Regionalliga Nord
Nach „Reibungen“ und „Tacheles“ – ETV feiert „wahnsinnigen Brustlöser“ bei Aufstiegsaspirant!
Nach ewig langer Durstrecke bejubelt der Eimsbütteler TV nicht nur zwei geschossene Tore, sondern auch den 2:1-Sieg bei Austiegsaspirant Phönix Lübeck. Foto: noveski.com
Haris Hyseni (Mi.) lässt dem Ex-Lübecker Abou Fofana im Tor des ETV beim Foulelfmeter keine Abwehrchance - 1:0. Foto: noveski.com
Er bekam nicht nur seine allerersten Regionalliga-Minuten überhaupt, sondern stand gleich in der Startelf des ETV: Maximilian Baafi erlebte ein überaus turbulentes Viertliga-Debüt. In Eutin, wo das Spiel aufgrund eines Stromausfalles am Lübecker Buniamshof stattfand, waren noch keine fünf Spielminuten vorüber, als der noch 19-jährige Youngster einen Eckball von Johann Berger aus der Gefahrenzone köpfen wollte, den Ball dabei aber an die Hand bekam. Den fälligen Strafstoß verwandelte Haris Hyseni äußerst platziert zur Phönix-Führung (6.)! Aber Baafi steckte keineswegs aus, sondern legte jene Tugenden an den Tag, die nicht etwa den Adlern aus Lübeck, sondern den Eimsbüttelern wahre Flügel verliehen!
Nach einem "maximal schlimmen Start": Schütt schweißt ein
Dominik Akyol (re.) ist als erster Gratulant bei Finn Schütt (Mi.) nach dessen fulminantem 20-Meter-Strahl zum 1:1-Ausgleich kurz vor der Pause. Foto: noveski.com
„Wir starten maximal schlimm. Trotzdem haben wir Moral gezeigt. Die Jungs sind gleich zu ihm hingegangen, haben ihn aufgebaut – und er macht danach ein super Spiel. So reinzustarten und dann so ein Spiel zu machen – maximalen Respekt dafür“, lobhudelte ETV-Coach Jonas Struckmann den Jungspund, aber auch sein gesamtes Team, das bereits in Minute 25 die riesengroße Doppelchance zum Ausgleich hatte. Nach einer Ecke scheiterten Hölscher und Bamo Mohamed jeweils an zwei auf der Linie rettenden Abwehrbeinen. Und wenn es hinten mal brenzlig wurde, dann erwies sich ausgerechnet Abou Fofana, der im vergangenen Sommer nach vielen Jahren bei TuRa Harksheide bei Phönix Lübeck anheuerte, dort aber nicht über die Zweite Mannschaft hinauskam, als starker Rückhalt. Wie etwa gegen Leander Fritzsche (64.).
Und auf der anderen Seite sorgte Finn Schütt für den langersehnten Erfolgsmoment nach ewig langer „Trockenperiode“, wie Struckmann die Torflaute bezeichnete. Fünf Zeigerumdrehungen vor der Pause legte Noel Denis einen hohen Ball von Benjamin Lucht für eben jenen Schütt ab. „Ich habe gesehen, dass die Verteidiger links und rechts mitgegangen sind, mich offen gelassen haben – und dann wusste ich nicht mehr, wo der Ball hin soll. Also habe ich geschossen.“ Und sein strammer 20-Meter-Strahl aus halbrechter Position schlug im linken unteren Toreck ein – 1:1!
"Viel, viel Wille. Viel, viel Kampf – und ein bisschen interne Reibungen"
Das 1:2 aus Phönix-Sicht: Einen Einwurf verlängert Kevin Ntika unglücklich ins eigene Tor. Sehr zur Freude des ETV. Foto: noveski.com
Das von Hölscher bereits angesprochene „Spielglück“ hatte der Drittletzte gegen den Tabellendritten, der einen ganz herben Dämpfer im Aufstiegskampf erlitt, in der 62. Spielminute. Einen weiten Lucht-Einwurf von rechts verlängerte Kevin Ntika äußerst unglücklich in die eigenen Maschen! Die „Struckmänner“ hatten das Spiel gedreht – und den im Vorfeld kaum für möglich gehaltenen Sieg im Aufstiegsaspiranten mit ganz viel Leidenschaft über die Zeit gebracht. Das Erfolgsrezept: „Viel, viel Wille. Viel, viel Kampf – und ein bisschen interne Reibungen. Das reicht manchmal schon, damit man eine andere Mentalität an den Tag legt“, verriet 1:1-Schütze Schütt, dass es zuletzt intern wohl ein bisschen geknirscht hat.
Adigo: "Das hat sich die Mannschaft mit sehr viel Leidenschaft verdient"
Benjamin Lucht (li.) ballt die Faust und auch aus Dominik Akyol (Mi.) spricht nach dieser ewig langen Negativserie die pure Erleichterung mit dem Schlusspfiff. Foto: noveski.com
Von den „Lübecker Nachrichten“ darauf angesprochen, entgegnete Struckmann auf der anschließenden Pressekonferenz: „Finn ist ein Spieler, der gerne emotional ist und das auch braucht im Training.“ Am Tag vor der Partie sei man im Abschlusstraining „ein bisschen lauter als gewohnt“ gewesen, obwohl man sonst „versucht, für viel Harmonie zu sorgen“. Aber: „Wir wollten einfach nicht, dass wir in der Serie, in der wir stecken, auseinanderbrechen. Da gab es ein, zwei Anzeichen, dass versucht wurde, die Schuld von sich zu weisen und bei anderen zu suchen. Diese Konflikte gehören nach so einer langen Durststrecke dazu. Deshalb wurde einmal Tacheles geredet, das wurde gut angenommen und eine gute Reaktion gezeigt“, klärte Struckmann auf.
Wenngleich der Siegtreffer vom Zustandekommen eher glücklich war, gab selbst Phönix-Coach Christiano Adigo unumwunden zu: „Das hat sich die Mannschaft mit sehr viel Leidenschaft verdient. Der Sieg geht im Endeffekt in Ordnung.“
"Das ist echt bemerkenswert"
Der ETV kann es doch noch - und feiert den überraschenden Triumph beim Tabellendritten. Foto: noveski.com