Oberliga

Last-Minute-Stark rettet Eisenbahn – aber: „Das fühlt sich wie eine Niederlage an!“

12. August 2023, 10:51 Uhr

Christian Stark (Mi.) rettete seinen Eisenbahnern in der vierten Minute der Nachspielzeit vom Punkt zumindest einen Zähler gegen Cordi. Foto: noveski.com

In etwas mehr als drei Jahren hinterließ Diamantis „Aki“ Cholevas bei Concordia Hamburg einen bleibenden Eindruck. Erst führte der Trainer-Vulkan den Hamburger Traditionsverein zurück in die Beletage, ehe er binnen kürzester Zeit einen echten Titel-Anwärter formte. Die damals aufkommenden Regionalliga-Ambitionen führten aber schließlich zum Bruch zwischen Trainer und Verein. Ganze sechseinhalb Jahre ist das nun her. Und erst jetzt ist der 54-Jährige wieder zurück auf der Trainerbank. Mit Oberliga-Neuling ETSV Hamburg verfolgt Cholevas ähnlich ehrgeizige Ziele – und bereits im dritten Saisonspiel kam es zur Rückkehr mit der „alten Liebe“ vom Bekkamp.

Eine Viertelstunde ist am Mittleren Landweg gespielt, als Muhamed Ajruli (li.) die Gäste von Concordia Hamburg mit 1:0 in Führung bringt und Elian Clasen keine Abwehrchance lässt. Foto: noveski.com

In der Halbzeit wurde es laut. Sehr laut sogar. Cholevas‘ Eisenbahner bekamen kein Bein auf den Platz und lagen nach Gegentoren von Muhamed Ajruli (15.) und Arbes Tahirsylaj (35.) gegen starke Concorden mit 0:2 im Hintertreffen. „Wir waren überhaupt nicht präsent und gar nicht auf dem Platz“, haderte ETSV-Manager Jassi Huremovic. „Fünf, sechs Spieler waren nicht anwesend.“ Hinzu kamen etliche Fehlpässe und Unzulänglichkeiten, die Cordi eiskalt bestrafte. Unmittelbar vor der Pause hauchte ausgerechnet Alexandar Mucunski den Hausherren neues Leben ein, als er einen ruhenden Ball zum Anschluss einköpfte (42.). Ausgerechnet deshalb, weil Mucunski einst unter Cholevas seine Blütezeit bei Cordi hatte und ihm nun an den Mittleren Landweg gefolgt ist.

Szillat verpasst Vorentscheidung, Cordi in Unterzahl

In der Halbzeit platzte der Trainer-Vulkan Aki Cholevas (Mi.), der mit der Leistung seiner Mannen überhaupt nicht einverstanden sein konnte. Foto: noveski.com

Was wäre wenn, werden sich die Cordi-Fans im Nachgang fragen – zumindest in Bezug auf eine Szene. Joel Osei Szillat tauchte urplötzlich völlig frei vor Elian Clasen auf, scheiterte aber an dessen Riesenreflex und verpasste das vermutlich vorentscheidende 3:1 für den Gast. „Da müssen wir froh sein, dass ‚Eli‘ den pariert hat“, gab Huremovic im Anschluss unumwunden zu. Die Runge-Rackerer verpassten es, den Deckel auf das Spiel zu setzen – und gerieten in der Schlussphase noch einmal unter Beschuss. Zisimos Dimakis sah nach zwei Vergehen an Vincent Boock die Ampelkarte (80.) und der ETSV warf noch einmal alles nach vorne. Unter anderem auch den Ex-Concorden Yannick Siemsen, der nun als Sturmspitze agierte.

Aber: Christian Stark fand per Kopf in Jan Hoffelner seinen Meister. Gleiches galt für Siemsen. Ein weiterer „Header“ von Hamajak Bojadgian senkte sich knapp über den Querbalken. Sage und schreibe sieben Minuten Nachschlag zeigte Referee Marvin Vogt (SV Börnsen) in einem sehr hektischen Spiel an. Und dann kam es, wie es kommen musste: Die Nachspielzeit lief, als Stark im gegnerischen Sechzehner im Duell mit Dennis Baffour zu Fall kam. Elfmeter! Der Gefoulte übernahm selbst, verwandelte sicher – und hatte es anschließend eilig (90. +4)!

"Fühlt sich eigentlich genauso bitter an, wie die Niederlage in Buchholz"

Das hätte die Vorentscheidung sein können - aber Joel Szillat (li.) blieb an Elian Clasen, der gerade so noch das Bein ranbekam, hängen. Foto: noveski.com

Doch zu mehr sollte es nicht reichen. Trotz des ganz späten Ausgleichstreffers machte Huremovic keinen Hehl daraus, dass sich der eine Punkt „wie eine Niederlage anfühlt. Am Ende muss man aber froh sein, dass man nach 0:2-Rückstand zumindest noch Unentschieden gespielt hat“, räumte er ein – und konstatierte: „In der zweiten Halbzeit haben wir zumindest im Ansatz gezeigt, dass wir doch Oberliga-Fußball spielen können. Dennoch fühlt sich das 2:2 eigentlich genauso bitter an, wie die Niederlage in Buchholz. Wir haben nicht einen Punkt gewonnen, sondern zwei verloren. Wenn du aber die Chancen nicht machst, darfst du dich nicht wundern, dass du nicht gewinnst. Und durch individuelle Fehler liegst du dann sogar zurück.“

"Das ist nicht mein Anspruch"

Elfmeter! Die entscheidende Szene in der Nachspielzeit: Dennis Baffour (li.) bringt Christian Stark zu Fall. Referee Vogt zeigt auf den Punkt - und Stark trifft. Foto: noveski.com

Im Endeffekt könne und müsse er „mit dem einen Punkt leben, aber mit dem Auftreten in der ersten Halbzeit kann ich nicht zufrieden sein“, so Huremovic. „Ohne arrogant oder von oben herab zu sein – aber das ist nicht mein Anspruch, dass du aus den beiden Spielen in Buchholz und gegen Cordi nur einen Punkt mitnimmst. Das ist nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, nimmt der Liga-Manager nun die Mannschaft in die Pflicht. „Die Jungs sind gefordert. Und Oberliga-Fußball ist eben etwas ganz anderes. Da gilt es, sich zu beweisen, zu behaupten und auf dem Platz zu zeigen, dass man andere Ziele hat“, sieht er sein Team dennoch auf einem insgesamt guten Weg.

Autor: Dennis Kormanjos