„Haben selbst nicht damit gerechnet, dass es so erfolgreich läuft“

Dersimspor verlängert mit Trainer-Gespann

24. Januar 2017, 18:39 Uhr

Sven Siebert bleibt auch in der Saison 2017/17 Cheftrainer bei Dersimspor. Foto: noveski.com

Ein lauter Ruf, ein tiefer und längerer Blick in die Augen von Abdessamad Erbibi – und schon wurde einem als neutraler Beobachter klar: Sven Siebert ist ganz offensichtlich jene Art von Trainer, die bei Experten gemeinhin als Autoritätsperson wahrgenommen wird. Speziell im durchaus als schwer geltenden Umfeld von Hansa-Landesligist Dersimspor scheint Siebert der Übungsleiter zu sein, der dem Team den richtigen Kick gibt. Auch deshalb hat der Verein nun Nägel mit Köpfen gemacht – und mit seinem Chefcoach und Co-Trainer Alexander Koch verlängert.

Von einer Hängepartie zu sprechen, wäre sicherlich zu viel des Guten. Nichtsdestotrotz stand eine Weiterbeschäftigung des Trainerduos, das die Harburger aus den unteren Rängen der Hansa-Tabelle bis auf den dritten Platz – nur noch drei Punkte hinter Spitzenreiter Sasel – geführt hat, lange in den Sternen. Nicht etwa, weil der Verein nicht weitermachen wollte, sondern vielmehr weil Siebert/Koch eine klare Absprache mit den Verantwortlichen hatten. „Wir haben uns lange wirklich schwer getan, ob wir es über den Winter hinaus weitermachen. Es war so geregelt, dass wir uns die Option offenhalten, zur Zweiten zurückzukehren. Wir haben dort den Aufstieg geschafft, die Mannschaft etwas eingenordet und waren mit unserer Aufgabe noch nicht fertig“, erklärt Siebert und gesteht ganz offen: „Wir haben selbst nicht unbedingt damit gerechnet, dass wir es hier so erfolgreich gestalten würden. Deshalb kamen wir im Grunde genommen aus der Nummer gar nicht mehr raus.“ Dennoch betont der „Dersim-Dompteur“: „Wir haben uns sehr schwer getan, die Zweite zu verlassen, weil uns die Jungs wirklich ans Herz gewachsen sind!“

Von der Kreisliga bis in die Landesliga-Spitze in einem Jahr

Edison Sa Borges Dju (li.) möchte in der Rückrunde mit seinen Toren dafür sorgen, dass Dersim oben dranbleibt. Foto: noveski.com

Der steile Aufstieg innerhalb kürzester Zeit – vom Trainer der Reserve-Mannschaft bis hin zum Ligacoach – musste auch mental erst einmal verarbeitet werden. „Ich habe zu meiner aktiven Zeit zwar selbst etwas höher gespielt. Aber als Trainer kommen wir aus der Kreisliga, sind gerade in die Bezirksliga aufgestiegen, inzwischen bei der Liga-Mannschaft in der Landesliga und sprechen fast schon wieder über die nächste Stufe. All das wohlgemerkt in einem Jahr! Das darf man nicht vergessen.“ Letztlich wollte man die Chance aber wahrnehmen, die sich an der Baererstraße bot. „Wir haben abgewartet, wie sich das hier entwickelt. Ob uns der Verein auch mit der Ersten so machen lässt, wie mit der Zweiten. Denn das ist sicherlich nochmal eine andere Hausnummer. Aber das ist der Fall. Insofern gab es keine Gründe, nicht weiterzumachen.“

„Wenn du bei so einer Truppe draußen Amok läufst, funktioniert es nicht“

Dass die Aufgabe viel Zeit und das eine oder andere Mal sicherlich ebenso viele Nerven kostet, verdeutlicht auch Siebert mit folgender Aussage: „Wenn du bei so einer Truppe an der Seitenlinie auch noch Amok laufen würdest, dann würde das bestimmt nicht funktionieren! Klar gibt es Sachen, die mir während des Spiels nicht gefallen. Aber das kannst du bei der Mannschaft nicht währenddessen korrigieren – sondern du musst es schon vorher machen, ob nun in der Halbzeitpause oder eben unter der Woche. Wir legen nicht nur viel Wert auf Disziplin, sondern wir sabbeln uns unter der Woche auch einen richtigen Wolf, um die Jungs nur auf den Fußball einzunorden.“ Siebert-Assistent Alexander Koch meint: „Unsere Aufgabe ist es, dass wir es von außen vorleben müssen und dann versuchen, es aufs Team zu projizieren. Bisher nehmen es die Jungs gut auf, verinnerlichen das und lernen immer weiter.“

„Ich hoffe, dass wir auf den Deckel kriegen“

Roberto d'Urso zieht im Mittelfeld die Fäden und ist absoluter Leistungsträger. Foto: noveski.com

Doch die Arbeit kostet auch eine Menge Körner. „Wir müssen die Mannschaft jede Woche aufs Neue wieder auf den Boden holen. Es ist immer die Frage, wie lange so etwas gutgeht – und ob ein Trainerteam das drei Jahre lang durchhält. Aber solange gewisse Dinge, die wir vorher schon ansprechen, im Spiel auch so kommen, dann sieht man ja auch in den Augen der Jungs nach der Partie, dass es scheinbar nicht so verkehrt ist, was man ihnen erzählt. Das hat auch viel mit Vertrauen zwischen Mannschaft und Trainer zu tun. Darum läuft es momentan auch so gut. Aber wer weiß, wie es ist, wenn man mal drei Spiele hintereinander verliert? Zum Glück haben wir es bisher noch nicht erlebt und ich will auch keine Niederlage herbeirufen, aber wir spielen zum Beispiel am kommenden Wochenende gegen eine A-Jugendmannschaft“, so Siebert, der süffisant ausführt: „Und ehrlich gesagt hoffe ich, dass wir da dann einen auf den Deckel kriegen!“

„Haben noch elf Spiele: verlierst du drei, dann war's das“

Obwohl sich Dersim mit einer regelrechten Serie zurück ins Aufstiegsrennen katapultiert hat, wird das eine und ganz entscheidende Wort strengstens gemieden – zumindest beim Trainerteam: „Wir haben zehn Spiele gemacht: das erste haben wir glücklich gewonnen, im zweiten haben wir ordentlich auf die Fresse bekommen. Danach waren da auch ein paar glückliche Siege dabei, das muss man ehrlicherweise sagen, wenngleich man sich diese auch hart erarbeitet hat. Das haben wir den Jungs in der Vorbereitung nochmal ausdrücklich gesagt. Ich kenne kaum eine Mannschaft, die eine solche Siegesserie auch in der Rückrunde in dieser Form fortgesetzt hat. Zudem darf man auch nicht vergessen, dass wir ja gar keine komplette Rückserie mehr haben, sondern nur noch elf Spiele. Verlierst du drei davon, dann war’s das! Wir sind dicht dran und haben das Highlight noch zu Hause. Möglich ist alles, aber du musst gut aus der Winterpause kommen. Was wir daraus machen, werden wir sehen“, weiß Siebert um die Bedeutung der ersten Begegnungen. „Wir stehen jetzt da, wo wir sind – und das haben wir uns in den zehn Spielen hart erarbeitet. Wir gehen jedes Spiel konzentriert an – ganz egal, ob es gegen den Tabellenführer oder gegen den Neunten geht“, fügt Koch abschließend an.