Packender als jeder „Tatort“: Fortis und St. Pauli mit „Werbung für den Futsal“

Final Four: 5:5-Remis im zweiten Halbfinale – Panthers schlagen Sparta 7:1

15. Januar 2017, 23:43 Uhr

Gleich ist die Kugel im Netz: Witalij Wilhelm trifft für den FC Fortis gegen St. Paulis Keeper Karsten Klinworth. Foto: noveski.com

Es gibt viele Dinge, die man an einem Sonntagabend tun kann. Die Zeit mit den Liebsten genießen, ehe die Woche wieder startet, zum Beispiel. Oder aber auf dem Sofa die Füße hochlegen und dem legendären ARD-Tatort auf dem TV-Bildschirm seine volle Aufmerksamkeit schenken. Die rund 220 Zuschauer jedoch, die am gestrigen Abend zu den beiden Halbfinal-Hinspielen des Futsal Final-Four den Weg in die Sporthalle in Steilshoop fanden, wurden ebenfalls hochklassig unterhalten. Zumindest im zweiten Spiel: Nachdem die Hamburg Panthers zuvor das Team von Sparta HSC Futsal mit 7:1 besiegten, machte das 5:5 zwischen dem FC Fortis und dem FC St. Pauli Futsal richtig Spaß.

Karsten Klintworth saß auf dem Boden, dann schlug der Keeper des FC St. Pauli Futsal erbost auf den Boden und blickte schließlich konsterniert ins Leere. 24 Sekunden zeigte die Hallenuhr im Spiel der Braun-Weißen gegen den FC Fortis noch an. Soeben hatte Klintworth hinter sich greifen müssen. Nach einem Ballverlust der St. Paulianer reagierte Pascal El-Nemr schnell, bediente Jeton Arifi, der wiederum die Kugel vors Tor brachte. Dort fand er in Samuel Hosseini einen dankbaren Abnehmer, der die Kugel über die Linie drückte. Damit stand es 5:5. So sollte es auch bleiben.

Suntic: „Wir haben unsere Stärken nicht in vollem Umfang genutzt“

In die Mitte genommen: Die Fortis-Akteure Jeton Arifi (li.) und Samuel Hosseini (re.) gegen St. Paulis Marc Oldag (Mitte). Foto: noveski.com

Es war der Schlusspunkt eines Futsal-Spiels, das packender als jeder „Tatort“ auf dem Fernsehschirm daher kam und für Joachim Dipner, den Spielausschussvorsitzenden des Hamburger Fußball-Verbandes „beste Werbung für den Futsal“ war. Lange vor Hosseinis Schlusspunkt hatte Florian Ackermann St. Pauli nach drei Minuten in Führung gebracht. Jan Landau egalisierte mit einem traumhaften Lupfer nach zehn Minuten zum 1:1. Hector Castor Lopez legte dann wiederum für die Kiezkicker vor (15.), doch der Kontrahent konterte die neuerliche Führung mit dem Ausgleichstreffer, der Witalij Wilhelm aus spitzem Winkel gelang (20.). Nach dem Seitenwechsel sorgte Landau (23.) für die erste Fortis-Führung. Ilyas Afsin (26.) und Ackermann (34.), der per Hacke den frechsten Treffer des Spiels markierte, drehten die Partie dann zum 4:3 zugunsten des FC St. Pauli. Marcel Rodrigues' abermaligem Ausgleich (35.) setzten die Braun-Weißen Marc Oldags 5:4 entgegen. Die Kiezkicker sahen sich auf der Siegerstraße. Aber nur so lange, bis Hosseini das 5:5 gelang.

„Ich bin enttäuscht“, erklärte Fortis-Akteur Danijel Suntic nach dem Spiel, „für uns war mehr drin. Wir haben unsere Stärken nicht in vollem Umfang genutzt.“ Er habe St. Pauli „nicht so stark erwartet. Sie haben gut dagegen gehalten. Ich bin mir aber sicher: Wir haben nicht alles abgerufen, was wir können“, so Suntic, der in der Vergangenheit selbst das Trikot des Gegners trug. „Natürlich ist das eine besondere Patrie gegen die Ex-Mannschaft. Da will man unbedingt gewinnen. Aber wir haben es spannend gemacht und müssen jetzt im Rückspiel noch einen Zahn zulegen“, konstatierte Suntic, der sich wie seine Mitspieler über die Leistung der Schiedsrichter ärgerten: „Wir spielen ja nach Nettospielzeit. Die Schiedsrichter in Hamburg müssend endlich mal verstehen, dass die Zeit gestoppt werden muss, wenn der Ball im Aus ist. Wenn das drei, vier Mal nicht passiert, ist es doch klar, dass bei uns Emotionen mit reinspielen.“ Noch bitterer aus Fortis-Sicht als die verronnenen Sekunden: Alessandro Schirosi musste früh mit einer Oberschenkelverletzung raus.

Ernst: „Für Fortis war es grausam, dass Schirosi ausgefallen ist“

Braun-weiße Freude: Diego Ballester Martinez (li.) klatscht Torschütze Ilyas Afsin ab. Foto: noveski.com

„Hätte Suntic mit Schirosi in der Mitte einen guten Abnehmer gehabt, dann hätten wir verloren“, war sich St. Paulis Coach Patrikk Ernst sicher, „für Fortis war es grausam, dass er ausgefallen ist. Für uns war das wichtig, dass ihnen damit ein sehr starker Einzelspieler fehlte.“ Er sei, so Ernst weiter, „total stolz auf meine Jungs. Ich habe schon im Vorfeld des Spiels gesagt, dass wir uns etwas einfallen lassen müssen. Wir haben mit Training, Glauben, der Hilfe des lieben Gottes und Cleverness gegen die besseren Einzelspieler gut ausgesehen.“ Gegen so einen guten Gegner „brauchst du eine Teamleistung auf dem Platz. Wir haben uns immer wieder gefangen, wenn es eng wurde. Ich hab' den Jungs in meiner Ansprache gesagt, dass ich dankbar bin, mit jedem einzelnen arbeiten zu dürfen. Sie haben das zurückgegeben“, bilanzierte Ernst.

Für das Rückspiel habe sein Team nun „eine machbare Situation“ herbeigeführt, so Ernst, der mit Blick auf die Favoritenrolle für Fortis hinzufügte: „Totgesagte leben länger! Aber es ist auch noch nicht vorbei. Beide Mannschaften kennen sich jetzt. Wir haben noch Reserven, was Spieler und hoffentlich auch unsere Trainingsleistungen angeht.“ Dass der FC Fortis seinen Kontrahenten eventuell unterschätzt habe, wollte Ernst nicht gesehen haben. „Die waren konzentriert und heiß. Ich hatte den Eindruck, dass sie genau wussten, wie wir ticken. Wir konzentrieren uns jetzt auf das Rückspiel, in dem wir alle wieder bei Null anfangen“, sagte der St. Pauli-Trainer, der mit Hamid Sharifi noch einen Top-Spieler in der Hinterhand hat, „bei dem wir aber noch nicht wissen, ob er zum Rückspiel schon für uns freigegeben ist, weil er in dieser Saison schon für die Hamburg Panthers gespielt hat.“

Panthers lassen gegen Sparta nichts anbrennen – Meyer trifft dreifach

Michael Meyer (hi., hier gegen MAx Schrader) erzielte beim 7:1 der Panthers gegen Sparta drei Treffer. Foto: noveski.com

Apropos Hamburg Panthers: Die hanseatischen Vorzeige-Futsaler, zuletzt bekanntlich ja sogar in der UEFA-Eliterunde an der Kugel, hatten es im ersten Halbfinal-Hinspiel des Abends weitaus leichter als die beiden Kontrahenten des zweiten Spiels an diesem Tag. Mit 7:1 feierten die Raubkatzen einen standesgemäßen Sieg gegen das Team von Sparta Futsal HSC. Ehe Karol Tocha der Ehrentreffer gelang (31.), hatten Michael Meyer, Onur Ulusoy, erneut Meyer und Ulas Dogan für einen beruhigenden 5:0-Vprsprung gesorgt. Nach Tochas Treffer erhöhten dann Martin-Felix Schröder und abermals Meyer auf 7:1 für den designierten Finalisten, der sich die Butter im Rückspiel nicht mehr vom Brot nehmen lassen wird.

Die Rückspiele steigen am Samstag, 4. Februar, in der CU-Arena in Neugraben. Das erste der beiden Spiele beginnt um 10.30 Uhr, das zweite um 13.30 Uhr. Am gleichen Tag werden vor und nach den Halbfinal-Rückspielen die Titelträger der B- und C-Jugend-Futsaler ermittelt. Zum Abschluss des Tages spielen die beiden Verlierer der Herren-Halbfinals um Platz drei. Weiter geht es am Sonntag, 5. Februar, an gleicher Stelle zunächst mit den Halbfinal-Spielen der Frauen und dem Finale der A-Jugend, an das sich das Finale der Frauen anschließt. Ab 15.30 Uhr stehen sich dann die Sieger der beiden Halbfinal-Paarungen der Herren gegenüber und ermitteln zum Abschluss des Tages Hamburgs Futsal-Meister.

Jan Knötzsch

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