Kordistos knipst: HEBC bezwingt Altona

2:1-Erfolg für den Landesligisten – AFC testet Pinarlik

29. Januar 2017, 18:28 Uhr

Doppelpacker: Kostas Kordistos freut sich mit Matthias Ebert. Foto: noveski.com

Überraschung auf dem Kunstrasen des Reinmüller-Sportplatzes: Im Testspiel gegen Altona 93 behielt der gastgebende HEBC die Oberhand. 2:1 hieß es am Ende zugunsten des Hammonia-Landesligisten, der in Kostas Kordistos den entscheidenden Mann in seinen Reihen hatte. Der Grieche traf doppelt gegen den Oberligisten, der mit Furkan Pinarlik einen Spieler aus der Regionalliga testete. 

Es lief gut für den HEBC. So gut, dass Trainer Marco Fagin sich gar nicht erst auf den Weg Richtung Kabine machte, um seinen Spielern Instruktionen für die zweiten 45 Minuten des Testspiels gegen Altona 93 mit auf den Weg zu geben. Der Coach zog vielmehr die Kälte auf dem Kunstrasen der Wärme der Kabine vor. Erst als seine Spieler knapp eine Viertelstunde später nach und nach wieder auf dem Feld eintrudelten, bewegte sich Fagin von der Außenlinie, an der er gestanden und ein längeres Gespräch geführt hatte, in die Mitte des Platzes, holte seine Jungs noch einmal zu sich und sagte ihnen einige Worte.

Milaim Buzhala trifft an seinem Geburtstag

Kordistos (li.) hat abgezogen. Gleich schlägt die Kugel zum 2:1 ein. Foto: noveski.com

Ob seine Jungs nicht richtig zugehört hatten, oder ob es schlicht daran lag, dass AFC-Coach Berkan Algan seinen Schützlingen in der Pause doch die etwas deutlicheren Worte gesagt hatte als Fagin – nach der Pause jedenfalls bekamen die Gastgeber so ihre Probleme mit den Altonaern, die nun doch mehr Spielanteile und auch die größeren Chancen für sich verbuchen konnten. Allein: der erfolgreiche Abschluss fehlte. Nach 72 Minuten war es Pablo Kunter, der das Tor des HEBC ansteuerte. Doch der Altonaer hatte seine Rechnung ohne Tino Nennhaus gemacht. Der Keeper der Hausherren fuhr seine Fuß aus und klärte den Schuss. Nur eine Zeigerumdrehung später hätte Chris Pfeifer für den AFC treffen können, doch auch er vergab. Vier Minuten vor dem Ende war denn erneut Kunter an einer gefährlichen Szene beteiligt: Altonas Nummer zwölf setzte sich auf der rechten Seite durch und flankte den Ball nach innen. Mit Nick Brisevac und Pfeifer lauerten dort im Strafraum gleich zwei potenzielle Abnehmer. Die beiden waren allerdings so eng zueinander positioniert, dass sie sich beim Versuch, den Ball Richtung Tor zu bugsieren, selbst im Weg standen. Damit blieb es beim 2:1-Erfolg für den HEBC.

Selbigen hatte dieser bereits vor dem Seitenwechsel klargemacht – und damit schon in der fünften Minute begonnen: Altona befand sich in der Vorwärtsbewegung, als Brisevac den Ball verlor. Kevin Franz schaltete am schnellsten, leitete die eroberte Kugel weiter auf Kostas Kordistos, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und die Kugel an AFC-Schlussmann Bojan Antunovic vorbeilegte. Die Antwort des AFC ließ allerdings nur zwei Minuten auf sich warten, dann kam Marco Schiavone auf der rechten Bahn an den Ball, trieb das Spielgerät ein paar Meter nach vorn, blickte schließlich einmal kurz auf und erspähte vor dem Tor Milaim Buzhala. Die Flanke kam an und Altonas Mann mit der Nummer sieben, der heute seinen 27. Geburtstag feiert, ließ Nennhaus im HEBC-Kasten aus kurzer Distanz keine Chance zur Abwehr.

Das Problem bei Pianrlik? Algan: „Furkan ist ein Regionalligaspieler, der in der Oberliga immer spielen müsste“

Bot eine stake Partie: Altonas Testspieler Furkan Pinarlik (Zweiter v. re.). Foto: noveski.com

Damit aber war der erste Durchgang natürlich noch lange nicht vorbei, doch anders als gegen Buzhala blieb Nennhaus in der nächsten nennenswerten Szene diesmal wieder der Sieger: Nach 18 Minuten parierte er einen Schuss von Furkan Pinarlik. Der 20-Jährige, zuletzt für die Reserve des FC St. Pauli am Ball, lief als Testspieler im AFC-Dress auf und machte seine Sache richtig gut. Immer wieder war Pinarlik vor allem nach der Pause auf der rechten Außenbahn ein belebendes Element und ließ seine Fähigkeiten aufblitzen. „Er hat sich bei uns empfohlen. Furkan ist ein sehr talentierter Spieler. Das Problem ist: Spieler in seiner Qualität haben wir viele. Das ist das einzige Manko. Wir haben Max Stolzenburg und Braima Balde, die beide heute nicht dabei waren, die auf dieser Position spielen können. Eigentlich müssten wir ihn verpflichten, aber Furkan ist ein Regionalligaspieler, der in der Oberliga immer spielen müsste. Mir würde das Herz bluten, wenn es nicht klappt, aber ich kann auch verstehen, wenn's nicht klappt. Wir werden heute oder morgen final mit Furkan reden. Er ist ein ganz sympathischer Junge“, sagte AFC-Coach Berkan Algan nach dem Spiel über den Testspieler.

Genau wie seine Teamkollegen konnte aber auch Pinarlik nicht verhindern, dass der HEBC noch vor dem Seitenwechsel erneut in Führung ging. Nachdem Kordistos beim ersten Treffer noch von rechts auf das Tor zusteuerte, war es beim zweiten Erfolgserlebnis des Griechen diesmal die linke Seite vorm Tor, auf der Kordistos die Kugel vor die Füße bekam. Der 25-Jährige fackelte nicht lange, sondern jagte die Kugel vielmehr direkt unter die Latte, von wo aus sie endgültig ins Netz sprang – 2:1 für die Lila-Weißen. Apropos Latte: Das Gestänge des Tores spielte auch auf der anderen Seite noch einmal eine Hauptrolle – allerdings stand sie dort einem Tor im Weg. Denn: Der Freistoß, den Nick Brisevac fünf Minute vor dem Ende des ersten Durchgangs aufs Tor brachte, krachte ans Gebälk und ins Feld zurück statt in die Maschen.

Algan: „Wir hatten nicht vor, jedes Testspiel deutlich zu gewinnen“

In den Weg gestellt: Maximilian Kopp (re.) versucht Nick Brisevac zu stören. Foto: noveski.com

„Wir haben gerade mal das zweite Testspiel absolviert und hatten nicht vor, jedes deutlich zu gewinnen“, konstatierte AFC-Trainer Berkan Algan nach dem Schlusspfiff, „ich wollte alle Spieler spielen lassen und auf verschiedenen Positionen mal durchtesten. Wir haben rotiert, weil zum Beispiel in der Innenverteidigung Sven Waldschmidt und Jan Novtony nicht dabei waren. Wichtig war, dass sich heute keiner verletzt. Die Jungs sollen so langsam wieder in die Wettkampfpraxis reinkommen – das ist uns gelungen.“ Seine Mannschaft sei, so Algan., „sehr homogen, gesund und fit. Natürlich haben wir gute Angriffe gefahren und hätten Tore schießen können – aber nicht müssen. Das ist ein Testspiel. Da war es wichtig, andere Dinge zu sehen: Es war eine gewisse Dominanz für uns da, uns ist die Entfaltung unseres Spiels gut gelungen und wir haben den Gegner kontrolliert. Klar haben die auch Chancen und machen schöne Tore.“

Auf die kam der AFC-Übungsleiter noch einmal gesondert zu sprechen. „Natürlich sieht das beim ersten Tor unglücklich aus. Aber: Wir haben mit einer Viererkette gespielt, in der Jakob Sachs, Waldschmidt und Novotny gefehlt haben. Clifford Aniteye muss zudem als linker Verteidiger ran. Neben ihm haben Justin Lübcke, Philipp Körner und Finn Rettstadt gespielt. Die haben in der Besetzung als Kette so nicht ein Mal auf dem Platz gestanden. Da ist es doch klar, dass das nicht direkt funktionieren kann. Selbst beim BVB mit Mats Hummels und Neven Subotic hat es unter Jürgen Klopp fünf, sechs Spiele gebraucht, bis die sich aneinander gewöhnt hatten. Auch beim HSV hätte aus Slobodan Rajkovic und Jeffrey Bruma eine gute Innenverteidigung werden können, wenn man ihnen Zeit gegeben und sie nicht direkt wieder zerpflückt hätte. Selbst die Viererkette, die heute bei uns gespielt hat, würde besser, wenn sie öfter zusammenspielt“, sagte Algan. Wichtig sei, „dass wir sehen, dass sich die jungen Spieler gut entwickeln. Justin ist noch A-Jugendspieler, Finn ist gerade aus der A-Jugend raus. Das sind riesige Talente.“ Sprach's und verschwand Richtung Kabine, wohin sich HEBC-Coach Marco Fagin anders als in der Pause längst verdrückt hatte. 


Jan Knötzsch