Karaaslan schickt die „Tauben“ auf die Bretter!

Buxtehude entscheidet torreichen „Abstiegsgipfel“ gegen Paloma für sich

21. Februar 2016, 19:29 Uhr

Brachte sein Team in Halbzeit eins auf die Siegerstraße, erzielte in Unterzahl das 3:2 und holte zudem einen Elfmeter raus: Nicht nur deshalb konstatierte sein Coach, dass Mustafa Karaaslan (2. v. l.) den Unterschied ausgemacht hat. Foto: KBS-Picture.de

„Die Stimmung war gut. Wir waren unglaublich heiß, wollten und mussten unbedingt drei Punkte holen. Aber irgendetwas passt bei uns einfach nicht. Die Situation ist scheiße, langsam bin ich auch ein wenig ratlos“, fehlten Palomas Kapitän Mladen Tunjic nach der ernüchternden Vorstellung und der 3:4-Pleite im „Sechs-Punkte-Spiel“ gegen den BSV Buxtehude ein Stück weit die Worte. Was man dem „Capitano“ zu Gute heißen muss: Er stellte sich den kritischen Fragen. „Der Buxtehuder Sieg war nicht unverdient. Sie haben einfacher gespielt, waren aggressiver.“ Der Auftritt der „Tauben“ erinnerte – trotz großem Umbruch im Winter – stark an die Darbietungen in der Hinserie. Selbst, als die Smith-Elf nach einer guten Stunde zum völlig überraschenden Ausgleich kam, moralisch eigentlich im Vorteil hätte sein müssen und wenig später sogar einen Mann mehr auf dem Feld hatte, ging kaum etwas zusammen…

Nach Pass von Aichaoui (r.) schoss Karaaslan (l.) ganz abgeklärt zum 1:0 ein. Foto: KBS-Picture.de

In den ersten 20 Minuten an der Brucknerstraße agierte im „Abstiegs-Endspiel“ nur eine Mannschaft – und das waren die Gäste. Gleich vom Anstoß weg spielte Salim Aichaoui nach nicht einmal zehn Sekunden den überragenden Mustafa Karaaslan frei – doch dessen Querpass klärte Phillip Seib noch zur Ecke. Dann rettete der zweite Innenverteidiger-Neuzugang Torsten Hartung gegen Karaaslan kurz vor der Linie (3.), ehe Dejan Sekac einen Kepper-Kopfball von der Torlinie nicken musste (16.). Paloma erst nach 27 Minuten mit der ersten Torannäherung, als Sekac lang und diagonal flankte, Tshidibu sich leicht verschätzte, und Tunjic für Ljubisavljevic ablegte. Doch anstatt den Ball einfach in die Maschen zu donnern, versuchte es der ehemalige Elmshorner kunstvoll per Heber, was gründlich in die Hose ging. Die Buxtehuder Führung kurz vor der Pause war nicht nur verdient, sondern fast schon überfällig. S. Aichaoui ließ Sekac ganz alt aussehen und passte in die Gasse, wo sich Karaaslan aller Freiheiten erfreute und mit einem satten Linksschuss aus halblinker Position ins lange Eck vollstreckte (38.)! Die Frage, wo sich in jener Situation die beiden Innenverteidiger des USC befanden, bleibt offen.

Gnanzou sorgt für Belebung – doch dann...

Nach dem versuchten Kunstschuss von Ljubisavljevic platzte seinem Trainer Olufemi Smith der Kragen. Foto: KBS-Picture.de

Palomas Coach Olufemi Smith reagierte in der Pause: Mit Jean Phillipe Gnanzou betrat der sechste Neue in Reihen der „Tauben“ das Grün. Keine 180 Sekunden war er auf dem Platz, als sein 25-Meter-Freistoß von BSV-Kapitän Hasan Ramazanoglu noch leicht abgefälscht wurde und im rechten Eck einschlug – 1:1! Plötzlich waren die Hausherren wieder im Spiel – allerdings nur für 60 Sekunden. Denn praktisch im direkten Gegenzug servierte der eben noch gefeierte Gnanzou mit einem haarsträubenden Einwurf, der eigentlich Keeper Sebastian Voß finden sollte, Karaaslan die Kugel auf dem Silbertablett. Dieser wurde vom zu zögerlich agierenden Schlussmann von den Socken geholt – Elfmeter! Mit der anschließenden Gelben Karte war der Fänger noch bestens bedient, schließlich vereitelte er eine glasklare Torchance im Eins-gegen-Eins. Kepper Sousa da Silva lief an, schickte Voß ins falsche Eck und verwandelte unten links (50.)! Wie gewonnen, so zerronnen! Folglich reagierte der USC meist nur, schaute zu, wie sich Buxtehude den Ball zuspielte. Wieder Aichaoui auf Karaaslan – diesmal hatte Voß jedoch keinerlei Mühe (54.). Und wenig später durfte er sogar mit ansehen, wie sein Team aus dem Nichts zum erneuten Ausgleich kam: Erneut behauptete sich Gnanzou über links und legte von der Grundlinie quer – am ersten Pfosten stehend hielt Tunjic den Fuß rein und traf ins kurze Eck (57.)!

Buxtehude macht Paloma in Unterzahl den Garaus

Elfer-Schütze Kepper (3. v. l.) wird von seinen Teamkameraden geherzt. Foto: KBS-Picture.de

Mit Matteo Evers für den unsichtbaren Denny Schiemann brachte Smith nun einen weiteren Offensivakteur, der auch für Belebung sorgen sollte. Sein Zuspiel beförderte Ljubisavljevic allerdings rund einen Meter über den Querbalken (62.). Nur wenige Sekunden darauf bediente Evers erneut den nicht immer glücklich wirkenden Ljubisavljevic, der scheinbar auf und davon war – von hinten hakelte Tshidibu nach und brachte den quirligen Angreifer zu Fall. Schiedsrichter Jorrit Eckstein-Staben (SC Wentorf) zückte glatt Rot gegen den Verteidiger (63.)! Eine sehr harte Entscheidung! „Da standen drei Spieler von uns um die Situation herum, die den Stürmer zumindest noch hätten ablaufen können“, ärgerte sich auch BSV-Coach Sven Timmermann. Die Partie drohte nun zu kippen – tat sie aber nicht. Denn bis auf einen Gnanzou-Freistoß aus rechter Position, den Dennis Bock über den Querbalken wischte (71.), brachte Paloma offensiv nichts mehr zustanden. Im Gegenteil! Nachdem Ramazanoglu von rechts flankte, pflückte Karaaslan den Ball aus der Luft, verarbeitete diesen in unnachahmlicher Manier mit dem Rücken zum Tor stehend und schoss aus gut und gerne 22 Metern mit einem trockenen Linksschuss aus der Drehung ins rechte untere Eck ein (74.)! „Für ihn freut mich das am meisten. Musti hat heute mit den Unterschied ausgemacht.“ Was für ein Treffer – auch wenn Voß die Fingerspitzen noch im Spiel hatte! Die Uhlenhorster wirkten geschockt, hilf- und planlos. Fünf Zeigerumdrehungen vor dem Ende zirkelte Ramazanoglu zur Krönung noch einen Freistoß aus 25 Metern halblinker Position in den linken Knick – 4:2 Buxtehude! Der Drops war gelutscht – daran änderte auch Tunjic‘ Ehrentreffer mit dem Schlusspfiff nichts mehr (90. +2)!

„Wir haben die größere Willensstärke an den Tag gelegt“

Musti Karaaslan (r.) ließ sich auch von Florim Osmani (l.) nicht stoppen. Foto: KBS-Picture.de

Wie groß der Druck auf beide Mannschaften war, verdeutlichte Timmermann auf der anschließenden PK. „Ich habe mir den Wecker auf 7:15 Uhr gestellt, bin aber ab fünf Uhr gefühlte zehnmal wach geworden und habe ständig auf die Uhr geguckt. Mir war wichtig, dass wir nicht verkrampfen und dem Druck standhalten. Das ist uns gelungen! Ich habe bereits vor dem Spiel gesagt: Die Mannschaft, die die größere Willensstärke an den Tag legt, wird dieses Spiel gewinnen – und das waren wir.“ Sein Gegenüber konstatierte: „Wir sind natürlich tief enttäuscht. Mir war klar, dass die Mannschaft, die zeigt, dass sie unbedingt in der Oberliga spielen will, den Platz als Sieger verlässt. Das habe ich von meiner Mannschaft in der ersten Halbzeit – vor allem in den ersten 20 Minuten – nicht gesehen! Da waren wir viel zu passiv. In der Pause habe ich versucht, die Jungs wachzurütteln, was auch gelungen ist. Allerdings ist es schon fast bezeichnend für unsere Situation, dass wir es wieder schaffen, uns selbst nach dem 1:1 ins Hintertreffen zu bringen – und das durch unsere eigene Dummheit. Nach dem Ausgleich und der Roten Karte fehlten uns die Ruhe und die Cleverness. Beim 2:3 steht Karaaslan mit dem Rücken zum Tor und wir bekommen keinen Zugriff auf ihn.“ Der Matchwinner selbst sagte hinterher: „Wir waren unter Zugzwang und wussten, dass wir gewinnen müssen. In der kommenden Woche steht gegen Pinneberg das nächste Endspiel an. Aber wir glauben fest an uns und ich muss wirklich sagen, dass ich es unglaublich bemerkenswert finde, wie die Stimmung in der Truppe ist. Die Mannschaft gibt nie auf!“ Abschließend gab Smith zu Protokoll: „Unterm Strich hatten wir nicht die nötige Aggressivität wie Buxtehude und dann muss man auch damit leben können. Wir wollten um unseren letzten Strohhalm kämpfen und noch ist immer nichts verloren. Es sind noch 14 Spiele zu absolvieren und wir werden weiter um jeden Punkt kämpfen!“ Angesichts von neun Zählern Rückstand aufs rettende Ufer scheint das Unterfangen mehr als nur eine Herkules-Aufgabe zu werden. Insbesondere, wenn man diese 90 Minuten als Grundlage für eine große Aufholjagd nimmt…