Mit einem blauen Auge – Lastros Rücken ist Dassendorfs Glück!

Meister muss bei Elazig Spor über 120 Minuten gehen

11. August 2015, 23:21 Uhr

Mit seinem Tor in der Verlängerung avancvierte Sven Möller zum Matchwinner. Foto: noveski.com

Der ASV Hamburg und Dersimspor ließen grüßen – die TuS Dassendorf ging gewarnt in das Drittrunden-Duell im Oddset-Pokal beim Landesliga-Neuling FC Elazig Spor. Die Vorzeichen an einem Dienstagabend, auf roter Asche an der Wendenstraße, erinnerten ein wenig an die „Pokal-Knockouts“ der letzten beiden Jahre – auch wenn diese jeweils auf Kunstrasen zustande kamen. „Ein wiederkehrendes Déjà-vu, mit dem man erst einmal umgehen können muss“, gab Coach Jan Schönteich nach der Partie zu Protokoll.

Deniz Herber traf auf seinen Ex-Club aus Dassendorf. Foto: noveski.com

Die Warnungen waren allgegenwertig und Dassendorf von Anfang an präsent. Doch der Schlendrian und die eine oder andere äußerst fragwürdige – phasenweise schon kuriose – Entscheidung des Schiedsrichtergespanns um Murat Yilmaz (FC Türkiye) ließen das Spiel kippen und äußerst spannend werden. Letztlich ging es über die vollen 120 Minuten, in denen die TuS und insbesondere Eric Agyemang zahlreiche allerbeste Tormöglichkeiten teilweise äußerst fahrlässig vergaben. Aber der Reihe nach: die erste gute Gelegenheit hatten nicht etwa die hoch favorisierten Gäste, sondern das Heimteam in Person von Youness Sbou, dessen 18-Meter-Schuss nur ganz knapp am linken unteren Toreck vorbei rauschte (11.). Zuvor war Dassendorfs Kapitän Adam Hamdan im Glück, als er den Ball zunächst leichtfertig vertändelte, dann als letzter Mann den ehemaligen „Wendelwegler“, Deniz Herber, zu Boden beförderte und dafür „nur“ Gelb sah. Eine durchaus vertretbare Entscheidung, da der Winkel zum Tor für Herber relativ spitz wurde.

Elfer oder nicht? – Tor: Ja oder Nein?

In der 17. Spielminute bekamen die dominierenden Schönteich-Mannen einen Elfmeter zugesprochen, der nicht gerade mit dem Prädikat „glasklar“ versehen werden kann: Pascal Nägele stieg exakt an der Strafraumgrenze zum Kopfball hoch und wurde dabei in der Luft vom ebenfalls aufsteigenden Elazig-„Capitano“ Ramazan Güler recht rabiat an der Brust getroffen – allerdings waren Arme angelegt und auch die Füße spielten hier keine Rolle. Wie dem auch sei: Yilmaz zeigte auf den Punkt und selbst Elazigs Übungsleiter Ayhan Türkkan sprach hinterher von einer „vertretbaren Entscheidung“. Eric Agyemang ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte souverän zum 1:0 für den Favoriten! Anschließend parierte Boris Lastro ein 25-Meter-Geschoss des wenige Augenblicke zuvor für den verletzten Amando Aust eingewechselten Seyhmus Atug zur Ecke (21.), ehe Adrian Voigt ebenfalls aus der Distanz einfach mal draufhielt und mit seinem Hammer die Unterkante der Latte traf (28.). Beobachter, die hinter dem Tor standen, wähnten den Ball beim Herunterkommen „einen halben Meter hinter der Linie“. Tatsächlich ließ die schräge Flugbahn des Balles ganz stark auf einen Torerfolg hindeuten – die Fahne des Assistenten blieb jedoch unten, auch Yilmaz machte keine Anstalten, auf Tor zu entscheiden.

Offenbarte im Torabschluss ungeahnte Schwächen: Eric Agyemang. Foto: noveski.com

So kam es, dass die Mannen von der Wendenstraße plötzlich und nun wirklich aus dem Nichts zurück im Spiel waren. Erneut spielte der Unparteiische keine unwesentliche Rolle. Nach einer Sbou-Ecke von rechts soll die Kugel dem klärenden Nägele an die Hand gesprungen sein. Die Dassendorfer Bank konnte es kaum fassen, ging von einer „Konzessionsentscheidung“ aufgrund des ersten zweifelhaften Elfmeters auf der anderen Seite aus. „Übeltäter“ Nägele guckte erst völlig verdutzt, verzog dann aber keine Mine mehr und schien den Pfiff zu akzeptieren. Ein Schuldeingeständnis? Der Ex-Dassendorfer Fatih Gürel übernahm die Verantwortung und traf ins linke untere Eck zum überraschenden Ausgleich (31.)!

Agyemang versemmelt Großchance um Großchance

Gegen Ende der ersten und zu Beginn der zweiten Hälfte erspielte sich Dassendorf einige gute Einschusschancen. Der Ball wollte aber nicht rein und so war plötzlich Massiullah Abdullah auf der anderen Seite auf und davon – doch der insgesamt bärenstarke „Youngster“ Mark Brudler kochte den Routinier in glänzender Manier noch ab (69.). Elazig Spor wurde nun mutiger, während die Gäste so langsam ihren Faden zu verlieren schienen. Doch dann: Nägele behauptete sich auf links, scharfe Hereingabe auf den ersten Pfosten, wo Voigt seinem Gegenspieler enteilte und im Fallen zum 2:1 für die TuS einschoss (72.)! Was der Favorit dann an Möglichkeiten der Kategorie „Den muss er machen“ liegen ließ, war schon teilweise aberwitzig. Insbesondere „Tormaschine“ Agyemang tat sich hierbei hervor (39., 42., 84., 85.)! Und urplötzlich: Gürel auf Herber, dieser wollte den herauseilenden Hebbeler überloppen und wurde dabei vom jungen Schlussmann zu Fall gebracht – Elfmeter! Erneut bewies Gürel Nerven aus Drahtseilen und schickte den Keeper ins falsche Eck – 2:2 mit dem Schlusspfiff (90.)!

„Mit der Chancenverwertung ganz und gar nicht einverstanden“

Adrian Voigt erzielte sein erstes Pflichtspieltor für die TuS. Foto: noveski.com

Die Dassendorfer Verantwortlichen trauten ihren Augen kaum. „Das haben wir uns selbst zuzuschreiben“, brachte Schönteich im Kreis vor der nun anstehenden Verlängerung zum Ausdruck. Diese begann der „Double-Meister“ mit dem wiederkehrenden nötigen ernst. Sechs Zeigerumdrehungen waren vorüber, als sich Sven Möller irgendwie durch wurschtelte, den erforderlichen Willen an den Tag legte und aus 18 Metern mit links abzog. Das Spielgerät klatschte an die Latte und kullerte beim Herunterfallen vom Rücken Boris Lastros über die Linie – 3:2 TuS (96.)! Nachdem Eric Agyemang weitere Großchancen verstolperte hatte Abdullah in Minute 105 freie Bahn, war bereits an Hebbeler vorbei und köpfte den Ball aus drei Metern ein. Oder doch nicht? Nein! Denn Finn Thomas kratzte das Leder, dem Abdullah zu wenig Druck gab, noch spektakulär von der Linie! Schlussendlich blieb es beim 3:2 für den Favoriten und Schönteich zeigte sich trotz des knappen Ausgangs zufrieden. „Ganz ehrlich: es gibt nicht wirklich viel zu Meckern. Wir hatten das Spiel komplett im Griff, können nur mit unserer Chancenverwertung ganz und gar nicht zufrieden sein. Hinzu kam, dass hier einige unglaublich interessante Schiedsrichterentscheidungen dabei waren, die nicht gerade zu unseren Gunsten ausfielen.“ Sein Gegenüber, Ayhan Türkkan, war mit Recht stolz auf seine Truppe: „Der Mannschaft kann man überhaupt keine Vorwürfe machen. Sie haben alles gegeben und eine tolle Moral an den Tag gelegt. Ich denke, dass kein großer Klassenunterschied zu erkenn war.“

Der ganze LIVE-Ticker zum Spiel: