Hamm United siegt und verliert trotzdem alles!

„Es ging heute um das Ergebnis und ums Herz"

02. Juni 2016, 00:28 Uhr

Sandjar Ahmadi (r.) biss sich an den Saselern die Zähne aus. Foto: noveski.com

So ist es in der Relegation: Da zählt die Summe aus zwei Spielen. Deshalb gewann der HUFC zwar die Partie gegen den TSV Sasel, verlor jedoch das „Gesamtpaket“. Eine Augenweide war dieses Rückspiel, in dem es um den eventuellen Aufstieg in die Oberliga ging - falls Altona 93 den Weg in die Regionalliga schafft -, jedenfalls nicht. Deshalb gestand auch Gäste-Coach Danny Zankl ein: „Das war ein scheiß Spiel! Aber am Ende zählt das Ergebnis und das haben sich meine Jungs absolut verdient.“ Es dauerte lange, bis überhaupt etwas Gefährliches in einem der Strafräume passierte, doch am Ende wurde es, zumindest vom Ergebnis her, nochmal kribbelig....

Danijel Suntic (r.) bereitete das einzige Tor mustergültig vor und fand anschließend ehrliche Worte. Foto: noveski.com

Was hatte der HUFC nach 0:2-Hinspiel-Niederlage am Parkweg noch im Köcher? Kaum einer der 537 anwesenden Zuschauer hätte vorher wohl gedacht, dass jenes zweite Aufeinandertreffen hauptsächlich von Kampf und Krampf geprägt sein würde. In der ersten Halbzeit entstand der Eindruck, dass die Hausherren von Trainer Uli Schulz nicht konnten, während der TSV Sasel nicht mehr machen wollte als unbedingt nötig. Zumindest die Sichtweise über den Saseler Auftritt wurde durch die Aussage von Coach Zankl bestätigt: „Was heute auf dem Platz passiert, war scheißegal. Denn es ging um das Ergebnis und ein bisschen ums Herz. Meine Truppe geht nur noch am Stock und auf dem Zahnfleisch, wenn man sich zum Beispiel Nico Zankl anschaut, der das komplette Spiel mit einer Sehnenentzündung unter dem Fuß durchgespielt hat.“ Deshalb, und auch weil die Gastgeber nichts entgegenzusetzen wussten, dauerte es genau eine halbe Stunde, bis es die erste winzig kleine Torgelegenheit zu verzeichnen gab, als Christopher Mahrt die Kugel jedoch neben das Gehäuse setzte. Vier Minuten später erspielte sich dann die Zankl-Elf eine Chance, doch der Schuss von Sven Körner war zwar stramm, flog allerdings genau in die Arme von Schlussmann Samuel Graudenz. Die Nullnummer zur Pause war die logische Folge!

„Einige denken, dass sie in der Bundesliga spielen"

Chris Mahrt erzielte das einzige Tor des Tages. Foto: noveski.com

Wer sich am Feldrand im Hammer Park befand und auf eine bessere zweite Halbzeit hoffte, wurde dahingehend leider enttäuscht. Die Gäste kamen zwar durch Michael Meyer, der nach einem schnellen Konter an Fänger Graudenz scheiterte (48.), und Yannis Büge, der mit seinem Schuss das linke Außennetz traf (65.), zu zwei Möglichkeiten - doch viel mehr gab es vom Hammonia-Dritten nicht wirklich zu sehen. Auch der HUFC wurde nicht gefährlich, bis, ja, bis sich die Pille tatsächlich noch in den Maschen drehte: Im Vorwärtsgang spielte Danijel Suntic mit dem Außenrist einen Steilpass in den Lauf von Mahrt, der von rechts in den Strafraum eindrang und beherzt aus 13 Metern an den linken Innenpfosten schoss, von wo die Kugel über die Linie zum 1:0 rollte (68.)! Nur aufgrund dieses Treffers kam noch einmal etwas Spannung auf, obwohl Zankl trotzdem cool blieb: „Die Tatsache, dass Hamm in Führung gegangen ist, hat meinen Blutdruck nicht nach oben gebracht. Ich habe mich mehr darüber geärgert, dass wir so ein unmögliches Tor kassierten. Das darf nicht passieren, dass so ein halber Diagonalball gespielt wird und der Stürmer alleine auf das Tor zuläuft!“

Anschließend wechselte Hamm-Coach Schulz, der fast die kompletten 90 Minuten regungslos auf seinem Platz saß, das erste Mal aus und nahm Samey Ludin vom Feld. An der Reaktion des Spielers merkte man, dass er sich mit der Entscheidung seines Übungsleiters überhaupt nicht zufrieden gab und verärgert ein am Boden liegendes Hütchen wegtrat. Schulz: „Er war beleidigt, hat aber auch auf dem Feld nicht viel gebracht. Es sind einige nicht selbstkritisch genug und denken, sie spielen in der Bundesliga. Sie haben alle Probleme, sich richtig einzuschätzen und zu erkennen, dass das eben nur der Amateurbereich ist und nicht mehr!“

„Ich weiß nicht, ob Sasel in der Oberliga bestehen wird"

Grund zur Freude hatte man am Ende nur beim TSV Sasel. Nun heißt es: Daumen drücken für den AFC! Foto: noveski.com

Was das Spielgeschehen anging, passierte trotz Hamm-Führung nicht viel, bis gar nichts mehr, auch wenn zu spüren war, dass die Hausherren wenigstens versuchten, Druck aufzubauen. Interessanter wurde es da eher nochmal neben dem Platz, als Sasels Ersatzkeeper Jo Krohn die Gelbe Karte auf der Bank sah, nachdem er sich ein verbales Scharmützel mit einem United-Spieler lieferte. Was die Torraumszenen anging, so gab es zum Ende hin noch jeweils eine auf beiden Seiten zu verzeichnen: Erst lief sich Meyer an Fänger Graudenz fest (88.), und in der Nachspielzeit, die insgesamt fast sechs Minuten andauerte, da Sasel zum Schluss viel auf Zeit spielte, vergab Serkan Sakarya eine Gelegenheit, um auf 2:0 zu erhöhen, als er aus der Drehung einen Schuss aus kürzester Entfernung links neben den Kasten setzte.

Als der Schlusspfiff ertönte, waren alle Seiten glücklich, dass das Spiel und auch die Saison vorbei ist. Mittelfeldstratege Danjiel Suntic sagte über das Scheitern in der Gesamtbilanz: „Es hat nicht sollen sein. Man hat insgesamt gemerkt, dass wir noch nicht so weit sind, um aufzusteigen.“ Diese selbstkritische Einschätzung teilte sein Trainer mit ihm: „Wenn wir in die Oberliga gewollt hätten, dann hätten wir uns bereits vor der Saison mit fünf, sechs Spielern verstärken müssen. Von unseren sogenannten Spielgestaltern in unserem Kader könnte eigentlich noch ein Tick mehr kommen“, sagte Schulz und befand: „Ich weiß nicht, ob Sasel in der Oberliga bestehen wird, falls sie wirklich aufsteigen. Denn heute waren sie zu knacken.“ Was seinem Trainerkollegen Zankl allerdings herzlich egal sein dürfte. Eher freute er sich über das Ende der Saison: „Für mich hat dieses Jahr sowieso schon zwei Wochen zu lange gedauert. Ich freue mich jetzt, dass wir uns alle erholen können. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und was jetzt noch geschieht, liegt nicht in unserer Hand. Falls wir aufsteigen sollten, wäre das super geil und wenn nicht, dann spielen wir eine hervorragende nächste Saison. Allerdings hätten sich meine Jungs den Aufstieg absolut verdient. Denn die Leistung aus dieser Saison war echt klasse. Wir haben fast 100 Treffer erzielt und die wenigsten Gegentore kassiert. Deshalb wünsche ich mir für die Truppe so richtig den Aufstieg!“ Jetzt heißt es also: abwarten, Tee trinken und schauen, was Altona in der Relegation gelingt. Im ersten Duell gegen Eichede gab es vor 3721 (!) Zuschauern ein 1:1.

In unserem LIVE-Ticker gibt es die Partie nochmal zusammengefasst!

Autor: Mathias Merk

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