Reibes Fehler leitet erste VfL-Heimpleite ein

Fischer sauer auf Einzelspieler: „Ego war entscheidend für die Niederlage“

06. April 2015, 20:04 Uhr

Kam erst gegen Altonas Domazet zu Fall und dann unter die verbalen Räder seines Trainers: Pinnebergs Routinier Thorben Reibe. Foto: Claus Bergmann

Am Ende war der 3:1-Erfolg der Altonaer über Spitzenreiter Pinneberg nicht unverdient, darüber waren sich neben den beiden Trainern wohl auch die meisten der knapp 400 Zuschauer einig. Über das Zustandekommen des Ergebnisses hingegen waren sie geteilter Meinung. Während Dittberner die späten Siegtreffer durch Segedi und Brügmann als folgerichtigen Lohn der eigenen Überlegenheit erkannte, prangerte Fischer die vorangegangenen Fehler einzelner Akteure an und nahm dabei kein Blatt vor den Mund.

Die Geschichten der drei Pinneberger Gegentore waren auch die Geschichten dreier ganz unterschiedlicher Fehler des VfL. Vor dem 1:1-Ausgleich verursachte Borck einen überflüssigen Freistoß an Altonas Sumic. Brügmann flankte auf den zweiten Pfosten zog, wo Theißen im Nachfassen einstocherte (36.). Bei der Altona-Führung war es Reibe, der mit einem Ballverlust am gegnerischen Sechzehner den Konter einleitete. Auf der Suche nach dem genialen Pass hielt er den Ball viel zu lange, bis er ihm schließlich weggespitzelt wurde. Ribeau schnappte sich die Kugel und schickte Segedi, der locker einschob (79.). Vor dem 1:3 war es schließlich Baese, der mit einem völlig verunglückten Flugball Brügmann die Vorentscheidung auf dem Silbertablett servierte (85.).

Fischer straft Reibe ab und kündigt Konsequenzen an

Während Fischer im Anschluss an die erste Heimniederlage der Saison den Fehler seines Schlussmanns ausklammerte, schließlich habe man in der Schlussphase bereits alles nach vorne geworfen, machte er aus seinem Unmut gegenüber den anderen beiden Schuldigen keinen Hehl: „Ein paar Sachen finde ich ärgerlich. Nein, sie machen mich sogar sauer. Dem 1:1 geht ein überflüssiges Frustfoul von Borck voraus , weil er vorher ein Laufduell verloren hat. Und beim 1:2 habe ich kein Verständnis für Reibe. Er war schon mit den Kräften am Ende und will dann etwas ganz besonderes machen. Das ist Harakiri. Da vermisse ich die Demut gegenüber den Mitspielern. Und das von jemandem, der mehr Erfahrung hat als alle anderen.“ Harter Tobak des für seine markigen Sprüche bekannten Pinneberger Übungsleiters, der den anwesenden Pressevertretern personelle Veränderungen versprach: „Gegen BU werdet ihr eine ganz andere Elf sehen.“

Wird hier noch von VfL-Innenverteidiger Zimmermann abgeräumt, war aber nach seinem Tor zum 3:1 obenauf: Altonas Neuzugang Felix Brügmann. Foto: Claus Bergmann

Auf der anderen Seite ließ sich ein kurz angebundener Dittberner nicht viel mehr entlocken, als dass er einen Sieg gesehen hatte, der sich mit zunehmender Spielzeit angekündigt hatte. Ruft man sich die ausgelassenen Großchancen von Segedi und Brügmann vor Augen, die jeweils erst im zweiten Versuch trafen, kann man dem nicht widersprechen. Beiden hatte sich aus halbrechter Position die Schusschance geboten, beide hatten sie halbherzig vertan (75. + 83.) Auch sonst war Altona im zweiten Durchgang die druckvoller agierende Mannschaft. Dennoch hatten auch die Hausherren ihre Möglichkeiten, erneut in Führung zu gehen. Erst konnte Richert eine vor ihm aufsetzende Flanke nicht verwerten (45.), später scheiterte Reibe nach einem Luftloch von Theißen an Curia (52.). Für die Führung des Spitzenreiters hatte zuvor Flemming Lüneburg gesorgt, der einen von Richert in den Rücken der Abwehr gespielten Pass verwertete, indem er den Ball erst am heraus eilenden Curia vorbei legte und dann einschob (32.). Damit hatte einer der vielen langen Bälle, die das einzige taktische Mittel beider Mannschaften zu sein schien, zum Erfolg geführt.

Lüneburg mit Führungstor und Badelatschen-Gruß

Kreativer war da schon Lüneburgs Torjubel. Als Reaktion auf die Kritik seines Trainers, Ebbers und Agyemang hätten im Gegensatz zu seinen Stürmern einige Chancen gegen Buxtehude wohl in Badelatschen verwertet, packte er zum Torjubel eben diese aus. „Mit schönem Gruß an den Trainer zurück“, kommentierte Pinnebergs stärkster Akteur die geplante Aktion später. An der Niederlage änderte dies aber ebenso wenig wie seine Flankenläufe, die über das gesamte Spiel die einzige gefährliche Waffe des Tabellenführers blieben. Daher war es doppelt bitter, als er 15 Minuten vor Ende angeschlagen ausgewechselt werden musste, denn eigentlich hatte Fischer den sichtlich erschöpften Reibe vom Platz nehmen wollen. Eben der machte wenig später den folgenschweren Fehler, weshalb Altona 93 ihre Überlegenheit ummünzen konnte. Auf der anderen Seite wurde der VfL nicht mehr gefährlich. Weder das Ergebnis noch Reibes Ballverlust sah der Torschütze aber so dramatisch wie sein Trainer: „Es ist erst die erste Heimniederlage in dieser Saison, darauf kann die Mannschaft stolz sein. Und so ein Ballverlust kann jedem Fußballer mal passieren.“

„Das Ego einiger Spieler war entscheidend“, ärgerte sich Fischer über die Art und Weise der Niederlage, konnte aber über die Unfähigkeit der anderen Spitzenteams, die Pinneberger vom Thron zu stoßen, offenbar dennoch lachen: „Wir haben unsere Tabellenführung souverän verteidigt“, kommentierte er das aktuelle Favoritensterben in der Oberliga, die es dem VfL ermöglicht, auch nach dem vierten Spiel ohne Sieg weiter von oben zu grüßen.

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