Weg. Foto: noveski.com

Am Ende war es irgendwie bezeichnend für den vor allem in der zweiten Halbzeit ziemlich ideenlosen Auftritt der Gäste: Vier Minuten waren noch auf der Uhr, als Hassan Zarei einen Freistoß direkt am gegnerischen Sechzehner kurz und in die Füße von Amir Ahmadi ausführen wollte, der Pass aber ins Toraus trudelte. Trotzdem bot sich dem FK Nikola Tesla mit der letzten Aktion der Partie – SSV-Youngster Neel Weitzel stoppte Ahmadi rechts am Strafraum per Foulspiel – nochmal die Chance, zumindest einen Punkt vom Schmuckkästchen an der Düsterlohe zu entführen. Doch Fatih Aytekin jagte den ruhenden Ball, der auf den zweiten Pfosten kommen sollte, einige Meter zu hoch in Richtung Fangzaun hinter dem Tor (90. +4). Schluss!

Rantzau bleibt ungeschlagen - Tesla hinkt Ansprüchen hinterher

Leon Henk macht sich lang, streckt sich aber vergeblich: Der Schuss von Marvin-Jay Gibau schlägt unhaltbar ein. Foto: noveski.com

Mit ungeheurer Leidenschaft, unbändigem Einsatz und dem von Fürstenberg bereits angesprochenen Kollektiv brachten die Barmstedter den knappen 1:0-Erfolg über die Zeit. Damit blieb der SSV auch im fünften Saisonspiel ungeschlagen und kletterte auf den zweiten Tabellenplatz – während Tesla den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterherhinkt. Dabei sah es in der ersten Viertelstunde ganz und gar nicht danach aus, dass das Spiel eine derartige Wendung nehmen würde. Der Gast legte los wie die Feuerwehr, brachte viel Feuer und positive Stimmung von der Bank rein – und kam auch zu einigen Abschlüssen. Wenngleich der absolute Hochkaräter ausblieb.

Tor-Vorbereiter Lennart Keßner (li.) im Kampf um den Ball mit dem vor allem in der Anfangsphase stark aufspielenden Fatih Aytekin. Foto: noveski.com

Dennoch machte Tesla-Trainer Hesham Hassan im Nachgang die „schlechte Chancenverwertung“ als großes Manko aus. „Wir machen die Dinger einfach nicht rein. Wenn man allein die erste Halbzeit sieht: Wir hatten fünf gute Chancen, machen da aber nichts draus.“ Die größte Möglichkeit vergab Berkant Aydin, der am linken Pfosten scheiterte (23.). „Wir wussten, dass es auf so einem Acker schwer wird, Fußball zu spielen. Wir haben trotzdem Fußball gespielt, machen die Dinger aber nicht rein. Die kommen einmal vor unser Tor und machen so ein ‚Sahneding‘. Dann läufst du hinterher und die versuchen nur noch, alles zu verteidigen“, so Hassan.

Gibau "streichelt" Kugel in den Knick

Mit der ersten nennenswerten Offensivaktion schlug Rantzau eiskalt zu. Nach einem eigenen Einwurf setzte sich Lukas Raphael im rechten Halbfeld gegen zwei Mann durch und bediente Lennart Keßner mit einem tiefen Pass. Rechts versetzt vom Strafraum behielt der einstige Norderstedter die Übersicht und das Auge für den im Rückraum einlaufenden Marvin-Jay Gibau. Mit dem ersten Kontakt „streichelte“ dieser das Spielgerät aus 16 Metern herrlich in den rechten Giebel (19.)! „Ich glaube, es war ein taktisch geprägtes Spiel, ohne viele Torchancen. Tesla hatte am Anfang gute Möglichkeiten. Wir machen mit unserer ersten richtig guten Chance das Ding. Genau das, was wir die letzten Wochen nicht gemacht haben. Heute hatten wir nicht so viele und machen einen“, jubelte Fürstenberg – und verteilte zudem ein Sonderlob an den starken und kommunikativen Schiedsrichter René Hölker.

Ladehof reagiert sensationell - Keßner verpasst Vorentscheidung

Amir Ahmadi (li.) vergab die größte Chance zum Ausgleich. In der Mitte zeigt Berkant Aydin an, dass er völlig frei steht. Foto: noveski.com

Seine Barmstedter entnervten den Gast von Minute zu Minute mehr. Die einzige wirklich erwähnenswerte Möglichkeit zum Ausgleich: In der 75. Spielminute brachte Zarei einen von Fatih Aytekin kurz ausgeführten Freistoß per Chip auf den zweiten Pfosten, wo der eingewechselte Ahmadi freistehend am Kopf und Kragen riskierenden sowie herausragend parierenden Malte Ladehof scheiterte. In der Mitte hätte Aydin komplett blank gestanden. Eventuell wäre ein Querpass die bessere Alternative gewesen. Tesla wirkte verzweifelt!

Und Rantzau? Noch vor der Pause hätte Keßner nach einer Flanke von Bennet von Schassen per Kopf das zu diesem Zeitpunkt glückliche 2:0 erzielen können, blieb aber an Tesla-Torsteher Leon Henk hängen (38.). Keßner, der unheimlich viel ackerte, war es auch, der sieben Minuten vor Ultimo ein starkes Solo hinlegte und Henk mit seinem 18-Meter-Schuss ganz alt aussehen ließ. Das Leder klatschte an den linken Innenpfosten. Fürstenberg: „Wenn du gegen so eine Mannschaft, wo du im Vorfeld hörst und denkst, dass die zu 15 Torchancen kommen werden, eigentlich nur anderthalb zulässt, dann muss ich sagen: Hut ab und Respekt vor den Jungs!“

"Wenn du Scheiße am Fuß hast…"

Jubel und Erleichterung auf der einen, purer Frust auf der anderen Seite nach dem Abpfiff. Rantzau bleibt ungeschlagen, Tesla kassierte die vierte Pleite im fünften Spiel. Foto: noveski.com

Auch Hassan musste ernüchtert feststellen: „Am Ende des Tages zählt nur das Ergebnis. Und wir haben die drei Punkte hier liegen gelassen. Das Spiel spiegelt unsere bisherigen Auftritte komplett wider.“ Mit fortlaufender Spielzeit habe „einfach die Ruhe gefehlt“, konstatierte Hassan. „Es ist schwer, wenn du auf so einem Platz einem Rückstand hinterherlaufen musst, dann kannst du irgendwann nur noch mit langen Bällen arbeiten. Die haben das mit elf Mann und mit aller Kraft verteidigt“, so der Tesla-Trainer, der forderte: „Wir müssen jetzt nur noch von Spiel zu Spiel denken und daran arbeiten, unsere Chancen reinzumachen. Aber wenn du Scheiße am Fuß hast…“, stoppte er – und tröstete den noch lange nach Abpfiff auf der Bank sitzenden und nachdenklich wirkenden Amir Ahmadi.

Autor: Dennis Kormanjos

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