„Ich weiß nicht, warum die Spieler sich selbst Druck machen“ – Lokstedt spielt nur Remis: Meisterschaft vertagt

Tabellenführer lässt auswärts beim SV Uhlenhorst-Adler unerwartet Punkte liegen

13. Mai 2018, 19:13 Uhr

Nur selten konnte Lokstedt die Uhlenhorster Abwehr wie in dieser Szene überwinden Foto: Eintracht Lokstedt

Ein Sieg noch und der Aufstieg wäre perfekt – genau das war die Ausgangslage, mit der Eintracht Lokstedt in das Bezirksliga Nord-Auswärtsspiel auf der Uhlenhorst gegen UH-Adler ging. Doch die Partie verlief so gar nicht nach Plan für den Spitzenreiter. Nachdem man zwischenzeitlich schon mit zwei Toren in Rückstand geraten war, erkämpfte sich Lokstedt zumindest noch einen Punkt. Für die Meisterschaft reichte das aber noch nicht. Jetzt muss am letzten Spieltag ein Sieg her, um dem zwei Punkte entfernten Verfolger ETV keine Chance zu geben, noch vorbeizuziehen.

Unter den Augen von Thorsten Beyer, dem Trainer von eben jenem Verfolger aus Eimsbüttel, übernahm Lokstedt von Beginn an das Kommando. Einen Steilpass auf Stürmer Beslic konnte der herauseilende Torhüter Block noch abfangen (2.). Nach einer Ecke verlängerte Eisenberg per Kopf und Beslic spitzelte den Ball vorbei (9.). Doch im Verlauf der ersten Hälfte wurde das Uhlenhorster Abwehrbollwerk immer massiver. In der Folge fand Lokstedt kaum noch Räume, bis sich in der 38. Minute dann doch die Riesenchance ergab: Steinbüchel bediente mit einer scharfen Hereingabe Beslic. Der konnte aus gut fünf Metern Torwart Block nicht überwinden. „Wenn du das Ding machst, geht das Spiel in eine ganz andere Richtung. Das ist manchmal noch diese fehlende Cleverness bei uns. Es sollte heute nicht sein“, ärgerte sich später Eintracht-Coach Anto Josipovic. Währenddessen lobte Adler-Trainer Adriano Napoli: „Unser Torwart hat den mega klasse rausgeholt!“ Es blieb beim 0:0 zur Pause.

Josipovic: „Es war extrem schwer, Lösungen zu finden“

Der SV Uhlenhorst-Adler verpasst in dieser Spielzeit einen einstelligen Tabellenplatz Foto: Josa Schnell

Direkt nach Wiederanpfiff dann aber die überraschende Führung für die Hausherren! Der gut in Szene gesetzte Finkeldey traf aus der Drehung eiskalt zum 1:0 (46.). Lokstedt, nun umso mehr gefordert, wurde offensiver. Man tat sich gegen tiefstehende Gastgeber, die eng gestaffelt verteidigten, aber weiter schwer – und lief dann in einen Konter: Nach einem starken Dribbling bediente Kapitän Dellert seinen Sturmpartner Finkeldey, der aus 20 Metern mithilfe des Innenpfostens ganz präzise flach einnetzte und seinen Doppelpack schnürte – 2:0 (64.)!


Doch es spricht für Lokstedt, dass die Eintracht sich nicht aufgab, sondern nach toller Aufholjagd noch einen Punkt holte. Nach einer Ecke stieg Beslic am höchsten und köpfte zum Anschlusstreffer ein (68.). Wenig später spielten die Adler den Gästen mit einer dämlichen Aktion in die Karten. Yesiltac hatte erst kurz zuvor Gelb gesehen, beging ein weiteres Foulspiel und schlug dann auch noch den Ball weg. So musste er mit Gelb-Rot vom Platz gehen (70.). Plötzlich schien ein Eintracht-Sieg doch nicht mehr so unwahrscheinlich. Eine Großchance der Hausherren wurde schadlos überstanden, weil Finkeldey im Eins-gegen-Eins an Lokstedt-Keeper Giesecke scheiterte (78.). Als dann erneut Beslic nach einer Ecke zum 2:2-Ausgleich einköpfte (87.), war die Meisterschaft in greifbarer Nähe! Doch der letzte dafür nötige Treffer gelang den Gästen nicht mehr.

Josipovic: „Der Aufstieg und die Meisterschaft sind kein Muss“

Am Ende stand der Tabellenführer also mit einem zwiespältigen Ergebnis da. Zwar war man nach einem Zwei-Tore-Rückstand noch zurückgekommen und hatte einen Punkt geholt, andererseits aber hatte die Eintracht es verpasst die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg vorzeitig perfekt zu machen. Lokstedt-Trainer Josipovic resümierte: „Unabhängig von der Meisterschaft ging es heute darum, ein Fußballspiel zu gewinnen gegen einen Gegner, für den es um nichts ging. Die haben sich trotzdem reingeworfen und waren extrem clever. Von der ersten Minute an wollte der Gegner auf Zeit spielen und uns zermürben. Das haben sie richtig gut gemacht. Dann hatten sie zwei Torschüsse und haben die beide reingemacht. Das war ein bisschen Pech für uns. Wir haben eine junge Mannschaft, die nicht so clever auftritt. Wir hätten geduldiger spielen müssen. Stattdessen kriegen wir direkt nach der Halbzeit das erste Gegentor.“ 

Josipovic lobte, dass sein Team nach dem Rückstand wieder ins Spiel kam und wenigstens noch den einen Punkt mitnahm: „Es ist jetzt okay für uns. Es war extrem schwer, Lösungen zu finden. Wir haben versucht, breit zu spielen. Wir hatten dann wenig Chancen, weil wir es auch zu kompliziert gespielt haben. Dann machen wir nach zwei Standards die Dinger rein. Ich hätte mir in der ganzen Saison schon mehr Standardtore versprochen, weil wir auch große Leute dabei haben. Heute haben wir es zum Glück gemacht. Man sagt ja auch: Wenn nichts geht, geht Standard!“

Verfolger ETV hatte am Freitag mit einem 8:2-Sieg gegen den VfL 93 weiteren Druck auf Lokstedt ausgeübt. Josipovic erklärte dazu: „Ich selbst mache der Mannschaft keinen Druck. Anscheinend macht sie sich selbst Druck. Ich weiß nicht, wieso das so ist. Der Aufstieg und die Meisterschaft sind kein Muss, weder für mich noch für den Verein.“ Dennoch: Mit einem Sieg am letzten Spieltag hat es die Eintracht in der eigenen Hand, den Sprung in die Landesliga perfekt zu machen: „Wir gehen in jedes Spiel mit dem Ziel, es zu gewinnen. Wir sind wieder Favorit. In den letzten Spielen haben wir ein paar Punkte liegenlassen gegen Mannschaften von unten. Wenn wir in zwei Wochen gegen Wellingsbüttel gewinnen, sieht es wieder gut aus für uns! Da muss jetzt ein Sieg her“, so Josipovic.

Napoli: „Wir wollten nicht als Wettbewerbsverzerrer gelten“

Foto: Josa Schnell

Adriano Napoli, Trainer des SV Uhlenhorst-Adler, bestätigte, dass die Aufstiegschance des Gegners für seine Mannschaft durchaus eine Rolle gespielt hatte: „Wir haben alles reingeworfen. Wir haben gesagt, dass wir hier nicht als Wettbewerbsverzerrer gelten dürfen. Natürlich haben wir nur verteidigt und Lokstedt hat gefühlt bestimmt 95 Prozent Ballbesitz gehabt. Aber wie es dann so ist: Wenn du erstmal auf dem Platz bist, hast du auch keinen Bock zu verlieren. So haben wir uns dann glücklicherweise in eine gute Stimmung gespielt. Ehrlicherweise geht es für uns in dieser Saison ja um gar nichts mehr. Deswegen ist auch die Anspannung nicht mehr so da. Aber es wäre auch schade und unsportlich gewesen, das Spiel herzuschenken. Wir wollten alles geben, sodass wir uns, egal wie es ausgeht, nichts vorwerfen lassen müssen. Das haben wir getan.“

Napoli lobte sein Team: „In erster Linie freue ich mich über die Einstellung. Defensiv haben wir es gut gemacht. Die beiden Gegentore sind aus Standardsituationen entstanden, was ärgerlich für uns ist. Wir hätten im Konter das 3:1 machen können, dann ist hier „Ende Gelände“. Aber man kann nicht alles haben. Das Ergebnis hatte keine Priorität für uns.“ Trotz des Unentschiedens am heutigen Tag sieht UH-Trainer Napoli die Lokstedter am Ende im Aufstiegsrennen gegen den ETV vorne: „Ich glaube, dass Lokstedt das machen wird. Das ist einfach fußballerisch gesehen die beste Mannschaft in der Liga.“ Mit der Saisonleistung des eigenen Teams ist Napoli weniger zufrieden: „Das ist enttäuschend. Die einzige Konstanz bei uns ist die Inkonstanz! Man sieht an Tagen wie heute, was eigentlich möglich ist.“

Autor: Josa Schnell

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