Locker, leicht und mit doppeltem Lipke: BU holt Kosova in Realität zurück

3:0 – Partie an der Dieselstraße schon vor der Pause entschieden

23. September 2016, 23:43 Uhr

Da dreht er jubelnd ab: Benjamin Lipke (li.) hatte mit zwei Treffern wesentlichen Anteil am BU-Sieg. Foto: Ismer

Eine Woche nach dem 2:1-Überraschungssieg im Heimspiel gegen die TuS Dassendorf musste Aufsteiger Klub Kosova auswärts beim HSV Barmbek-Uhlenhorst eine 0:3-Niederlage hinnehmen. Die Mannschaft von Trainer Thorsten Beyer, der aus gesundheitlichen Gründen fehlte und an der Seitenlinie durch Co-Trainer Ahmet Kücükler und Manager Arton Mazrekaj vertreten wurde, verlor zudem noch Torhüter Sebastian Menzel, der kurz vor dem Seitenwechsel nach einer Notbremse mit der Roten Karte bestraft wurde und vorzeitig vom Feld musste. 

Es bestand jede Menge Redebedarf in dieser 68. Minute des Spiels zwischen dem HSV Barmbek-Uhlenhorst und dem Klub Kosova. Auf dem Feld steckten Max Groenhagen, der Abwerchef der Gäste, und Abdul-Nafe Farahi die Köpfe zusammen und redeten aufeinander ein. Ein paar Meter weiter an der Seitenlinie beorderte Ahmedt Kücükler, diesmal in Abwesenheit des erkrankten Thorsten Beyer der „Chef" Muhamet Hodolli zu sich und instruierte dort den Außenverteidiger dann für die noch ausstehenden 20 Minuten der Partie.

Schluchtmann besorgt nach 24 Minuten die BU-Führung

Die freilich war zu diesem Zeitpunkt längst gelaufen. Mit 0:3 lag der Klub in diesem Moment im Hintertreffen, gestaltete letztlich aber immerhin die zweite Halbzeit mit einem 0:0-Unentschieden, wenn man so will. „In der zweiten Halbzeit", konstatierte auch „Aushilfscoach" Kücükler nach dem Spiel, „haben wir das ganz gut gemacht." Aber eben nur in der zweiten Hälfte.

Vor der Pause war derweil das Unheil über den Aufsteiger hereingebrochen, das Kosova schließlich nach dem 2:1-Erfolg der Vorwoche gegen die TuS Dassendorf auf den Boden der Realität zurückholte. Schon nach vier Minuten war Ivan Sa Borges Dju im Strafraum hochgestiegen und hatte mit seinem Kopfball das Ziel verfehlt. Auch Samuel Hosseini gelang es nicht, für die Führung der Hausherren zu besorgen, weil Sebastian Menzel seinen Freistoß entschärfte. Auch in der 17. Minute blieb Kosovas Keeper der Sieger, als Janis Korczanowski sich zwar gegen Vulnet Sinani behaupten konnte, dann jedoch damit leben musste, dass Menzel den Ball vor ihm sicher aufnehmen konnte.

In der 24. Minute aber war Menzel dann erstmals machtlos: Matthias Ribeau schlug den Ball aus der BU-Hälfte nach vorne auf die rechte Seite, wo Hagen Bastian das Spielgerät annahm und es in den Strafraum weiterleitete. Dort wiederum war Nico Schluchtmann zur Stelle und vollendete zum 1:0 für den Gastgeber. Noch vor der Pause hätte Schluchtmann auf 2:0 erhöhen können – bei seinem Schuss nach Vorarbeit von Janis Korczanowski gelang es den Gästen noch, irgendwie ein Abwehrbein dazwischen zu bringen und zu klären.   

Menzel stoppt Sa Borges Dju – und musst mit „Rot" runter

Keine Chance, an den Ball zu kommen: Kosovas Mazlum Oruk (re.) hat gegen Matthias Ribeau das Nachsehen. Foto: Ismer

Wer jedoch geglaubt hatte, BU würde mit einem knappen 1:0-Vorsprung in die Pause gehen, der sah sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: Die letzten Minuten des ersten Durchgangs hatten es noch einmal in sich: Ivan Sa Borges Dju spielte den Ball in der gefährlichen Zone vorm Kosova-Tor nach links weiter auf Nico Schluchtmann, der wiederum bediente noch etwas weiter links den heranstürmenden Benjamin Lipke – und nach 43 Minuten stand es 2:0 für BU. Doch auch das sollte es noch nicht gewesen sein.

Denn da war ja noch die Nachspielzeit der ersten Hälfte. In selbiger wurde Sa Borges Dju steil geschickt, Menzel eilte aus seinem Tor und rasselte kurz vor dem Strafraum mit BUs Stürmer zusammen. Beide Spieler blieben angeschlagen liegen und mussten behandelt werden. Doch die bange Frage auf der Kosova-Bank blieb: Was würde Referee Benjamin Stello tun? Schlieplich war Menzel in dieser Situation letzter Mann. Das sah auch der Unparteiische so und ahndete die Szene mit der Roten Karte für Menzel, nachdem dieser wieder auf den Beinen war. Kosova brachte Ersatzkeeper Adrian Mamudi – und der war gegen den aus dem Foul resultierenden Freistoß von Benjamin Lipke machtlos. 3:0 für BU (45.+3).

Im zweiten Durchgang spielte BU dann weiter munter nach vorne, ließ jedoch die notwendige Kaltschnäuzigkeit im Abschluss vermissen. „Wir hätten mindestens noch zwei weitere Treffer erzielen können", beschied BU-Coach Frank Pieper-von Valtier später, während Kosova-Manager Mazrekaj sogar der Meinung war, dass es auch „drei oder vier Treffer" hätten sein können. Dass die ausblieben, missfiel Pieper-von Valtier natürlich. „Wir müssen mit den Chancen in der zweiten Halbzeit einfach besser umgehen. Unser Engagement über 90 Minuten hat gestimmt. Wir haben keine Gelegenheit für den Gegner zugelassen. Natürlich wollten wir nachlegen", so der Übungsleiter der Hausherren, der angesichts dessen, dass keine der Chancen hochgradig zwingend war, aber konstatieren musste: „Es gab viele Bälle, die gut an und in den Strafraum gespielt wurden, wo es uns dann aber gefehlt hat..."

Kücükler sieht individuelle Fehler – Pieper-von Valtier kritisiert Chancenauswertung

Duell an der Strafraumgrenze: BU-Offensivmann Janis Korczanowski (li.) schirmt die Kugel gegen Kosovas Vulnet Sinani ab. Foto: ismer

Sein Gegenüber Ahmet Kücükler stellte nach dem Spiel zwar mit einem Grinsen und dem Blick auf die höheren Auswärtsniederlagen in Pinneberg (0:5) und Buchholz (0:4) zunächst fest, dass sich Kosova mit dem 0:3 an einen Auswärtserfolg „zumindest langsam näher heran robbt", gestand dann aber selbstredend ein: „Wir hatten uns etwas anderes erhofft. Die Niederlage ist ärgerlich und traurig. Wir machen zwei, drei individuelle Fehler – auch speziell die jungen Spieler", erklärte er, „für meinen Geschmack ist die Niederlage am Ende um ein, zwei Tore zu hoch ausgefallen." Der Knackpunkt seien, so Kücükler weiter, die Rote Karte für Sebastian Menzel und das anschließende Gegentor zum 0:3 gewesen.

„Es ist gar nicht in Worte zu fassen, wie sehr es uns trifft, dass er am nächsten Wochenende fehlt", wagte Kücükler einen Ausblick, während Menzel nach dem Spiel selbst zu Protokoll gab: „Die Rote Karte ist in Ordnung. Ich hätte sie auch gegeben. Dem Schiedsrichter blieb keine andere Möglichkeit, auch wenn ich stehen bleibe und Sa Borges Dju sicherlich auch zu einem gewissen Prozentsatz in mich rein läuft." Am kommenden Sonntag wird sich Kosovas Stammkeeper nun also mit der Zuschauerrolle zufrieden geben müssen, was jedoch der Zielsetzung von Ahmet Kücükler keinen Abbruch tut: „Osdorf ist einer der Gegner. gegen die wir uns behaupten müssen. Es wäre vermessen zu sagen, dass wir gegen teams wie BU oder Vicky punkten müssen. Gegen Osdorf dagegen schon."

Auch BU-Coach Frank Pieper von Valtier, am kommenden Freitag mit seinem Team beim SC Victoria zu Gast, blickte abschließend aufs große Ganze: „Wir haben jetzt drei Spiele gewonnen, zwei verloren und vier Mal unentschieden gespielt. Die vier Unentschieden sind zu viel, das liegt daran, dass wir nicht immer über 90 Minuten das geboten haben, was wir gegen Kosova gezeigt haben. Natürlich hat sich nach den Erfolgen der beiden vergangenen Spielzeiten die Erwartungshaltung von außen an uns erhöht, aber man darf auch nicht vergessen, dass die Liga in diesem Jahr ausgeglichener als in der Vorsaison ist. Es gibt keine Mannschaft wie Lurup, dafür aber starke Aufsteiger wie Kosova." Ein Lob, über das sie sich beim Klub sicher freuen, für das sie sich letztlich aber auch nichts kaufen können. Dafür war der BU-Sieg  auch dank des Doppeltorschützen Benjamin Lipke aus Sicht der Gäste eine Spur zu locker und leicht eingefahren worden...

Jan Knötzsch