Neues Team: FC Bulgaria will ab der kommenden Saison für Furore sorgen

Mustafov: „Für mich zählt nur der erste Platz“

20. April 2017, 06:52 Uhr

Ein erster grober Überblick über das Team des FC Bulgaria. Einige Akteure fehlen noch, dafür befinden sich ein paar Gastspieler mit auf dem Bild. Foto: FC Bulgaria/Facebook

Ab der kommenden Saison darf man im Hamburger Amateurfußball auf einen neuen Verein gespannt sein. Denn Deutschlands erster bulgarischer Fußballclub steckt gerade in der Gründung und Vorbereitung zur Teilnahme am Ligabetrieb. Verantwortlich für das neue Projekt sind die drei Freunde Asen Iliev (28, Erster Vorsitzender, spielte A-Junioren Bundesliga und später unter anderem beim FC Süderelbe und FC Türkiye), Klaus Skarupke (54, Zweiter Vorsitzender, durchlief die Jugend des FC Süderelbe und Herrenmannschaft des Moorburger TSV) und Bilyal Mustafov (28, Trainer, derzeit Spieler des FC Türkiye).

Die Freunde kickten zum Teil bereits als Jugendliche in ihrem Heimatland zusammen, wo sie sich kennen und schätzen lernten. Für ihren neuen Klub, den FC Bulgaria, entwarfen sie gemeinsam ein Konzept, dass nicht nur den Spielbetrieb einer Herrenmannschaft gestalten soll, sondern auch Nachwuchsförderung und Gastfreundschaft par excellence.

Die Idee, für bulgarische Landsleute einen Fußballverein zu gründen, bestand bereits seit einigen Jahren. Damit will das Trio Freunde, Kinder und Jugendliche von der Straße sowie die Herren aus den Cafés holen und zum Sport bewegen. Da die drei wissen, dass viele Bulgaren nach Deutschland kamen und erstmal keinen Sport betrieben, sondern immer nur arbeiteten, möchten sie diesen Menschen zusätzlich zu deren Alltagsstress auch einen sozialen Anlaufpunkt bieten. Das bedeutet jedoch nicht, dass der neu gegründete Verein nur darauf erpicht ist, ausschließlich Bulgaren aufzunehmen, sagt Asen Iliev: „Natürlich ist das erstmal eine Möglichkeit für unsere Landsleute, aber bei uns ist wirklich jeder herzlich willkommen. Wir freuen uns über alle Anfragen, wobei die Nationalität völlig egal ist. Vordergründig steht bei uns die Integration. Es gibt Spieler bei uns, die noch nicht gut deutsch lernen konnten, weshalb wir es sehr begrüßen würden, wenn auch deutschsprachige Fußballer in unseren Reihen sind.“

Um in der kommenden Saison 2017/2018 am Spielbetrieb des Hamburger Fußball Verbands (HFV) teilnehmen zu können, müssen für den in diesem Jahr neu gegründeten Verein nur noch ein paar behördliche Punkte geklärt werden, die auf der bald anstehenden Mitgliederversammlung auf den Tisch kommen. Im April soll die Registration folgen. Und danach der nächste Schritt: die Anmeldung für die kommende Spielzeit. „Wir haben da unseren Weg gefunden und es wird dahingehend überhaupt keine Probleme geben, dass wir zur neuen Saison in der Kreisklasse starten können“, ist sich Iliev sicher.

„Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir uns bald in dieser Stadt präsentieren dürfen“

Der "starke Mann" an der Seite: Trainer Bilyal Mustafov. Foto: FC Bulgaria/Facebook

Als die Idee aufkam, einen Verein zu gründen und die Spielersuche begann, starteten die Freunde einen Aufruf in den sozialen Netzwerken. Zudem wurden Plakate aufgehangen, was dazu führte, dass sehr schnell viele Anfragen von Fußballern ins Haus flatterten. Mittlerweile besteht der Kader aus 21 Spielern – „mit sehr guten Fußballern“, wie Iliev versichert und selbstbewusst sagt: „Ich denke aufgrund unseres starken Kaders, dass die Teilnahme in der Kreisklasse erstmal ein absoluter Selbstläufer wird. Wir werden durchmarschieren und im ersten Jahr direkt aufsteigen, was wir in der zweiten Saison dann natürlich wiederholen.“ Denn das einzige, kurzfristige Ziel, das die Vereinsgründer haben, ist der direkte Aufstieg und ein weiterer Durchmarsch bis in die Bezirksliga. Langfristig gesehen, möchte man sich jedoch irgendwann sogar in der Oberliga wiederfinden.

Das neue Team von Trainer Bilyal Mustafov ist eine gute Mischung aus jungen, hungrigen und sehr erfahrenen Kickern. Es sind Spieler dabei, die bereits in der bulgarischen Zweiten Liga kickten und in den Landes- sowie Bezirksligen Deutschlands ihr Können unter Beweis stellten. So gesehen dürfen sich die Vereine aus der Region des Hamburger Südens schon auf eine echt tolle Truppe freuen. Auch Neu-Trainer Mustafov selbst sagt dazu: „Für mich zählt nur der erste Platz. Alles was in der Tabelle darunter ist, wird es für uns nicht geben“

„Für uns ist es wichtig, dass die Jugend noch was aus sich machen kann“

Asen Iliev, hier im Dress des TV Meckelfeld, wird als Erster Vorsitzender fungieren. Foto: noveski.com

Als sich herumsprach, dass der FC Bulgaria gegründet werden soll, gab es direkte Anfragen, ob sich die Spieler und „Macher“ nicht lieber irgendwo als eine Zweite oder Dritte Mannschaft anmelden wollen, um direkt spielen und trainieren zu können. Doch das kam für Coach Mustafov überhaupt nicht in Frage. Für ihn war sofort klar: „Es gibt doch keine Zweite oder Dritte Mannschaft, die besser ist, als die Ersten Herren.“ Es gab, so verrät er weiter, für die Freunde überhaupt keinen Zweifel, einen eigenen Verein zu gründen. Durch diesen Entschluss müssen natürlich einige wesentliche Dinge erstmal abgeklärt, verhandelt und besprochen werden. So trainiert die Mannschaft derzeit in Soccer-Hallen, da noch kein Trainingsplatz vorhanden ist. Doch bei jedem Training sind immer mindestens 15 Spieler anwesend, die alle ihren Eintritt aus eigener Tasche bezahlen. Man erkennt klar: Die Jungs haben richtig Lust auf das neue Projekt, berichtet Mustafov. Wegen dieser Umstände gibt es noch keine festen Trainingszeiten, doch die Motivation ist so groß, dass sich mittlerweile bis zu drei Mal pro Woche zum Training getroffen wird. Was einen festen Platz angeht, wo sich der Club als Heimteam niederlassen darf, steht man kurz vor einer Einigung.

Neben einer guten Liga-Mannschaft liegt den Gründern zusätzlich die Nachwuchsförderung am Herzen. Asen Iliev berichtet dazu: „Für uns ist es wichtig, dass die Jugend noch was aus sich machen kann. Denn wir Herren können keine Profis mehr werden. Aber die Kinder können immer etwas für sich erreichen, wofür wir gute Trainingsbedingungen anbieten wollen.“ Dieses Unterfangen kostet jedoch noch ein bisschen Zeit, da erstmal das Team der Herren aufgebaut werden muss. Neu-Coach Mustafov: „Wir wollen es auf jeden Fall schaffen, uns mit der Herren-Mannschaft in der Bezirks- oder der Landesliga zu etablieren, um uns dann auch auf die Jugendarbeit konzentrieren zu können.“

„Wir wollen, dass unsere Gäste wissen, dass sie sich bei uns wohlfühlen können“

Derzeit trägt Bilyal Mustafov noch das Trikot des Oberligisten FC Türkiye. Foto: noveski.com

Außerdem möchte sich der FC Bulgaria Hamburg als absolut familiär zeigen. Denn ein Punkt der den Beteiligten dabei wichtig ist: Jedes Spiel soll zu einem Event werden, da sie so ihr Heimatland präsentieren können, in dem es normal ist, das Sportereignis gemeinsam mit den Gegnern zu feiern und zu zelebrieren. Iliev: „Wir wollen nicht einfach auf den Platz, Fußball spielen, duschen und dann wieder nach Hause fahren. Wir wollen aus jedem Spieltag ein Event machen. Unsere Frauen und Kinder werden mit einbezogen. Wir wollen nach jedem Spiel zusammensitzen und das Miteinander genießen, wobei wir uns sehr darüber freuen würden,wenn auch unsere Gegner dann mal am Platz bleiben und mit uns feiern.“
Iliev umfasste das Ganze nochmal mit den Worten: „Wir wollen, dass unsere Gäste wissen, dass sie sich bei uns wohlfühlen können. Egal ob Spieler, Trainer oder Schiedsrichter“. Der Verein rechnet bereits ab der Kreisklasse pro Heimspiel mit 150 bis 200 Zuschauern.„Wir sind sehr froh, dass wir endlich einen bulgarischen Verein gründen können und freuen uns auf die Hamburger Ligen. Außerdem sind wir sehr dankbar dafür, dass wir uns bald in dieser Stadt präsentieren dürfen.“

Mathias Merk