Lohbrügge derzeit nur „Low"brügge: Wackelt Führer?

Nur zwei Punkte aus den letzten sechs Spielen

22. September 2016, 12:50 Uhr

Der Blick in der Tabelle geht für Andreas Führer und den VfL Lohbrügge derzeit eher nach unten als nach oben: Foto: noveski.com/Bode

Die Ausbeute ist mager. Ganze zwei Punkte holte der VfL Lohbrügge aus den letzten sechs Spielen. Statt, wie eigentlich erhofft, an der Tabellenspitze mitzumischen, kassierte die Elf unter anderem Niederlagen gegen Teams wie Elazig Spor, Barsbüttel oder zuletzt Bergedorf 85. „Unser Ziel ist in Gefahr“, gibt VfL-Sportdirektor Sven Schneppel entsprechend offen zu und erklärt, dass man sich am Binnenfeldredder „tiefgründige Gedanken“ mache: „Wir hinterfragen quasi das ganze Konstrukt." Auch die Mannschaft sucht nach Erklärungen für den Abwärtstrend. Der Trainer als schwächstes Glied der Kette steht (vorerst) aber wohl nicht zur Debatte.   

Die Antwort auf die Frage lässt nicht lange auf sich warten: Es gebe derzeit so einige, die ihn gerne sprechen wollen würden, sagt Sven Schneppel. Kein Wunder, ist die Lage beim VfL Lohbrügge doch derzeit nicht die aller rosigste – und selbst das ist eigentlich noch nett ausgedrückt. Im Grunde genommen ist die Lage für einen Verein, der mit seiner Mannschaft in der Landesliga Hansa ein Titelaspirant sein wollte, ernst. Ernst, nicht hoffnungslos – aber: Die Ausbeute mit acht Punkten aus acht Spielen, davon ganze zwei aus den letzten sechs Begegnungen, bringt eben Fragen mit sich. Intern ebenso wie extern.

Schneppel: „Zwei Punkte aus sechs Spielen treiben uns kein Lächeln ins Gesicht“

Offensiv zählt der VfL mit Javad Gurbanian (re.) zum Besten, was die Liga zu bieten hat, doch in der Defensivarbeit hakt es. Foto: noveski.com

„Natürlich machen wir uns tiefgründige Gedanken“, erklärt Schneppel, „man hinterfragt sich in so einer Situation selbst, stellt quasi das gesamte Konstrukt auf den Prüfstand. Man sieht sich die Transfers an, die einzelnen Positionen, auch die einzelnen Spiele und die Bereitschaft der Spieler.“ Die mageren zwei Punkte aus den letzten sechs Spielen, da macht Schneppel keinerlei Hehl draus, „treiben uns kein Lächeln ins Gesicht.“ Nein, sie sorgen vielmehr „für eine Analyse in allen Bereichen“, versichert der Lohbrügger Sportdirektor.

Dann also mal rein ins Geschehen! Da wäre die Sache mit der Defensive. Offensiv, daran besteht kein Zweifel, ist der VfL exzellent besetzt. Javad Gurbanian, Adrian Voigt, Marco Braesen, Agit Aydin oder Pascal Bäker zum Beispiel – das ist schon mit das Beste, was die Landesliga Hansa in vorderster Front zu bieten hat. Doch da gibt es ja noch das große „Aber“: „Wir fangen uns eine Flut an Gegentoren ein“, hat Schneppel erkannt, „wir müssen selbst immer mindestens drei bis vier Tore schießen, um zu gewinnen. Schön wäre, wenn auch mal ein oder zwei Treffer reichen.“

Die anfällige Defensive – eine Folge dessen, dass der VfL vor der Saison nach Expertenmeinungen in der Innenverteidigung nicht ausreichend nachrüstete? Von Schneppel kommt dazu ein klares „Nein“ als Antwort. „Unsere Abwehr ist nicht schlechter als die von Nettelnburg-Allermöhe oder Bramfeld“, erwidert der 43-Jährige, „außerdem bin ich der Meinung, dass Defensivarbeit vorne anfängt.“ 

Peters: „Die Rückwärtsbewegung im Mittelfeld stimmt nicht“

Macht sich seine Gedanken zum bisherigen Lohbrügger Abschneiden: Innenverteidiger Marcek Peters.

Eine Sichtweise, mit der der Sportdirektor bei Marcel Peters offene Türen einrennt. „Ich tue mich schwer damit, die derzeitige Negativserie daran festzumachen, dass uns vielleicht ein Innenverteidiger fehlt“, sagt der Mann aus dem VfL-Abwehrzentrum, „klar: Mit mir und Jonas Kuschel gibt es nur zwei gelernte Innenverteidiger im Kader, doch auch Pascal Asante-Sefa oder David Özcerkes können auf dieser Position spielen. Wir waren hinten sicher nicht fehlerfrei, aber: Die Rückwärtsbewegung im Mittelfeld stimmt nicht!“

„Wir gestatten dem Gegner zu viele Hochkaräter“, nimmt Schneppel („Wir hätten gerne einen weiteren Innenverteidiger mit Leader-Qualitäten gehabt, aber es ließ sich aus diversen Gründen nicht realisieren“) diesen Ball noch einmal auf. Dies sei auch in der intensiven Nachbereitung mit Trainer Andreas Führer und Manager Alex Dartsinis angesprochen worden: „Die Aufgabe, das zu ändern, gilt es von Team und Trainer umzusetzen.“ In den Gesprächen habe man, so Schneppel, auch versucht, „Führer zu supporten und ihm Tipps mitzugeben. Das heißt aber nicht, dass wir ihm reinquatschen.“  

Zu wenig Rückendeckung fürs Team? Schneppel: „Das Vertrauen ist weiterhin da"

Kritische interne Analyse, aber keine offizielle Aussage zum Trainer: VfL-Sportdirektor Sven Schneppel. Foto: noveski.com

Oder doch? „Ich weiß nicht, wie zufrieden das Management mit dem Trainer ist. Der eine oder andere wird es sich anders vorgestellt haben“, konstatiert Peters, der nach eigenem Bekunden den Eindruck hat, dass „einige Inhalte im Training von Seiten des Managements kamen.“ 

Liegt hier also Erklärungsansatz Nummer zwei: Stimmt es zwischen Team und sportlicher Führung nicht? „Das Vertrauen in die Mannschaft ist nach wie vor da. Aber wir müssen einfach auch Fragen wie die stellen, warum wir zum Beispiel gegen Elazig oder Barsbüttel gepunktet haben“, verdeutlich Schneppel. Die Mannschaft wiederum, so sagt Peters, „vermisst etwas Rückendeckung vom Management.“ Und in Sachen Trainer? „Im Moment sind die Köpfe wegen der Situation unten und gehen bei weiteren Nackenschlägen noch weiter nach unten. Aber: Wir haben ein Ziel und das wollen wir mit Andreas erreichen“, erklärt Peters.

Schneppel: „Wenn wir jetzt nicht punkten, sind wir meilenweit von der Spitze entfernt“

„Die Mannschaft will die Ziele mit dem Trainer erreichen", sagt Marcel Peters (Mi.) zur Zusammenarbeit mit Andreas Führer. Foto: noveski.com

Schneppel schweigt derweil zur Frage, ob und wie sicher der Lohbrügger Coach nach den letzten Wochen, die aus VfL-Sicht zweifellos eher „low“ waren, was die Erfolge angeht, noch in seinem Sattel sitzt. „Spekulationen bringen keinem was“, so Schneppel. Die Frage aber, dazu muss man kein Prophet sein, steht allein schon angesichts der Konstellation, dass Führer mit Schneppel ein Sportdirektor zur Seite steht, der selbst Trainer war, im Raum. 

Fakt ist: Führer muss liefern. In den kommenden vier Spielen warten Nettelnburg-Allermöhe, Hamm, Meiendorf und Condor II. Neun Punkte aus diesen Begegnungen dürften eine realistische Zielsetzung sein. Oder wie Schneppel es ausdrückt: „Wenn wir jetzt nicht punkten, sind wir meilenweit von der Spitze entfernt. Wir sehen uns vom Potenzial her im oberen Drittel, nicht schlechter als in der letzten Saison. Dieses Ziel ist gefährdet.“ Bleiben die Erfolge aus, gilt der Status  „gefährdet" wohl auch für Führer, der derzeit weiter auf die Zugänge Bryan Bultmann (Flüssigkeit im Sprunggelenk) und Sandro Schraub (Blessur im Knie, bisher keine genaue Diagnose) verzichten muss.

Jan Knötzsch