Pohlmanns fehlender Schienbeinschoner, Mikelatzes Phantomtor!

Türkiye nutzt die Patzer der Konkurrenz und triumphiert in Bramfeld

15. März 2015, 20:31 Uhr

So sehen Sieger aus! Der verletzte Chris Mahrt (re.) herzt die Protagonisten des Siegtores Lamin Jawla (mi.) und Georgios Mikelatze (2. v. li.). Foto: noveski.com!

79 Minuten lang war es ein Anrennen auf ein Tor. Der FC Türkiye marschierte immer und immer wieder nach vorne, rannte fast schon vergeblich an. Bramfeld verteidigte – und das richtig stark. Die Viererkette um die beiden Innenverteidiger Ronny Sendel und Christian Westphal ließ kaum ein Durchkommen zu. Bis zu jener 79. Spielminute, als Lamin Jawla das Spielgerät aus dem rechten Halbfeld in den Bramfelder Strafraum chipte und Georgios Mikelatze urplötzlich völlig freistehend zum Kopfball kam. Von der Unterkante der Latte soll das Leder die Linie in vollem Umfang überquert haben. Das entschied der erfahrene Referee Ralph „Drago“ Vollmers nach kurzer Beratung mit seinem Assistenten. Der Sturmlauf der Wilhelmsburger fand doch noch sein Happyend – der Jubel mitten in die hitzige Atmosphäre hinein war riesig!

Für die aufkochende Stimmung am Gropiusring war vor allem eine Szene verantwortlich: unmittelbar nach dem Anpfiff zur zweiten Hälfte verwarnte Vollmers Türkiyes Alexander Pohlmann mit dem gelben Karton und schickte ihn vom Platz. Grund: der Mittelfeld-Allrounder lief ohne Schienbeinschoner auf. Die Suche begann, blieb zunächst aber erfolglos. Auf der Auswechselbank hatte keiner „Ersatz“ für Pohlmann dabei – auch in der Kabine fand er nichts vor. So entwickelte sich ein siebenminütiges „rumgeeiere“, ehe der 23-Jährige bei seiner Suche fündig wurde, endlich auf das Feld zurück durfte und das mit einem unflätigen Spruch in Richtung Bramfelder Bank quittierte. Nach dem Spiel klärte Manager Klaus Klock die Situation auf: „Drago kam in der Pause bereits zu uns in die Kabine und machte uns darauf aufmerksam, dass er die zweite Halbzeit nicht anpfeifen wird, wenn die Jungs keine Schienbeinschützer anziehen würden. Also haben unsere Ersatzspieler ihre Schoner in der Kabine verteilt, so dass keine mehr übrig waren. Schließlich ist ein Spieler von unseren Alten Herren zum Auto gelaufen und hat von dort ein Paar rausgeholt.“ Was es nicht alles gibt…

Mikelatze krönt Türkiyes Powerplay mit „Doppel-Fragezeichen-Tor“

Bramfelds Ronny Sendel (re.) machte ein starkes Spiel, gewann nahezu jeden Zweikampf. Hier im Luftduell mit Bilyal Mustafov (li.). Foto: noveski.com!

Im ersten Durchgang hielt sich die Dominanz der Gäste noch in Grenzen. Dabei machte Keeper Yalcin Ceylani seine Teamkollegen bereits vor dem Anpfiff heiß: „Männer, ihr wisst, worum es geht!“ Die einzige echte Chance der ersten 45 Minuten hatte Sascha de la Cuesta auf dem Fuß, als ihm Mikelatze den Ball wunderbar in den Lauf spielte und er völlig blank vor Joschka Grimme an dessen Fäusten scheiterte (13.). Nach dem Wechsel und der „Pohlmann-Panne“ ging es jedoch ausschließlich in eine Richtung. Jeton Arifi verzog um Zentimeter (47.). Mikelatzes Volleyschuss nach herrlicher Pohlmann-Flanke von links parierte Grimme glänzend (60.), wie auch Arifis Freistoß (75.), als der FCT zuvor nach einem Foulspiel des gerade eingewechselten und ins Straucheln geratenen Maximilian Miotke an Jawla einen Elfmeter witterte. 240 Sekunden darauf war Grimme dann aber chancenlos, wobei sich hinterher nicht nur die Frage stellte, ob der Ball die Linie wirklich in vollem Umfang überschritten habe, sondern einige Bramfelder wähnten Torschütze Mikelatze auch im Abseits. Klaus Klock war die Diskussion nach Spielschluss herzlich egal: „Ob drin oder nicht – verdient ist es in jedem Fall!“

Auch nach der Führung hielt das Powerplay der Inam-Elf weiter an. Erneut die beiden starken Mikelatze und de la Cuesta im Zusammenspiel. Letztgenannter kam aus halbrechter Position frei zum Schuss, wieder riss Grimme den Arm hoch und entschärfte den leicht abgefälschten Versuch aufs kurze Eck eindrucksvoll (84.). BSV-Coach Hardy Brüning reagierte, brachte den spielenden Co-Trainer Florian Simon als „Kopfballungeheuer“ im Sturmzentrum für den leicht überfordert wirkenden Matthias Müller. Die Bälle flogen nun lang und weit in den Gäste-Sechzehner. Nach einem Schulz-Einwurf war der Aufschrei plötzlich groß. Der Ball so im Getümmel die Hand eines Türkiye-Verteidigers berührt haben – kein Elfmeter! Viele Unterbrechungen ließen nun kaum mehr einen vernünftigen Spielfluss zu. Nicht umsonst zeigte Vollmers eine vierminütige Nachspielzeit an, aus der später sogar sechs (!) Minuten wurden. Abdessamad Erbibi hatte im Konter die Vorentscheidung auf dem Schlappen, aber Grimme war bis auf das eine Mal nicht zu überwinden (90. +4). Den Schlussakkord setzte Bramfelds Mirko Schulz, der nach einem Freistoß für sein Team den Fuß gegen Jawla drüber hielt und dafür glatt Rot sah (90. +6)! Türkiye nutzte also die Patzer der Konkurrenz aus Billstedt (0:2 bei Barsbüttel) und Concordia (0:1 bei Kosova) und setzt sich damit wieder an die Spitze des Hansa-Feldes. Für das Brüning-Ensemble dürfte der Traum vom Wiederaufstieg nach nur einem Sieg aus den letzten fünf Partien ausgeträumt sein.

Spuck-Attacke nach dem Spiel?

Während der FC Türkiye den Erfolg mit lauten „Schienbeinschoner“-Sprechchören feierte, wurde es kurz darauf noch einmal unschön: um ein Haar wäre es noch zu Handgreiflichkeiten gekommen, da Maximilian Miotke von einem Gegenspieler bespuckt wurde. Dabei handelte es sich jedoch nicht um einen Akteur, der über die 90 Minuten auf dem Grün mitwirkte, sondern um ein Teammitglied in Zivil…

Der LIVE-Ticker zum Spiel:

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