Nach Wutrede – Stuhlmacher in Meiendorf fristlos gekündigt!

Neuer Interimstrainer an der B75

10. September 2015, 22:25 Uhr

Matthias Stuhlmacher muss seinen Hut beim Meiendorfer SV nehmen. Foto: KBS-Picture.de

Die Wortwahl hatte es in sich, die Kritik hatte gesessen: Es waren ungewöhnlich klare Worte, die Meiendorfs Trainer Matthias Stuhlmacher im Anschluss an die 0:2-Niederlage beim amtierenden Hamburger Pokalsieger BU in Richtung des Ersten Vorsitzenden, Jens Malcharczik, fand. Die Folgen: Der Verein hat sich am Donnerstag von seinem Übungsleiter getrennt! Das berichten die „MSV Supporters“.

Im Juli 2011 trat Stuhlmacher das Erbe von Lutz Göttling an der B75 an. Jahr für Jahr aufs Neue schaffte er es, trotz diverser Umbrüche, aus einer jungen Mannschaft eine Einheit zu formen und aus den sich bietenden Möglichkeiten das sportliche Maximum heraus zu holen. Mit Kritik hielt er nie hinter dem Berg, machte seinem Unmut über die ständigen Personalwechsel auch gerne öffentlich Luft. Das Verhältnis zu Malcharczik galt von Anfang an als ein angespanntes. Nun platzte „Stuhle“ endgültig der Kragen! In nahezu jeder Winterperiode brodelte die Gerüchteküche: Hört Stuhlmacher zum Saisonende in Meiendorf auf? Muss er eventuell sogar das Feld räumen? Oder war die gewünschte Planungssicherheit einfach zu viel des Guten für Malcharczik?

Oliver Kral (r.) soll vorläufig das Ruder beim MSV übernehmen. Foto: KBS-Picture.de

Am vergangenen Sonnabend ließ der 45-Jährige den ganzen aufgestauten Frust vor versammelter Presse raus, kritisierte die nicht mit ihm abgesprochene Spielverlegung, die BU beim MSV beantragte und der Malcharczik zustimmte. Hier Auszüge aus seinem Statement: „Ich hätte einer Spielverlegung auf den Samstag nie und nimmer zugestimmt! Dieses Spiel haben wir schon vor drei Wochen verloren, als dem stattgegeben wurde. Alle Personen, die für diesen Verein aktiv sind, sollten eigentlich wissen, dass wir Spieler im Kader haben, die alle 14 Tage an einem Samstag arbeiten müssen. Sie versuchen ihre Schichten extra so zu legen, dass sie an den Heimspielen dabei sein können. Leute, die so eine Entscheidung treffen, dürften nicht über allzu viel Hirnschmalz verfügen. Sie sollten in ihrem Leben nie wieder etwas zu sagen haben! Wenn ich dann auch noch höre, dass der Gegner am Sonntag personelle Probleme gehabt hätte, dann sag ich nur: Herzlichen Glückwunsch!“ Und weiter: „Nach der Anfrage von BU, das Spiel zu verlegen, erhalte ich von dieser Person acht Tage lang keine Antwort. Dann heißt es: 'Das Spiel ist verlegt.' Daraufhin antworte ich, das diese Entscheidung sofort rückgängig gemacht werden soll und erhalte wieder drei Tage lang keine Antwort, bis es heißt: 'Es bleibt beim 5.9.“

Stuhlmacher-„Vertrauter“ Kral übernimmt

Auch auf Geschehnisse hinter den Kulissen ging Stuhlmacher bis ins Detail ein: „Es gibt nicht viele Leute bei uns im Verein, die eine Position inne haben, um ein Spiel zu verlegen. Intern herrscht alles andere als aufrichtige Ehrlichkeit. Es gibt Spieler, die laufen seit elf Monaten ihren Auflaufprämien hinterher. Das ist äußerst bedenklich. Die Spieler haben keine Antwort erhalten, bis sie sich am Dienstag schriftlich an mich gewandt haben. Sie haben dem Verein die Pistole auf die Brust gesetzt und ein Ultimatum gestellt: sollte das Geld bis zum Freitag nicht da sein, werden sie am Samstag nicht auflaufen! Wir versuchen nicht wegen, sondern trotz einiger Personen guten Fußball zu spielen. Aber irgendwann ist das nicht mehr möglich.“ Auf die Nachfrage, ob eine weitere Zusammenarbeit aufgrund des zerschnittenen Tischtuchs überhaupt möglich sei, wollte er „keine Aussage“ treffen. „Innerhalb der Mannschaft fühle ich mich wohl, ich sehe großes Potenzial. Aber das ganze Drumherum macht es mir und uns nicht einfacher. Leider ist es inzwischen auch kein Einzelfall mehr…“ Nun wurde ihm diese Entscheidung abgenommen. Co-Trainer Oliver Kral soll interimsmäßig das Zepter beim MSV schwingen! Eine merkwürdige Entscheidung, da Kral auf Wunsch von Stuhlmacher beim MSV anheuerte und eigentlich als Vertrauter des nun Geschassten galt. Bleibt auch abzuwarten, wie die Mannschaft darauf reagieren wird und ob es zu einer gewissen Spielerflucht kommen wird. Der Erste Vorsitzende und zugleich auch Sportliche Leiter des Clubs, Jens Malcharczik, war seit den Vorkommnissen am vergangenen Samstag nicht für eine Stellungnahme zu erreichen...