LOTTO-Pokal

Mit „vielen Freiheiten“, einem zweifachen „verlängerten Arm“ und „verrückten Sachen“ in die nächste Runde!

03. Oktober 2023, 18:38 Uhr

Gedion Wedemeyer (re.) - hier gegen Sid Ziskin - zeigte eine ganz starke Leistung für den ETSV Hamburg. Foto: Maurice Herzog

Zu Beginn der Saison hat er im „Star-Ensemble“ des ETSV Hamburg noch keine allzu große und vor allem entscheidende Rolle gespielt. Aber schon am vergangenen Wochenende deutete Gedion Wedemeyer beim 3:0-Auswärtssieg der Eisenbahner in Rugenbergen an, wozu er imstande ist. Keine sieben Minuten nach seiner Einwechslung habe er in „überragender“ Art und Weise „zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt“, wie Interimstrainer Matthias Märtens befand, das vorentscheidende 2:0 erzielt. Der Lohn: Im Pokalspiel bei HT 16, einem echten Stolperstein, durfte der vom TuS Osdorf gekommene Offensiv-Allrounder von Beginn an ran.

Emrah Ates (li.) hatte die große Führungschance, scheiterte aber an ETSV-Fänger Tom Schmidt. Foto: Maurice Herzog

„Wir haben uns von vornherein sehr gefreut, dass er da ist, weil wir gesehen haben, was für ein Potenzial in ihm steckt“, so Märtens. „Wir wollten ihn so ein bisschen an die Härte ranführen und nicht gleich verbrennen.“ Und Gedion Wedemeyer dankte dem neuen Gespann mit einer starken Leistung für das Vertrauen: „Heute war er absolut einer der besten Männer auf dem Platz, hat fast jeden Zweikampf in der Offensive gewonnen und ganz verrückte Sachen, wo der Gegner überhaupt nicht weiß, wo vorne und hinten ist, gemacht“, lobhudelte Märtens den Youngster.

Dass der aktuelle Tabellenführer der Landesliga Hansa letztlich nicht der mögliche Stolperstein wurde, lag einerseits daran, dass ETSV-Keeper Tom Schmidt in der Anfangsphase die Führung für die Hausherren verhinderte und gegen Emrah Ates, der allerdings auch ziemlich schwach abschloss, parierte (6.). Andererseits trug eben auch ein gewisser Gedion Wedemeyer dazu bei. Mit einem Antritt über links war er nicht mehr zu halten und ermöglichte Marcel Andrijanic, dem „verlängerten Arm auf dem Platz“, das 1:0 für die Eisenbahner (25.).

"Solche Tore haben wir bisher noch gar nicht bekommen"

Marcel Andrijanic (li.) bejubelt den Führungstreffer und dankt Vorbereiter Gedion Wedemeyer (nicht im Bild) für den perfekten Assist. Foto: Maurice Herzog

Fraglich, ob HT-Keeper Faruk Müller in jener Szene die Hereingabe entschlossener hätte abfangen können. Fakt ist aber, dass der Schlussmann des Hansa-Landesligisten zu Beginn der zweiten Halbzeit keine glückliche Figur abgab. Dass Hakim Adams sein Anspiel unmittelbar nach Wiederanpfiff derart leichtfertig vertändelte, so dass Christian Stark mit einem satten Abschluss an die Unterkante der Latte erhöhte – dafür konnte Müller zweifelsfrei noch nichts (46.)! Doch nur wenige Augenblicke später ließ er einen Andrijanic-Freistoß aus 23 Metern halblinker Position – genau in die Mitte des Tores – einfach passieren (50.). Statt einfach beide Arme hochzunehmen und den Ball wegzuboxen, flog Müller spektakulär und riss nur vergeblich den linken Arm hoch.

„Solche Tore haben wir in dieser Saison eigentlich noch gar nicht bekommen. Und jetzt gleich zwei in einem Spiel. Wir müssen das jetzt abhaken und das Augenmerkt auf die Liga werfen“, richtete HT 16-Trainer Erdinc Örün den Blick bereits nach vorne und auf die Liga. Denn in der vierten Pokalrunde gab es gegen wiedererstarkte Eisenbahner am Ende nichts zu holen. Mit dem Doppelschlag nach der Pause war die Partie entschieden – und der Oberligist hätte am Ende sogar noch nachlegen können.

"Wir haben unseren Matchplan umgesetzt"

Gedion Wedemeyer (li.) herzt Christian Stark nach dessen Strahl unter die Latte kurz nach Wiederanpfiff zum vorentscheidenden 2:0. Foto: Maurice Herzog

„Wir sind schon sehr fokussiert aus dem Rugenbergen-Spiel rausgegangen und wussten genau, was gut lief, was wir aber auch liegen gelassen haben und noch besser hätten machen können“, sprach Märtens vor allem auf die Zielstrebigkeit vor dem Tor an. „Wir wussten, dass das ein guter Gegner ist. Aber auch, dass wir individuell die höhere Qualität haben und wenn wir das, was wir im Training und gegen Rugenbergen abgerufen haben, auch heute abrufen, dass wir dann eine Runde weiterkommen werden. Wir haben unseren Matchplan umgesetzt, sind in die Zweikämpfe gekommen, haben wichtige Zweikämpfe gewonnen und zur rechten Zeit die Tore gemacht. Es war wieder Luft nach oben für noch mehr Tore. Aber da kommen wir nach und nach hin.“

"Lassen den Jungs sehr viele Freiheiten"

HT 16-Leader Gökhan Iscan (Mi.) mit vollem Einsatz im Kampf um den Ball. Zur Pokal-Überraschung reichte es letztlich nicht. Foto: Maurice Herzog

Nach den unruhigen Tagen und dem Trainerwechsel am Mittleren Landweg läuft es nun auch ergebnistechnisch. „Das kann man so unterschreiben. Das liegt aber daran, dass die Jungs voll Bock haben und auch so ein bisschen freigelassen sind.“ Was Märtens damit genau meint: „Wir lassen ihnen im letzten Drittel sehr viele Freiheiten. Wir wollen schnell nach vorne spielen. Denn das gibt unsere Mannschaft her. Wir haben ein überragendes Zentrum und jeder nimmt seine Rolle an. Das ist der verdiente Lohn. Das war schon sehr gut – und so wollen wir weitermachen.“

Als „sehr ärgerlich“ empfand unterdessen „Eddy“ Örün das Zustandekommen des Ausscheidens. „Wer hier war, der hat gesehen, dass wir gut mitgehalten haben, in der ersten Halbzeit sogar mehr Chancen hatten. Nur den letzten Ball haben wir nicht konsequent genug gespielt. Aber ich kann den Jungs in der ersten Halbzeit überhaupt nichts vorwerfen von der Einstellung. In der zweiten Halbzeit war das eine 180 Grad-Wendung. Wir haben wenig agiert, den Gegner spielen lassen – und natürlich hat der ETSV die individuelle Klasse, um den Ball laufen zu lassen.“ Insbesondere nach dem schnellen Doppelschlag…

Autor: Dennis Kormanjos