Mit Köpfchen: Novotny beschenkt Altona vor der Weihnachtsfeier

1:0-Erfolg erster AFC-Sieg seit 15 Jahren in Dassendorf

26. November 2016, 18:12 Uhr

Altonas Spieler bejubeln den Treffer durch Jan Novotny (verdeckt) zum 1:0 für die Gäste. Foto: noveski.com/Bode

Altona 93 bleibt in der Oberliga auch weiterhin auf den Fersen von Spitzenreiter Concordia. Im Auswärtsspiel bei der TuS Dassendorf feierte die Mannschaft von Trainer Berkan Algan einen knappen 1:0-Erfolg. Der einzige Treffer des Spiels resultierte aus einer Standardsituation. „Das war der entscheidende Fehler“, ärgerte sich Dassendorfs Trainer Thomas Hoffmann nach der Begegnung, während Algan und seine Schützlinge den Wendelweg mit idealer Stimmung in Richtung Hafen verließen...

Andreas Klobedanz spannte seinen ganzen Leib an. Dann bewegte er urplötzlich seinen Oberkörper nach vorne und deutete einen Kopfball an. Ein Mal, zwei Mal. Was die Szene sagen sollte, war klar: So hättet das aussehen müssen. So und nicht anders. Doch irgendwann in dieser Schlussphase hatten es die Spieler von Altona 93 anders als ihr Manager an der Seitenlinie gemacht – und die Chance für die Gäste im Spiel bei der TuS Dassendorf war dahin. Doch dazu später mehr. Klobedanz hatte schließlich oft genug angedeutet, wie der Kopfball druckvoller und vielleicht auch präziser aufs Tor gekommen wäre, als er Berkan Algan an den Schultern packte und ihn einige Sekunden schüttelte. So als ob der AFC-Coach ähnlich wie die Spieler auf dem Rasen auch nochmal einen Kick Motivation gebraucht hätten. Doch Algan war da als Motivator, Taktiker und Kritiker an der Linie längst in Höchstform. Nur die Sache mit der mangelnden Torausbeute, die gefiel auch dem 39-Jährigen nicht. „Das ist zwar nicht mein Wetter, aber ich hätte hier schon drei Treffer gemacht“, hatte Algan Minuten zuvor in seiner Coaching-Zone lächelnd erklärt.

Standard bringt die Entscheidung: Freistoß, Kopfball – Tor!

Lufthoheit: Torschütze Jan Novotny (hi.) steigt höher als Dassendorfs Onur Akdogan. Foto: noveski.com/Bode

Drei Treffer sollten seinen Mannen an diesem Nachmittag am Wendelweg nicht glücken. Und so traf Algans Resümee im Teamkreis nach dem Abpfiff zu. „Wir müssen in der zweiten Hälfte die Konter besser zuende spielen“, gab der Coach seinen Schützlingen in einer wahrlich kurzen Ansprache mit auf den Weg und sprach von „einem verdienten Sieg.“ Und dann löste sich die Anspannung der Gäste, die in der Schlussphase etliche brenzlige Momente überstehen mussten, weil die Hausherren nach vorne drückten, es jedoch immer wieder gelang, irgendwie im letzten Augenblick noch ein AFC-Abwehrbein in den Weg zu bekommen: Die AFC-Spieler sangen, sprangen und hüpften – und Berkan Algan erklärte generös: „Jetzt zählt nur noch die Weihnachtsfeier.“ Dass die Altonaer letztlich mit viel Wohlwollen in selbige starten konnten, lag an Jan Novotny und dem, was in der 39. Minute des Spiels vor den 274 Zuschauern auf dem Rasen am Wendelweg passierte.

Und das sah wie folgt aus: Nick Brisevac trat von der linken Altonaer Außenbahn einen Freistoß vor das Gehäuse der Dassendorfer. Kein einziger der Akteur der Hausherren fühlte sich berufen, Novotny zu attackieren. Brisevac' Freistoß landete aber ausgerechnet bei eben jenem Novotny, der hochgestiegen war und den Ball mittig aus sieben Metern über TuS-Torsteher Frederic Böse in die Maschen köpfte. Böse und seine Teamkollegen schauten bedröppelt drein, Novotny verschwand inmitten der Juebltraube, zu der nahezu alle Feldspieler in den Dassendorfer Strafraum geeilt waren, nachdem das Spielgerät Sekunden zuvor im Netz gelandet war. An der Seitenlinie lagen sich derweil die Herren Algan und Klobedanz freudig in den Armen. So, wie es eine Halbzeitpause und etwas mehr als 45 Minuten später beim Schlusspfiff von Referee Christian Okun (Bahrenfelder SV) erneut der Fall sein sollte.

Grubba mit starker Reaktion gegen von Walsleben-Schied

Altonas Dennis Thiessen (NUmmer 31) rutscht Richtung Ball, der Dassendorfer Seyhmus Atug versucht zu klären. Foto: noveski.com/Bode

Vor den beiden Gehäusen hatte das Spiel, was Torraumszenen anging, bis zum 1:0 für den AFC nicht viel hergegeben. Und wenn, dann mit einem leichten Vorteil für den Gast. Der hätte bereits nach zehn Minuten in Führung gehen können: Pablo Kunter, der nach 38 Minuten schließlich mit einer Hüftprellung rausmusste und bis dahin einer der aktivsten Altonaer gewesen war, setzte sich auf links durch und flankte vors Gehäuse der Gastgeber, wo Brisevac an der schwarfen Hereingabe vorbei rutschte (10.). Dassendorfs Bemühungen nach vorn blieben blass. Zwar wurde es nach 14 Minuten gefährlich, als AFC-Keeper Grubba nach einem schwachen Rückpass eines Mitspielers von Kristof Kurczynski angelaufen wurde, doch der Dassendorfer konnte das runde Leder nicht unter Kontrolle bringen und die Kugel ging am Tor vorbei. Auf der anderen Seite gab es derweil noch vor dem 1:0 für die Algan-Equipe einen Moment, der ähnlich aussah, wie die Szene aus der zehnten Minute: Diesmal brachte Braima Baldé das Spielgerät von rechts scharf vor den Kasten, wo Dennis Thiessen den Ball nicht kontrollieren konnte und Brisevac schließlich keine Chance mehr hatte, die Kugel nach Thiessens missglücktem Versuch noch zu erreichen.

Nach dem Seitenwechsel kam Dassendorf mit etwas mehr Druck aus der Kabine. Die Konsequenz: eine richtig gute Gelegenheit durch Marcel von Walsleben-Schied. Der Ex-Profi, in der Vorwoche gegen Concordia noch Schütze eines herrlichen Tores, suchte aus kurzer Distanz den Abschluss, doch mit einer starken Reaktion machte Grubba im AFC-Kasten diese Gelegenheit zunichte (51.). In der Folgezeit wurde es hier und da etwas hitzigiger. Dassendorf mühte sich, fand jedoch keinen Weg nach vorne, der zielstrebig genug war, sich zumindest noch einen Zähler zu sichern. Altona 93 lauerte derweil auf den einen, entscheidenden Konter, um den Stich zum 2:0 zu setzen. Dass jener Treffer nicht mehr gelang, lag unter anderem auch daran, dass Baldé in der 81. Minute nach Brisevac' Flanke in der Mitte heran rauschte, das Leder per Kopf aber nicht richtig traf. Jene Szene, nach der AFC-Manager Klobedanz an der Seitenlinie vormachte, wie Altonas Mann mit der Nummer 24 es vielleicht hätte besser machen können.

Hoffmann: „Wir hätten Altona die Feier gerne ein bisschen versaut“

Ärgerlich: Trotz guter zweiter Halbzeit standen Finn Thomas und die TuS Dassendorf am Ende mit leere Händen da. Foto: noveski.com/Bode

Knappe zehn Minuten später waren dann aber auch Baldés misslungener Kopfball und „Klobes“ Vorführungkünste egal. Der erste Sieg des AFC in Dassendorf seit dem 7. Oktober 2001 war perfekt. Kurios: Damals wie heute war die TuS auf heimischem Platz bis zu diesem Moment in der Saison ungeschlagen gewesen. „Das war ein schöner Sieg für uns beim Meister. Wir wussten, dass Dassendorf eine hohe Qualität hat und uns hier nichts geschenkt wird,“ freute sich Altonas Coach Berkan Algan und bedankte sich bei der TuS, „dass wir jetzt so gute Stimmung haben. Wir wollten unbedingt gewinnen. Das haben wir geschafft.“ Nun, so Algan vor der Abfahrt Richtung AFC-Weihnachtsfeier im „Lust auf Italien“ im Hamburger Hafen, „wird gefeiert.“ Zurecht, wie der Coach befand: „Meine Mannschaft hat taktisch gut gespielt, viele Wege gemacht und gute Zweikämpfe geführt. Insbesondere das Pressing war sehr gut. So haben wir kaum Torchancen zugelassen.“

Auf der anderen Seite war Thomas Hoffmann alles andere als erfreut. „Das haben wir nicht absichtlich gemacht. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir Euch die Weihnachtsfeier gerne ein bisschen versaut“, erwiderte der TuS-Coach seinem Widerpart Algan. Seine Elf habe, so Hoffmann, „das Spiel in der ersten Halbzeit verloren, als Altona uns schon im Spielaufbau unterbunden hat. Da sind wir überhaupt nicht kontrolliert nach vorne gekommen, hatten keine spielerische Lösung und mussten viele lange Bälle spielen.“ Nach der Pause hingegen, so Hoffmanns Einschätzung, „haben wir ein hervorragendes Spiel gemacht und Altona hinten reingedrückt. Aber es sollte einfach nicht sein. Wir verlieren das Spiel durch eine Standardsituation – das war der entscheidende Fehler. Aufgrund der zweiten Halbzeit kann ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen. Wenn wir das weiter so auf den Platz kriegen, dann werden wir noch eine Menge Punkte einfahren.“

Jan Knötzsch