„Teilweise exzellent!“ – Mit neuem System zu alter Stärke!

BU knackt Süderelbe – doch eine Serie endet...

25. März 2016, 00:09 Uhr

Die Spieler des HSV Barmbek-Uhlenhorst feiern ihren überzeugenden Auftritt gegen Süderelbe und bleiben Primus Dassendorf angesichts von nur einem Punkt Rückstand auf den Fersen.

Da musste Frank Pieper erst einmal ein wenig überlegen, ehe er noch kurz grübelte, um dann den Satz „Das war unser bestes Spiel seit…“ zwar nicht zu vervollständigen, aber anzumerken: „Unser Pokalspiel gegen HR kurz vor Weihnachten war noch gut, aber nicht so, dass ich sagen würde: Boah, das war total stark. Aber es stimmt schon, dass es ein bisschen länger her ist, dass wir so dominant waren. Nichtsdestotrotz müssen wir mal die Kirche im Dorf lassen. Es war in den Wochen davor ja nicht schlecht. Ich habe immer das Gefühl, dass Drumherum eine ganz andere Erwartungshaltung herrscht als bei mir oder bei der Mannschaft. Auf einmal sprechen alle von einer Krise, wenn man mal nicht gewinnt und muss sich für ein Unentschieden gegen Buchholz entschuldigen. Das geht so nicht!“

In der Hinrunde fehlte Achraf Ouro-Gnaou seinem Team komplett - nun ist er in starker Form zurück. Foto: KBS-Picture.de

Ein Fakt ist jedenfalls, dass die Barmbeker gegen den FC Süderelbe nach 493 gegentorlosen Minuten erstmalig wieder hinter sich greifen mussten. Für den Matchausgang war dies jedoch völlig unbedeutend – denn die „Kiesbargler“ legten vor einer stimmungsvollen Kulisse von 415 Zuschauern unter toller Flutlicht-Atmosphäre mal wieder ihr weniger schönes Auswärtsgesicht auf. „Wir ärgern uns, dass wir 1:3 verloren haben“, zog Coach Jean-Pierre Richter zunächst ein sehr nüchternes Fazit, um auf Nachfrage anzufügen: „In der ersten halben Stunde fand ich uns ein bisschen fehl am Platz, das lief alles nicht so wie gedacht. Ich glaube nicht, dass wir an sich große Probleme mit dem Gegner hatten, sondern oft falsch standen, falsche Entscheidungen getroffen haben und die falschen Dinge gemacht haben.“ Ganz im Gegensatz zu den Hausherren, die mit verändertem Spielsystem (4-1-4-1), einem bärenstarken Sebastian Clasen als alleinigem Sechser – nur im Torabschluss ist beim 28-Jährigen noch Nachholbedarf – und wieselflinken Außenbahnspielern mal wieder ihr schöne Seite zum Besten gaben.

Normalerweise eine absolute Bank in der Innenverteidigung, heute als glänzender Sechser unterwegs: Sebastian Clausen. Foto: KBS-Picture.de

Nach zweimaliger Lange-Hereingabe verpasste Achraf Ouro-Gnaou die Führung jeweils knapp, weil zum einen Süderelbes Vedat Düzgüner beim Schuss des „Flügelflitzers“ im Weg stand (5.) und zum anderen sein Kopfball nach Lohmanns Faustabwehr knapp über den Querbalken segelte (15.). Auf der anderen Seite wäre ein Führungstreffer ebenso möglich, wenngleich sehr überraschend, gewesen. Dennis Bergmann und Ernesto Keisef „doppelpassten“ sich gefühlte dreimal durch die Hintermannschaft der Hausherren. Letztgenannter hatte völlig freie Schussbahn, wählte aber die falsche Variante, indem er Bergmann noch einmal ins Spiel bringen wollte – doch dieser verstolperte (18.). Der FCS agierte oft viel zu kompliziert – das war auf Barmbeker Seite anders. Ein absoluter Bilderbuchangriff über den einmal mehr starken Spielgestalter Hosseini und Ouro-Gnaou, der aus vollem Lauf von rechts flankte, brachte Ivan Sa Borges Dju nicht zu einem krönenden Abschluss, weil Dennis Lohmann dessen Kopfball in herausragender Manier aus dem rechten unteren Toreck fischte (24.)! Kurz darauf sah der Torsteher allerdings – genauso wie seine komplette Defensivreihe – weniger glücklich aus, als die Kugel über Hosseini und El Nemr zu Lange kam. Dieser brachte den Ball von der linken Grundlinie flach und scharf ins Zentrum – allerdings segelte das Leder durch den Fünfmeterraum, wo auch Lohmann nicht retten konnte, so dass Ouro-Gnaou am zweiten Pfosten locker-leicht einschob (28.) – 1:0!

Pascal El Nemr machte auf dem Flügel eine starke Partie und riskierte beim Elfmeter Kopf und Kragen. Foto: KBS-Picture.de

Die Pausenführung der Barmbeker war hochverdient, hätte aber „höher ausfallen müssen“, wie Pieper befand. Nach dem Wechsel kamen die Richter-Kicker mit neuem Mut und Elan auf den Platz zurück – und kamen zumindest zu einer halben Ausgleichschance, als D. Bergmann flankte, aber Düzgüners Schuss vom ebenfalls stark aufspielenden Lange geblockt wurde, ehe Tüter anschließend nur knapp an Mirco Bergmanns Hereingabe vorbei rauschte (55.). Praktisch im direkten Gegenzug verursachte Yannick Petzschke einen unnötigen Freistoß auf seiner rechten Abwehrseite. Hosseini schlug das Spielgerät scharf vors Tor, wo Clausen weder im ersten noch im zweiten Versuch per Kopf den Ball über die Linie befördern konnte, da ein „Süderelbler“ das Leder auf der Linie stehend noch an die Latte köpfte. Den Abpraller stocherte der langzeitverletzte Hagen Bastian zur Vorentscheidung in die Maschen (56.)! Nun spielte BU frei auf – während bei Süderelbe alle Dämme brachen. Nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte lief der hervorragend aufgelegte El Nemr auf Lohmann zu, überloppte diesen, wurde dabei jedoch mächtig abgeräumt. Schiedsrichter Murat Yilmaz (FC Türkiye), der einen äußerst sicheren Eindruck machte, hatte keine andere Wahl, musste Lohmann mit Rot des Feldes verweisen und auf Strafstoß für BU entscheiden. Gegen den von Tolga Odabas sehr platziert ins rechte Eck getretenen Versuch war Neu-Keeper Justin Petzschke machtlos – 3:0 Barmbek (60.)!

Nach zwei Kreuzbandrissen hintereinander kämpfte sich Hagen Bastian auf beeindruckende Weise zurück und feierte heute sein Tor-Debüt. Foto: noveski.com

In der Folge schraubte der Tabellenzweite einige Gänge zurück und machte sich damit die hart erarbeitete Gegentorlos-Serie von 493 Minuten am Stück kaputt: Denn in der 85. Spielminute verteilte man fast schon gleichermaßen ein vorzeitiges Oster-, und Gastgeschenk. Denn zunächst klärte Schlussmann André Tholen nicht allzu glücklich, dann brachte Gene Carlson mit seinem haarsträubenden Fehlpass ohne Bedrängnis Tolga Tüter ins Spiel, der dieses Präsent aber auch auf äußerst sehenswerte Weise annahm. Aus 14 Meter halblinker Position schlenzte er die Pille rechts oben in den Giebel! Und beinahe wäre nochmal Spannung aufgekommen, wenn Carlson seinen Fehler nicht zumindest im Ansatz wieder wett gemacht hätte, als er einen Tüter-Schuss aus der Nahdistanz – nach Flanke von D. Bergmann und schlechter Kopfballabwehr von Bastian – blockte (90.). Schluss! „Also wenn das kein verdienter Sieg war!“, hatte Pieper die Frage nach dem Ausgang der Partie schnell beantwortet. „Wir haben fast alles umgesetzt, was wir uns unter der Woche vorgenommen und erarbeitet haben, waren gut auf den Gegner und dessen Spielweise eingestellt und hatten die bessere Spielidee. Unsere Chancen waren teilweise exzellent herausgespielt. Bis zur 70. Minute haben wir eigentlich nix zugelassen. Nach dem 3:0 hat man aber gemerkt, dass die Mannschaft einen Gang runterfährt, was angesichts des Spielstandes relativ normal ist, mich aber trotzdem nicht erfreut.“ Sein Gegenüber, der erneut auf den einen oder anderen gesundheitlich angeschlagenen Akteur wie Samuel Louca oder Klaas Kohpeiß verzichten musste, gab abschließend zu Protokoll: „Das 0:1 zur Pause war nicht so schlecht. Dann kommen wir gut aus der Kabine, haben ein wenig umgemodelt, waren präsenter und haben die große Chance auf den Ausgleich. Aber dann fangen wir uns das 0:2 und ich weiß bis jetzt noch nicht, wie der Ball da über die Linie geht. Das war ganz wild! Die ersten beiden Gegentore, wie die fallen, das darf nicht sein. Aber ich denke nicht, dass BU uns mit den langen Bällen auf die Außen an die Wand gespielt hat.“