Pleiten, Pech und Pannen: Elazig Spor begünstigt gelungene Siebert-Premiere

Dersimspor feiert beim 4:1 ersten Sieg unter dem neuen Coach

09. Oktober 2016, 20:26 Uhr

Traf ein mal selbst und bereitete einen weiteren Treffer vor: Dersimspors Umut Yildiz. Foto: noveski.com

Ein klarer Fall von „alles richtig gemacht“ - zumindest, wenn es nach dem Ergebnis geht: In der vergangenen Woche trennte sich Dersimspor von seinem bisherigen Trainer Theodore Fici (wir berichteten) und installierte den bisheigen Coach der „Zweiten“, Sven Siebert, als neuen Übungsleiter. Der durfte mit seiner neuen Elf einen 4:1-Erfolg gegen den FC Elazig Spor bejubeln, sah aber noch „einige Dinge, die mir noch nicht gefallen haben“, während sein Gegenüber Erdal Katik gleich etliche Momente hatte, mit denen er haderte...  

Raphael Graeber stand in diesem Augenblick irgendwie sinnbildlich dafür, wie der Nachmittag des FC Elazig Spor abgelaufen war. Gestützt von Liga-Obmann Hüseyin Aydin ging der Torhüter der Gäste zur Bank. Minuten vorher war er beim Herauslaufen mit Edison Sa Borges Dju zusammengeprallt, der zu allem Überfluss in dieser Szene mit seinem Kopfball auch noch den 4:1-Endstand erzielt hatte (82.). Nun hielt sich Graeber den schmerzenden Kopf – und es ging für ihn einfach nicht mehr weiter.

Katik: „Ohne Disziplin geht's nicht"

Fand deutliche Worte für das Verhalten einiger Akteure vor dem Spiel: Elazig Spor-Trainer Erdal Katik. Foto: noveski.com/Bode

Für Graeber rückte Gökhan Ermis zwischen die Pfosten. Ein Feldspieler, wohlgemerkt. Weil Elazig zu diesem Zeitpunkt schon drei Mal gewechselt hatte. Ein Mal in der Pause und zwei Mal bereits während des ersten Durchgangs. Erst musste Recber Demirbag nach 27 Minuten raus, nach 38 Minuten ereilte dann Ömür Topcu das gleiche Schicksal. Weder der eine noch der andere Wechsel jedoch war leistungsbedingt zustande gekommen. Vielmehr schieden beide verletzt aus. Weil sie sich nicht ausreichend warmgemacht hatten.

Oder besser: konnten. „Ich bin verärgert. Einigen fehlte es an der Pünktlichkeit. So musste ich die Aufstellung kurz vorm Anpfiff auf einigen Positionen ändern, weil die Spieler nicht da waren“, machte Elazig-Coach Erdal Katik keinen Hehl daraus, dass er nicht zufrieden war, „wir sind nicht in der Kreisliga oder Kreisklasse. Ohne Disziplin geht’s nicht. Dann sollen die Spieler halt einfach früher losfahren. Ich war ja auch pünktlich da!“

Der anfängliche Zorn Katiks vor dem Anpfiff war noch nicht verraucht, da lag seine Mannschaft an der Baererstraße bereits mit 0:1 im Hintertreffen. Gökhan Ermis hatte kurz vorm Strafraum einen kapitalen Bock produziert, als er das Leder nicht unter Kontrolle bringen konnte. Zana Demir hatte aufgepasst, erlief den Ball und überwand anschließend den chancenlosen Graeber. Bis zur Pause passierte dann nicht mehr viel.

Schiri Stello gibt zwei Strafstöße – und liegt beide Male richtig

Erzielte in der ersten Halbzeit das 1:0 für Dersim: Zana Demir. Foto: noveski.com

Nach Wiederbeginn dauerte es nicht ganz eine Viertelstunde, ehe die Kugel wieder im Netz lag. Und wieder tat sie dies hinter Raphael Graeber. Der hatte zuvor Lamin Jawla im Strafraum zu Fall gebracht. Schiedsrichter Benjamin Stello, der eine souveräne Leistung bot, blieb nichts anderes übrig, als auf den Elfmeterpunkt zu deuten. Der Gefolute trat selbst an und verwandelte sicher.

Fünf Minuten später entschied Stello auch auf der anderen Seite auf Elfmeter und lag wieder richtig. Umut Yildiz war Youness Sbou unsanft in die Parade gefahren. Youssef Sbou legte sich den Ball auf den Punkt und verlud Maximilian Hentrich. Es stand nur noch 1:2 – und kurzzeitig drohte das Spiel zu kippen. „Nach dem Gegentor waren wir extrem verunsichert“, stellte Dersim-Coach Sven Siebert später treffend fest.

Doch ausgerechnet Umut Yildiz sollte nach seinem Foul vorm 1:2 derjenige sein, der letztlich hauptsächlich mit daran beteiligt war, dass die Sache doch wieder deutlicher wurde. Erst knallte er einen zunächst abgewehrten Ball aus rund 20 Metern mittig zum 3:1 für Dersim ins Netz, wobei Keeper Graeber keine gute Figur machte. Dann spielte er jenen langen Ball nach vorne, in dessen Folge Graeber und Sa Borges Dju zusammenrasselten, der Dersim-Flügelflitzer aber noch zum 4:1 vollenden konnte.

Siebert: „Wir müsen uns jetzt durch weitere Siege Selbstvertrauen schaffen“

Nicht mehr mitanzusehen: Morad Sbou und der FC Elazig Spor agierten bei der 1:4-Niederlage glücklos. Foto: noveski.com/Bode

„Klar sieht Raphael bei einigen Gegentoren nicht gut aus, aber es geht schon vorher los: Es wird auf dem Feld nicht genügend miteinander geredet. Wenn gesprochen wird, dann passieren einige Szenen nicht“, analysierte Elazig-Trainer Erdal Katik nach dem Abpfiff, „ich habe meinen Spielern auch gesagt: Es gibt hier keinen einzelnen Schuldigen, sondern wir haben alle zusammen als Mannschaft verloren.“

Sven Siebert hingegen wollte nach dem Erfolg (noch) nicht so richtig die Rolle des Heilsbringers annehmen. „Ich habe mich am Freitag der Mannschaft vorgestellt, dann haben wir trainiert. In einer Einheit kann man nicht viel ändern“, gab der Neu-Coach zu Protokoll, erklärte aber auch: „Es ist richtig, dass wir im Spielaufbau einiges anders gemacht haben. Das ist nicht mehr der aller offensivste Fußball, wie ihn einige hier vielleicht spielen wollen, aber wenn man vorher so oft auf Mütze kriegt, muss man da ansetzen.“ 


Er habe, so Seibert, trotz des Sieges „einige Dinge gesehen, die mir noch nicht gefallen haben. Aber das kann man in so kurzer Zeit nicht ändern. Dass sie Fußball spielen können, wissen die Jungs. Wir müssen uns jetzt durch weitere Siege Selbstvertrauen schaffen, Ruhe reinbringen und dann die Jungs weiterentwickeln. Dass wir von den Zielen, die hier vor der Saison ausgegeben wurden, weit weg sind, weiß jeder.“

Jan Knötzsch