Körner hier, Bene da – Sasel behält im „Overtime“-Krimi kühlen Kopf!

UH-Adler taktisch bärenstark

24. Juli 2016, 17:26 Uhr

Duellierten sich nicht nur beim Saseler 3:2: UH-Verteidiger Rico Mendrzik (l.) und TSV-Stürmer Sven Körner. Foto: noveski.com/Bode

Nach einer über weite Strecken äußerst überschaubaren ersten Spielhälfte hätte wohl kaum ein Anwesender mit solch einem Finish gerechnet! An der Beethovenstraße lieferten sich der SV Uhlenhorst-Adler und der klassenhöhere TSV Sasel einen 120-minütigen Pokalkrimi, in dem der Favorit zunächst wie der Triumphator nach regulärer Spielzeit aussah. Nach einem beinahe „Last-Minute-Ausgleich“ und anschließender Wende in der Verlängerung schien der „Underdog“ plötzlich mit einem Bein in der zweiten Runde zu stehen. Doch Sasel schlug zurück – und das nicht zuletzt dank des neuen Traumduos im Angriff!

Jubel über die Saseler Führung von Sven Körner (M.). Foto: noveski.com/Bode

Der Reihe nach: Die favorisierten Gäste begannen gut, ließen in gewohnter Manier den Ball und Gegner laufen, verloren aber nach guter Anfangs-Viertelstunde bei brütender Hitze ein wenig den Faden. Dennoch: Sven Körner hätte für eine Pausen-Führung sorgen können, wenn nicht gar müssen (7., 38.). Zudem hatte Daniel Lichy das 1:0 für den TSV auf dem Fuß, als UH-Keeper Robert Block bereits geschlagen war – doch Sven Drews den Einschlag verhinderte (42.). Ansonsten hielten die Hausherren gut dagegen und ließen defensiv nicht viel anbrennen. Das 0:0 nach 45 Minuten war alles andere als unverdient aus Sicht des künftigen Ost-Bezirksligisten. Im zweiten Abschnitt setzte auch die Elf von Neucoach Adriano Napoli in der Offensive immer mehr Akzente. Felix Dellert bekam jedoch nicht mehr genügend Druck hinter den Ball, so dass TSV-Fänger Maximilian Richter zupacken konnte (51.). Ansonsten wusste nun vor allem ein Akteur immer mehr zu gefallen: UH-Schlussman Robert Block. Der Torsteher parierte Lichys Kopfball (48.), Körners Volleyabnahme (53.) und insbesondere Adomats 20-Meter-Geschoss (63.) herausragend!

Bärenstarker Finkeldey zaubert UH in die Verlängerung

Der umjubelte Ausgleich kurz vor Schluss! Die Uhlen feiern ihren Schützen Tim Finkeldey (2. v. r.). Foto: noveski.com/Bode

Kurz darauf war aber auch der 28-Jährige geschlagen, als sich Adomat durchtankte und mit seinem Schussversuch hängen blieb. Der Ball rollte allerdings Körner vor die Füße, der dieses Mal eiskalt einschob – 0:1 (75.)! Der Bann war gebrochen und kaum einer zweifelte mehr daran, dass die Zankl-Schützlinge noch ins Straucheln kommen würden. Doch die „Uhlen“ legten eine ungeheure Moral an den Tag, kämpften und rackerten leidenschaftlich. Florian Simon verpasste den Ausgleich nach einem Eckball von Tim Finkeldey per Kopf nur knapp (81.). Und eben jener Finkeldey war es dann auch, der 120 Sekunden vor Ultimo für eine Verlängerung sorgte – und wie! Der Offensivakteur – gerade erst aus Hannover nach Hamburg gezogen – bekam die Kugel nach einem schlimmen Fehlpass von Yannik Reinke butterweich von Tim-Niklas Becker serviert. Was Finkeldey aus dieser Links-Flanke daraus machte, hatte schon ganz große Klasse: er pflückte das Leder aus der Luft, überloppte seinen Gegenspieler und schweißte die Pille aus elf Metern per Direktabnahme und mit Hilfe des rechten Innenpfostens zum großen Jubel der „Uhlen“ ein (88.)! Die reguläre Spielzeit war zwar schon abgelaufen, aufgrund kleinerer Unterbrechungen und einer verordneten Trinkpause legte der starke Referee Alexander Teuscher (SC Eilbek) allerdings noch einige Zeigerumdrehungen obendrauf. Und beinahe wäre der Außenseiter noch vor dem Abpfiff zum Erfolg gekommen: zunächst traf der eingewechselte Denis Witte das Spielgerät nicht voll, ehe Finkeldey mit seinem Freistoß am sicher zupackenden Richter scheiterte (90. +4). Verlängerung!

„BNS“ ackert, läuft, bereitet vor und trifft selbst

Eine schweißtreibende Angelegenheit - auch wenn man das Gefühl haben konnte, die Hitze würde Benedikt Neumann-Schirmbeck (v.) nur wenig ausmachen. Foto: noveski.com/Bode

Der 30-minütige Zuschlag begann mit einem richtigen Paukenschlag: Dustin Vespermann wollte links in den Strafraum rein und wurde von Zinselmeyer auf die Bretter geschickt – Elfmeter! Der famos aufspielende Finkeldey ließ sich diese Chance nicht entgehen und verwandelte staubtrocken zum 2:1 (94.)! Die große Überraschung schien zum Greifen nah zu sein – doch vor allem eine Person hatte etwas dagegen: Sasels neuer Torjäger Benedikt Neumann-Schirmbeck! Als es bei seinen Mitspielern mucksmäuschenstill wurde, krempelte der ehemalige TuRa-Bomber die Ärmel hoch, holte den Ball aus den Maschen und trieb das Spiel wieder an. Auch auf dem Platz setzte er die richtigen Signale – zum Beispiel in der ersten Halbzeit der Verlängerung, als er im Vollsprint einem Gegenspieler hinterher eilte und diesem mit einem fairen Tackling am eigenen Sechzehner den Ball abluchste. „BNS“ spulte ein – bei diesen Witterungen – schier unglaubliches Laufpensum ab und war fortan an jeder gefährlichen Aktion beteiligt.

Nach seinem Querpass, den Lukas Wenzel clever passieren ließ, hatte Körner völlig freie Schussbahn. Doch Block verhinderte mit einem unfassbaren Reflex den Ausgleich (100.). Block bockstark! Auf der Gegenseite hatte Simon nach einem Finkeldey-Eckball die Vorentscheidung auf dem Kopf – auf der Linie geklärt (101.). Dann: Körner von links auf Neumann-Schirmbeck, der uneigennützig noch einmal quer legte – „Joker“ Yannis Büge stellte auf 2:2 (104.)! Es folgte der „Knackpunkt“ oder auch die „spielentscheidende Szene“, wie UH-Coach Napoli hinterher befand. Aus über 25 Metern setzte Tim Finkeldey einen Freistoß an die Latte, den Abpraller bugsierte Sven Drews blank stehend übers Gebälk (112.). Im direkten Gegenzug bediente „BNS“ mit einem absoluten Traumpass den durchstartenden Körner, der sich mit Rico Mendrzik duellierte. Letztlich war es wohl der Uhlenhorster Verteidiger, der bei seinem Rettungsversuch per Grätsche den eigenen Keeper überwand – 3:2 Sasel (113.)! Und keine 60 Sekunden später machte der Hansa-Ligist den Deckel drauf: Büge mit der flachen Hereingabe von rechts, die der nimmermüde Neumann-Schirmbeck per Ausfallschritt über die Linie drückte (114.)! Die Entscheidung und gleichzeitig auch der Endstand in einem hintenraus qualitativ hochwertigen Fußballspiel.

„Es war von uns nicht überragend, aber gut“

Konnte trotz des Ausscheidens zufrieden mit seiner Mannschaft sein: UH-Trainer Adriano Napoli. Foto: noveski.com/Bode

„Das war schon extrem stark von unserer Seite“, konstatierte selbst Napoli trotz der Niederlage. „Am Ende ist es so, wie es passiert ist, ein bisschen unglücklich – vor allem mit dem Knackpunkt, dem dritten Tor. Kurz vorher haben wir die Riesenchance. Aber ein großes Kompliment an meine Jungs! Wir wissen, dass wir gute Fußballer in unseren Reihen haben, aber wenn man sieht, dass Sasel noch Spieler wie Zankl und Büge von der Bank bringen kann, dann ist das schon extrem stark.“ Abschließend fand er auch noch einige Worte zu Neuzugang Tim Finkeldey und „Teufelskerl“ Robert Block: „Der linke Fuß von Tim ist Extraklasse, da werden wir noch viel Freude dran haben. Und Robert war für mich heute der 'Man of the Match' – auch wenn wir verloren haben. Was der da rausgeholt hat, war unglaublich!“ Sein Gegenüber, Danny Zankl, gab zu Protokoll: „Dass es schwer werden würde, darauf waren wir vorbereitet. Der Gegner hat eine sehr erfahrene Mannschaft. Das hat man auch gesehen, denn Erfahrung hilft beim Verteidigen schon enorm. Deren Zentrum ist sehr ordentlich besetzt und taktisch waren sie auch gut eingestellt. Wir waren in einigen Aktionen zu unkonzentriert im Spielaufbau. Aber ich habe in der Pause auch gesagt: gegen eine gut verteidigende Mannschaft – ganz egal, welche Liga das ist – müssen sechs, sieben Aktionen im Strafraum reichen, um ein Tor zu machen. Es war von uns nicht überragend, aber gut.“

Obwohl man bei den Gegentoren „schöne Einladungen verteilt“ hat, wie Zankl meinte, hat man die Kurve doch noch bekommen. „Wir hatten sie eigentlich schon, der Gegner war tot. Dass bei Standards wenig zu holen sein wird, war uns klar. Aber wir sind jetzt weitergekommen, deshalb kann man sagen: es war das ideale Spiel für nächsten Sonntag, weil wir emotional und charakterlich an die Grenze gehen sowie gegen alle Widerstände und Rückschläge ankämpfen mussten. Natürlich tun die 120 Minuten weh, aber in meinen Augen ist so ein Spiel hilfreicher, als wenn du irgendwo 8:0 gewinnst. Ich bin nicht unzufrieden, bis auf ein paar einfache Fehler und ein wenig Naivität.“